Die biblische Debora und die Frage nach Frauen in Leitungspositionen Wenn die Macht weiblich ist

Von Annika Lukas

Sie ziehen die Fäden der Politik: Jael, Debora, Angela Merkel (v.l.n.r.)

Fotocollage: akg-images/nordbild

08.12.2013 · Schwerin.

Die Verhandlungen sind abgeschlossen. Die große Koalition ist auf dem Weg. Ganz vorne dabei ist Angela Merkel. Als erste Bundeskanzlerin nimmt sie es in der Politik mit vielen Männern auf. Ein berühmt gewordenes Zitat hat sie nach der diesjährigen Wahl bekräftigt: „Ich möchte Deutschland vier weitere Jahre dienen.“

Wie sich das „Dienen“ für das Volk in der kommenden Legislaturperiode gestalten wird, steht noch nicht fest. Fest steht nur, dass sie als erste Frau seit acht Jahren als Bundeskanzlerin ihre Spuren hinterlässt.

Spuren hinterlassen hat auch die Frau, die im Mittelpunkt unserer heutigen Ausgabe steht: Debora (Bildmitte hinten) lebt und wirkt als Richterin und Politikerin in einer männlich dominierten Gesellschaft. Sie spricht Recht und ersinnt politische Manöver. So auch im Kampf gegen Jabin, den König von Kanaan.

Seit 20 Jahren unterdrückt dieser das Volk Deboras. Sie organisiert den Kampf gegen den Feind und schickt ihren Feldherrn Barak in die Schlacht. Der Anführer der Gegner, Sisera, sucht im Verlauf des Kampfes Zuflucht in einem vermeintlichen sicheren Zelt – es sind nur Frauen dort. Allerdings ist er auf eine List hereingefallen. Ihm wird im Schlaf von einer Frau namens Jael (im Bild links) ein Pflock durch die Schläfe getrieben.

So brutal wie zu Zeiten der biblischen Debora wird in Deutschland nicht regiert. Noch immer gibt es aber viele Bereiche, wo es nicht selbstverständlich ist, dass Frauen Verantwortung übernehmen. Häufig kämpfen sie mit der Doppelrolle als Mutter und Berufstätige. Eigene und fremde Erwartungen können Karrieren früh ausbremsen.

Statistiken belegen, dass in Deutschland nur 8,7 Prozent der Führungspositionen in Betrieben ab 500 Mitarbeitern von Frauen besetzt sind. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Mercer Deutschland GmbH aus dem Jahr 2012 belegt Deutschland im Vergleich von 29 europäischen Ländern gerade mal Platz 28. Spitzenreiter ist Litauen mit 44 Prozent.

Es gibt also Nachholbedarf – trotz der Frau an der Spitze. Und das nicht nur im Bereich der Wirtschaft, auch in der Kirche. Es wird Zeit, sich die positiven Aspekte der biblischen Frauen unserer Serie zum Vorbild zu nehmen.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 49/2013