Weihnachtslieder an Bord Matthias Ristau ist neuer Seemannspastor der Nordkirche
Von Thomas Morell
19.01.2013 · Hamburg. Die evangelische Küstenkirche im Norden hat einen neuen Seemannspastor: Matthias Ristau ist seit Oktober im Amt und bereitet sich in diesen Tagen auf das Weihnachtsfest mit den Seeleuten vor.
Selbst an Weihnachten macht der Hamburger Hafen offiziell keine Pause. Dennoch wird auf vielen Schiffen besinnlich Heiligabend gefeiert. Pastor Matthias Ristau wird am 24. Dezember im Seemannsclub "Duckdalben" seinen ersten Weihnachtsgottesdienst halten und anschließend mit den Seeleuten Raclette essen. Seit Oktober ist der 44-Jährige Seemannspastor der evangelischen Nordkirche.
Die Aussicht aus seinem Hamburger Büro ist beneidenswert. Direkt vor seinem Fenster in der Seemannsmission Altona schippern die Containerriesen vorbei. Doch zu seinem neuen Arbeitsgebiet zählen neben den drei Seemannsmissionen in Hamburg auch die Stationen in Brunsbüttel (Elbe), Kiel, Lübeck und Rostock. Ristau: "Ich bin selten im Büro."
Die Neugierde auf fremde Kulturen begleitet Matthias Ristau schon sein Leben lang. Nach dem Theologiestudium arbeitete er zwei Jahre lang in einem ökumenischen Bibelzentrum der Befreiungstheologie in Salvador de Bahia in Brasilien. Nach seiner Vikarszeit war er Dorfpastor in Süderlügum an der dänischen Grenze. Anschließend zog es ihn wieder für fünf Jahre nach Brasilien: Ristau war Pastor in Sao Paulo und im Bundesstaat Paraná. Zurück in Kiel übernahm er die Pfarrstelle in der Sozialkirche Gaarden, in der die "Kieler Tafel" Essen verteilt. Die Kirche sieht er als Unterstützer der Armen: "Das ist es, wofür ich Pastor geworden bin."
Die Verbindung zur Seefahrt war bislang nicht sehr eng. "Ich bin immer gern an die Elbe gefahren, um Schiffe zu sehen", sagt der gebürtige Hamburger. Während des Studiums lebte er ein Jahr auf St. Pauli unweit der Landungsbrücken. Heute wohnt die vierköpfige Familie in Wedel.
Für Ristau zählen auch Seeleute zu den Menschen, die besonders benachteiligt sind. Es sei Aufgabe der Seemannsmission, dass ihre Würde gewahrt werde. Trotz des technischen Fortschritts seien die Arbeitsbedingungen zum Teil unwürdig. Um neben den vielen Leitungs- und Verwaltungsaufgaben auch den regelmäßigen persönlichen Kontakt zu Seeleuten zu pflegen, will er sich in einer Besuchergruppe engagieren.
In den Stationen der Seemannsmission können die Seeleute Billard, Kicker und Tischtennis spielen. Sie haben Zugang zum Internet, können telefonieren und sich mit Dingen des täglichen Bedarfs eindecken, die an Bord rar sind. Oft würden sich an Alltagsfragen wie Einkäufe Gespräche darüber entwickeln, was Seeleuten schwer auf der Seele liegt. "Eine Sprechstunde des Seemannspastors macht da wenig Sinn."
Ein besonderes Augenmerk wird Ristau auf die Kreuzfahrtschiffe richten. Das Service-, Reinigungs- und Küchen-Personal verdient oft sehr wenig. Wenn ein Kreuzfahrtschiff in Hamburg anlegt und die Passagiere in die Stadt strömen, gibt es besonders viel Arbeit an Bord. So hat die Seemannsmission direkt am Terminal in der Hafen-City eine "Seafarers Lounge" für die Besatzung eingerichtet. Weitere Stationen in Hamburg und eine in Kiel sollen folgen.
Wer Matthias Ristau predigen hören will, kann dies bei der Kieler Woche, der Travemünder Woche, der Rostocker Hanse Sail oder dem Hamburger Hafengeburtstag tun. An Ristaus Arbeitsplatz hat die Seemannsmission Altona die kleine St. Clemens-Kirche eingerichtet. Wenn Ristau die Gemeinde dort segnet, blickt er direkt auf die Elbe.
An Heiligabend bekommen die Seeleute meist am Vormittag Besuch von den Vertretern der Seemannsmissionen. Sie bringen Geschenktütchen mit Süßigkeiten, Telefonkarten oder einer Weihnachts-CD mit. Im Gottesdienst mit Pastor Ristau geht es international zu. Die Weihnachtsgeschichte wird in verschiedenen Sprachen erzählt. Gesungen wird meist auf englisch und deutsch. Wie jedes Jahr wird der "Duckdalben" wieder rappelvoll sein. Ristau: "Weihnachten ist für die Seeleute ganz wichtig."
Quelle: epd