Kirchenhistoriker: Reformationsjubiläum zu sehr auf Luther fixiert
04.10.2013 · Tübingen.Die Planungen der evangelischen Kirchen für das Reformationsjubiläum 2017 sind nach Meinung des Tübinger evangelischen Kirchenhistorikers Volker Leppin zu sehr auf die Person Martin Luthers (1483-1546) fixiert. Das fange bei der Bezeichnung "Luther-Dekade" an und reiche bis zum Logo, sagte Leppin dem Magazin "theologie" der württembergischen Landeskirche. Man habe in den vergangenen Jahren vernachlässigt, dass die Reformation auch andere Träger gehabt habe - etwa die großen reformierten Kirchen sowie Kirchen, die die Säuglingstaufe ablehnen.
Das Reformationsjubiläum sollte nach Leppins Überzeugung selbstbewusst und gleichzeitig konfessionsverbindend gefeiert werden. "Eine Identitätsfindung durch Abgrenzung käme mir recht unreif vor", sagte der Wissenschaftler. Den Anlass für das Jubiläum - Martin Luthers Anschlag von 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche am 31. Oktober 1517 - hält Leppin für einen "Gründungsmythos". Für einen Thesenanschlag gebe es "nur späte und schwache Belege", es handele sich mehr um Erinnerungskultur als um Geschichtsschreibung.
Quelle: epd