Annette Seiffert restauriert den Wismarer Martin-Georg-Altar Neuer Glanz für alte Heiligenfiguren

Von Norbert Wiaterek

Annette Seiffert aus Wismar zeigt in ihrer Werkstatt auf ein Gemälde auf dem Seitenflügel des Martin- Georg-Altars. Dargestellt ist die Geburt der Gottesmutter Maria und auf der linken Seite Marias Eltern, Joachim und Anna, an der goldenen Pforte.

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01.12.2013 · Wismar. Eine Arbeit, die viel Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert: Annette Seiffert beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Wismarer Martin- Georg-Altar. In ihrer Werkstatt reinigt die Diplom-Restauratorin Figuren, entfernt Übermalungen, bessert Fehlstellen aus, ersetzt Holzteile. In naher Zukunft soll der Mittelschrein des um 1500 von einem unbekannten Künstler gefertigten Werks, das ursprünglich im südlichen Seitenjoch der Wismarer Georgenkirche stand, 1945 in die Sakristei der benachbarten Heiligen-Geist-Kirche kam und seit 1990 wegen fortgeschrittener Schäden eingelagert war, wieder in Heiligen Geist zu bewundern sein.

Doch zunächst müssen unter anderem noch ein Klimagerät angeschafft und die Predella, also der Altaraufsatz, erneuert beziehungsweise überarbeitet werden. „Wir brauchen, um den Altar zu schützen, günstige Bedingungen. Das Klimagerät soll die Luftfeuchtigkeit in dem Raum regulieren, denn es hat sich gezeigt, dass im Sommer die Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sehr groß waren“, erklärt Thomas Cremer. Der Pastor rechnet mit zusätzlichen Kosten in Höhe von etwa 8 000 Euro. Die Aufstellung des Mittelschreins werde sicher nicht vor dem ersten Advent erfolgen.

Der Mittelteil des wertvollen Altaraufsatzes mit den drei großen Figuren Gottesmutter Maria (mit Kind) auf einer Mondsichel, heiliger Martin und heiliger Georg ist bereits restauriert, ebenso wie die beiden kleineren Figuren Anna Selbdritt und Evangelist Matthäus aus einem Seitenflügel. Andere der insgesamt 15 Retabel-Figuren sind in unterschiedlichen Stadien der Bearbeitung. Vier, nämlich die Heiligen Katharina, Erasmus, Antonius und Johannes der Täufer, warten noch auf die Generalüberholung. Nach den Figuren soll den sehenswerten und detailreichen Maltafeln auf dem vierflügeligen Schnitzaltar, die das Leben der heiligen Maria zeigen, sowie dem Schrein zu neuem Glanz verholfen werden. Annette Seiffert schätzt, dass noch „maximal zehn Jahre“ vergehen werden, bis der Martin-Georg-Altar komplett saniert ist.

Die Arbeiten finanzieren die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die städtische Denkmalpflege, aber auch Mitglieder des Förderkreises St. Georgen zu Wismar. „Fünfzehn Einzelspender haben auch größere Beträge gegeben. Insgesamt flossen rund 45 000 Euro“, freut sich Dr. Carl Christian Wahrmann vom Vorstand des 1987 gegründeten Förderkreises. „Ich hätte nicht gedacht, dass in knapp drei Jahren schon so viel Geld gespendet wird.“ Einzelne Figuren haben Paten. „Derzeit sind es sieben: für Anna Selbdritt, den Evangelisten Matthäus, für Johannes, Dorothea, Barbara, Laurentius und Johannes den Täufer“, so Gisela Lüders vom Förderkreis-Vorstand. Der Diakon Laurentius ist der Stadtpatron von Wismar.

Der letzte Arbeitsabschnitt am Mittelschrein kostete etwa 17 000 Euro. Wenn neue Spenden eingegangen sind, will sich die Restauratorin aus Wismar weiter um die Heiligenfiguren Dorothea und Barbara kümmern sowie um den heiligen Johannes den Täufer und den Evangelisten Johannes. Nach wie vor wird von Gesamtkosten in Höhe von 155 000 Euro ausgegangen. Wie teuer die Restaurierung des Altaraufsatzes aber letztendlich wird, könne noch nicht bis auf den letzten Euro ausgerechnet werden. „Bei den Arbeiten ergeben sich immer Veränderungen, zum Beispiel dass Farben gefestigt werden müssen, was so nicht abzusehen war“, so Seiffert.

Auch weiterhin besteht die Möglichkeit, Patenschaften oder Teilpatenschaften für einzelne Heiligenfiguren und Arbeitsabschnitte zu übernehmen. Informationen im Internet: www.georgenkirche.de. Die Restauratorin betont: „Es ist ein künstlerisch besonders wertvoller Altar. Das Schnitzwerk ist absolute Spitzenklasse. Und es ist noch viel Originalfarbe aus dem Mittelalter erhalten.“

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 48/2013