Veranstaltung
Das Jahr 1945 in Schwerin Opfer und Täter
Die Domgemeinde Schwerin lädt ein zu Vortrag und Diskussion

- Thomaskapelle des Doms
- 19055 Schwerin
Das Jahr 1945 bedeutete
auch für unsere Stadt eine
Zeit des Umbruchs und
tiefgreifender Veränderungen.
Die letzten Kriegstage und der
Einmarsch der US-Armee am
2. Mai 1945 markierten das
Ende einer Epoche und den
schwierigen Neuanfang unter
zuerst westalliierter und später
sowjetischer Besatzung.
Wir laden Sie herzlich ein,
diese Zeit gemeinsam zu besprechen und
Erinnerungen zu teilen:
Der Historiker Christoph Wunnicke wird mit
einer kurzen Einführung in die Ereignisse
der Stadt im Jahr 1945 die historischen
Hintergründe darstellen. Daneben führt er in
die bislang wenig erforschte bzw. systematisch
dargestellte NS-Tätergeschichte der Region ein.
Auch die evangelische Kirche in Schwerin
spielte eine aktive Rolle bei der Durchsetzung
der nationalsozialistischen Rassenpolitik. Ab
1934 erhielt beispielsweise der Schweriner
Ofenfabrikant Otto Brockmann aufgrund seiner
Ehe mit einer Jüdin keine Aufträge mehr von
der Domkirche. Für „Ariernachweise“ eröffnete
die Landeskirche Mecklenburgs am 1. Mai
1934 die Kirchenbuchstelle Schwerin, die
später zur „Mecklenburgischen Sippenkanzlei“
ausgebaut wurde. Ihr Leiter, Pastor Edmund
Albrecht, organisierte die zentrale Erfassung
von Kirchenbucheinträgen, um jüdische
Vorfahren nachzuweisen und damit Menschen
aus kirchlichen und gesellschaftlichen
Strukturen auszuschließen. Darüber hinaus
verweigerte die Kirche den Wiedereintritt
ehemaliger Juden. Ein Beispiel ist die
74-jährige Bertha Lazarus aus Parchim, die
nach dem Tod ihres Mannes 1938 wieder in
die evangelische Kirche aufgenommen werden
wollte, jedoch vom Oberkirchenrat abgewiesen
wurde.
Weitgehend unbekannt ist
auch die Biografie von Walter
Granzow. Nach dem Wahlsieg
der NSDAP wurde er 1932
NSDAP-Ministerpräsident von
Mecklenburg-Schwerin. Auch
in Schwerin sorgte er für die
Enteignung jüdischen Besitzes
und die Förderung „arischer“
Betriebe. Zudem war er als SSFührer
eng mit der radikalen Durchsetzung der
NS-Ideologie verbunden.
Hermann Baranowski, geboren in Schwerin,
war als SS-Offizier tief in die Verbrechen
der Konzentrationslager verstrickt. Nach
seinem Eintritt in die SS im Jahr 1931
stieg er schnell auf und übernahm leitende
Funktionen in mehreren KZs. 1936 wurde er
Schutzhaftlagerführer in Dachau und ab 1938
Schutzhaftlagerführer im KZ Sachsenhausen.
Die von ihm verantwortete öffentliche
Hinrichtung des Zeugen Jehovas August
Dickmann im Jahr 1939 gilt als erste KZHinrichtung
eines Kriegsdienstverweigerers
ohne Gerichtsverfahren. Sein Adjutant Rudolf
Höß, später Kommandant des KZ Auschwitz,
sah in ihm ein Vorbild für die Härte, die in den
Lagern zu herrschen hatte.
Den Kern der Veranstaltung bildet jedoch die
offene Diskussion mit Ihnen, dem Publikum.
Wir möchten Sie ermutigen, Ihre Erinnerungen
oder die Geschichten Ihrer Familie zu teilen
– sei es über die letzten Kriegstage, die
Begegnungen mit der US- oder Roten Armee,
die ersten Monate nach dem Krieg, das
Schicksal der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge
in unserer Region oder gar Täterbiografien von
Verwandten.
Lassen Sie uns gemeinsam ein Stück
Geschichte lebendig halten. Wir freuen uns auf
Ihre Teilnahme!
Veranstalter
Domgemeinde Schwerin und Kirchenkreis Mecklenburg


















