Veranstaltung

Das Jahr 1945 in Schwerin Opfer und Täter

Die Domgemeinde Schwerin lädt ein zu Vortrag und Diskussion

25.04.2025  ·  18:00 Uhr  ·  19:00 Uhr
  • Thomaskapelle des Doms
  • 19055 Schwerin

 

 

Das Jahr 1945 bedeutete

auch für unsere Stadt eine

Zeit des Umbruchs und

tiefgreifender Veränderungen.

Die letzten Kriegstage und der

Einmarsch der US-Armee am

2. Mai 1945 markierten das

Ende einer Epoche und den

schwierigen Neuanfang unter

zuerst westalliierter und später

sowjetischer Besatzung.

Wir laden Sie herzlich ein,

diese Zeit gemeinsam zu besprechen und

Erinnerungen zu teilen:

Der Historiker Christoph Wunnicke wird mit

einer kurzen Einführung in die Ereignisse

der Stadt im Jahr 1945 die historischen

Hintergründe darstellen. Daneben führt er in

die bislang wenig erforschte bzw. systematisch

dargestellte NS-Tätergeschichte der Region ein.

Auch die evangelische Kirche in Schwerin

spielte eine aktive Rolle bei der Durchsetzung

der nationalsozialistischen Rassenpolitik. Ab

1934 erhielt beispielsweise der Schweriner

Ofenfabrikant Otto Brockmann aufgrund seiner

Ehe mit einer Jüdin keine Aufträge mehr von

der Domkirche. Für „Ariernachweise“ eröffnete

die Landeskirche Mecklenburgs am 1. Mai

1934 die Kirchenbuchstelle Schwerin, die

später zur „Mecklenburgischen Sippenkanzlei“

ausgebaut wurde. Ihr Leiter, Pastor Edmund

Albrecht, organisierte die zentrale Erfassung

von Kirchenbucheinträgen, um jüdische

Vorfahren nachzuweisen und damit Menschen

aus kirchlichen und gesellschaftlichen

Strukturen auszuschließen. Darüber hinaus

verweigerte die Kirche den Wiedereintritt

ehemaliger Juden. Ein Beispiel ist die

74-jährige Bertha Lazarus aus Parchim, die

nach dem Tod ihres Mannes 1938 wieder in

die evangelische Kirche aufgenommen werden

wollte, jedoch vom Oberkirchenrat abgewiesen

wurde.

Weitgehend unbekannt ist

auch die Biografie von Walter

Granzow. Nach dem Wahlsieg

der NSDAP wurde er 1932

NSDAP-Ministerpräsident von

Mecklenburg-Schwerin. Auch

in Schwerin sorgte er für die

Enteignung jüdischen Besitzes

und die Förderung „arischer“

Betriebe. Zudem war er als SSFührer

eng mit der radikalen Durchsetzung der

NS-Ideologie verbunden.

Hermann Baranowski, geboren in Schwerin,

war als SS-Offizier tief in die Verbrechen

der Konzentrationslager verstrickt. Nach

seinem Eintritt in die SS im Jahr 1931

stieg er schnell auf und übernahm leitende

Funktionen in mehreren KZs. 1936 wurde er

Schutzhaftlagerführer in Dachau und ab 1938

Schutzhaftlagerführer im KZ Sachsenhausen.

Die von ihm verantwortete öffentliche

Hinrichtung des Zeugen Jehovas August

Dickmann im Jahr 1939 gilt als erste KZHinrichtung

eines Kriegsdienstverweigerers

ohne Gerichtsverfahren. Sein Adjutant Rudolf

Höß, später Kommandant des KZ Auschwitz,

sah in ihm ein Vorbild für die Härte, die in den

Lagern zu herrschen hatte.

Den Kern der Veranstaltung bildet jedoch die

offene Diskussion mit Ihnen, dem Publikum.

Wir möchten Sie ermutigen, Ihre Erinnerungen

oder die Geschichten Ihrer Familie zu teilen

– sei es über die letzten Kriegstage, die

Begegnungen mit der US- oder Roten Armee,

die ersten Monate nach dem Krieg, das

Schicksal der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge

in unserer Region oder gar Täterbiografien von

Verwandten.

Lassen Sie uns gemeinsam ein Stück

Geschichte lebendig halten. Wir freuen uns auf

Ihre Teilnahme!

 

Veranstalter

Domgemeinde Schwerin und Kirchenkreis Mecklenburg
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