Sanierung des Greifswalder Wahrzeichens "Gute Aussichten für den Dom" dank Fundraising-Projekt

Von Nicole Kiesewetter

Stefan Scholz, Domkoordinator am Greifswalder Dom.

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06.12.2013 · Greifswald. Seit Anfang des Jahres gibt es am Greifswalder Dom ein neues Amt: Stefan Scholz ist Dombaukoordinator an St. Nikolai. Doch immer wieder muss der studierte Bauingenieur erklären, was er eigentlich zu tun hat. "Ich bin kein Dombaumeister, wie es ihn in Köln oder Aachen gibt", erklärt er. Vor allem gehe es um ein solides Finanzierungskonzept für die dringend erforderliche Sanierung. Für Anfang nächsten Jahres plant er ein Spendenprojekt mit den Turmstufen.

"Derzeit ist der Dom durch Bauschäden gefährdet, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind", sagt der 56-Jährige. Hauptproblem seien Rissbildungen im Kirchenraum und in den Dachräumen der Seitenschiffe sowie im und am Turm. Außerdem weisen das Dach und sein Tragewerk substanzgefährdende Holzschäden wie etwa Hausschwamm auf. Bereits im 13. Jahrhundert wurde das Greifswalder Wahrzeichen erstmals urkundlich erwähnt. Unter anderem wurde hier der Romantik-Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) getauft.

Der Vater von vier erwachsenen Kindern kennt sich aus mit Kirchenbau und Kirchensanierung. Von Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre hat Scholz mit seiner Familie in Tansania gelebt und dort für das Berliner Missionswerk Kirchen gebaut. Nach dem Fall der Mauer zog es die Familie zurück nach Deutschland. "Wir waren neugierig und wollten unbedingt in eines der neuen Bundesländer". Die Nähe zum Meer habe den Ausschlag für Mecklenburg-Vorpommern gegeben.

Fünf Millionen Euro fehlen - Reemtsma-Stiftung fördert Sanierung

Rund fünf Millionen Euro werden bis 2017 für die Dom-Sanierung gebraucht. Doch es erweist sich als Kraftakt, die möglichen Geldgeber an einen Tisch zu bekommen. "Die Krupp-Stiftung forderte ein Gesamtkonzept, bei dem alle Geldgeber erklären, wie viel Förderung sie insgesamt bereit sind zu geben. Bund, Land und beispielsweise die Deutsche Stiftung Denkmalsschutz geben jedoch nur eine jährliche Förderzusage", umreißt Scholz die Problemlage.

Doch es gibt gute Nachrichten für den Greifswalder Dom: Nach der Zusage der Hermann-Reemtsma-Stiftung über Fördermittel in Höhe von 800.000 Euro ist jetzt der größte Teil der Gesamtsumme zusammen. "Das war der Durchbruch", freut sich Scholz.

Für 2014 und 2015 muss die Gemeinde aber einen Eigenanteil von jährlich rund 50.000 Euro aufbringen. Dafür will Scholz gemeinsam mit dem Fundraising-Team ein neues Projekt auf den Weg bringen: Unter dem Motto "262 Stufen - gute Aussichten für den Dom" können Interessenten symbolisch 500 Euro für jede der 262 Stufen spenden, die zur Aussichtsplattform des Doms führen. Offizieller Start soll Anfang nächsten Jahres sein.

Abstimmung zur "Kirche des Jahres 2014"

Es sei klar, dass sich dieses Projekt nur auf einen kleinen Spenderkreis beziehen kann, sagt Scholz. Doch nicht nur jede Spende ist willkommen, sondern auch jede Stimme: Noch bis Anfang nächsten Jahres kann auf der Internetseite der "Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland", kurz "Stiftung KiBa" (www.ekd.de/kiba/kdj.html), für den Dom als "Kirche des Jahres 2014" gestimmt werden.

Scholz blickt zuversichtlich in das kommende Jahr. "Uns fehlen noch 700.000 Euro. Das wäre mein Wunsch für 2014, dass wir die zusammenbekommen". Seine 50-Prozent-Stelle als Dombaukoordinator ist auf vier Jahre befristet ist. Doch er hat kein Problem damit, dass er sich dann beruflich wieder neu orientieren muss. "Der liebe Gott wird schon wissen, was er noch mit mir vorhat. Aber das muss er mir ja jetzt noch nicht verraten."

Quelle: epd