Pommerscher Kirchenkreis lädt zum Stolpersteinweg in Greifswald einGedenken an neun Stationen
20.10.2014 | Greifswald (ak). Am kommenden Mittwoch, 22. Oktober, verlegt der Künstler Gunter Demnig in Greifswald an neun Stationen insgesamt 14 neue Stolpersteine. Der Stolpersteinweg beginnt um 13 Uhr in der Kapaunenstraße 14 und führt bis zur Erich-Böhmke-Straße 32. Erstmals wird während des Stolpersteinwegs auch an ein nichtjüdisches Opfer des Nationalsozialismus‘ erinnert. An der letzten Station setzt Gunter Demnig einen Stolperstein für Else Pauline Wasmund ein. Zum Stolpersteinweg lädt der Pommersche Evangelische Kirchenkreis gemeinsam mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, dem Arbeitskreis Kirche und Judentum, dem Dekanat Vorpommern des Erzbistums Berlin, dem Jugendprojekt Lebenswelten – Jugend findet Stadt!, der Hansestadt Greifswald und der Evangelischen Studentengemeinde Greifswald ein.
Politischer Häftling in Ravensbrück
Else Pauline Wasmund wurde am 29. Oktober 1915 in Karlsburg geboren und wohnte bis zu ihrem Tod in der heutigen Erich-Böhmke-Straße 32. Sie war eine ledige, evangelische Arbeiterin und ist somit die erste nicht-jüdische, aber von Nazis verfolgte Person, der in Greifswald ein Stolperstein gewidmet wird. Nachdem sie im Mai 1940 ein Verhältnis mit einem polnischen Zivilarbeiter zugab, wurde sie deshalb vom 18. Mai 1940 bis zum 11. April 1941 in „Schutzhaft“ genommen. Seit dem 11. Januar 1941 wurde sie als politischer Häftling unter dem Vermerk „Verkehr mit Polen“ im Konzentrationslager Ravensbrück geführt. Nach ihrer Entlassung aus dem Konzentrationslager im April 1941 durfte sie nicht mehr von ihrer bisherigen Arbeitgeberin in Greifswald eingestellt werden.
Beisetzung auf dem Armenfriedhof
Else Pauline Wasmund wurde seit dem 26. November 1942 vermisst und am 4. Februar 1943 tot im Ryck aufgefunden. Als Todesursache ist in der Niederschrift der Ortspolizeibehörde „Freitod durch Ertrinken“ angegeben. Ihre Beisetzung erfolgte am 8. Februar 1943 durch das Wohlfahrtsamt auf dem Armenfriedhof in Greifswald. Sie hinterließ drei Kinder. Während Tochter Ilse und Sohn Bodo bei Verwandten aufgezogen wurden, wuchs Georg Wasmund unter Vormundschaft bei Pflegeeltern in Anklam, ohne Kontakt zu seinen beiden anderen Geschwistern, auf. Er zog später nach Berlin und konnte erst im Januar 2010 seine Geschwister wiederfinden. Er regte die Verlegung eines Stolpersteins für seine Mutter an.
Inschrift des Stolpersteins
Hier wohnte
Else Pauline Wasmund
JG. 1915
„SCHUTZHAFT“ 1940
„RASSENSCHANDE“
1941 RAVENSBRÜCK
ENTLASSEN 1941
FLUCHT IN DEN TOD
DURCH ERTRINKEN
AUFGEFUNDEN 04.02.1943