NeujahrspredigtLandesbischof fordert in Neujahrspredigt gesellschaftliche Debatte zur zukünftigen Rolle der Bundeswehr

31.12.2010 | Schwerin (cme). Das Verhältnis zu Gott und das friedensstiftende Potential der christlichen Botschaft standen im Mittelpunkt des Neujahrsgottesdienstes im Dom zu Schwerin. In seiner Predigt zu Johannes 14, 1-6 erinnerte Landesbischof Dr. Andreas von Maltzahn daran, dass Jesus Christus der Weg zu einem erfüllten Leben im Sinne Gottes sei.

 

Bei der Frage nach Orientierung geht es zuerst und vor allem um das eigene Verhältnis zu Gott. Darin begründe sich und erst daraus ergebe sich, „wie wir leben und was wir tun sollen“, so der Landesbischof. Vertrauen zum Vater heiße auch, sich an Jesu Gelassenheit im Blick auf die täglichen Dinge des Lebens zu orientieren und zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu trachten, „die alle Hoffnung, allen Einsatz wert sind“! Auch Jesu Feindesliebe erwachse aus dieser vertrauensvollen Grundhaltung, die nur aus dem Quellgrund einer solchen Gottesbeziehung recht zu verstehen sei und gelebt werden könne.

 

In diesem Zusammenhang ging Landesbischof Dr. Andreas von Maltzahn auf den aktuellen Kampfeinsatz der Bundeswehr in Afghanistan und die geplante Bundeswehrreform ein. „Die Wehrpflicht wird ausgesetzt, die Bundeswehr im Wesentlichen zu einer Berufsarmee. Erstaunlich still ereignet sich das“, so der Landesbischof und verwies auf den Umbau des Stuttgarter Bahnhofs, der zigtausende Menschen mobilisiere, wogegen sich am Umbau der Bundeswehr die Gemüter nicht entzündeten.

 

„Ich bin überzeugt: Wir brauchen dringend die gesellschaftliche Debatte über die zukünftige Rolle unserer Armee – nicht zuletzt auch um der Soldatinnen und Soldaten willen“, so Andreas von Maltzahn. Aus seiner Mitarbeit im EKD-Beirat für die Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten, sei ihm bewusst, „wie wichtig ein klares, in der Gesellschaft verankertes Leitbild wäre“. Angesichts fehlender Wehrgerechtigkeit, gebe es „gute Grunde, die Wehrpflicht auszusetzen“. Doch was entstehe an der Stelle des Alten, eine „moderne Einsatzarmee, die flexibel an weit entfernten Orten der Welt zu agieren vermag?“, fragte der Landesbischof und fügte wörtlich hinzu: „Wir erleben doch gerade, wie wenig es die Probleme löst, die Freiheit am Hindukusch militärisch verteidigen zu wollen! Für mich ist es auch beunruhigend, dass Verteidigungsminister zu Guttenberg ‚offen, ohne Verklemmung’ über die Verknüpfung von Militärpolitik und Wirtschaftsinteressen diskutieren will. Dabei gehe es nicht nur um die Sicherung von Handelswegen, sondern auch um die Sicherung von Rohstoffquellen. Auch wenn hier nicht die Wirtschaftskriege des 19. Jahrhunderts gemeint sein mögen – die Tendenz ist alarmierend.“

 

Neben Sachkenntnis, persönliche Gewissenhaftigkeit, seien ebenso „Anstöße einer christlichen Friedensethik, die zum Beispiel den Vorrang des Zivilen vor dem Militärischen einklagt“, für die gesellschaftliche Debatte zur Reform der Bundeswehr notwendig, erklärte der mecklenburgische Landesbischof. Zugleich beklagte er, dass die Förderung von Friedensdiensten bisher weder in Afghanistan noch in den bisherigen Planungen der Bundeswehrreform und der Freiwilligendienste eine angemessene Rolle spiele.

 

Die Verheißung von Jesus Christus - „ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ - ist laut Landesbischof von Maltzahn keine unmittelbare Handlungsanleitung für die konkrete Situation, für den akuten Konflikt. Und doch liege in dieser Botschaft friedensstiftendes Potential: Gewaltverzicht habe seine religiöse Wurzel in der Hingabe Jesu und im Vertrauen auf Gott. Das befreie dazu, Frieden nicht allein durch eigene Stärke sichern zu wollen.