Start für 250 Theologie-Studierende an den Unis Rostock und Greifswald „Die Erstis kommen“
13.10.2013 · Rostock/Greifswald.Lehramt Religion? Das ist einfach ein tolles Fach mit vielen Möglichkeiten“, meint René Dannehl (23) aus Neubrandenburg – einer der „Erstis“ in Greifswald, wie die Erstsemestler von den Älteren fröhlich begrüßt werden. Anja Granitza (26) gehört auch zu ihnen. Sie hat in Göttingen bereits Psychologie studiert und hängt nun in Greifswald „Theologie auf Pfarramt“ dran: „Ich will in der Forschung bleiben, an der Verbindungsstelle zwischen beiden Fächern“, sagt die Berlinerin.
Theologie ist zu einem Studienfach avanciert, das längst nicht mehr „nur“ für den Pastoren-Nachschub sorgt. An den Universitäten unseres Landes, in Rostock und in Greifswald, beginnt dieser Tage das neue Semester. Aus allen Gegenden Deutschlands strömen junge Menschen ins Land, die Religionslehrer werden, wissenschaftlich forschen oder ins Pfarramt wollen.
„Die Nachfrage ist ungebrochen“, bestätigen die Dekane beider Theologischen Fakultäten, während die Zahlen bundesweit eher stagnieren. Zirka 250 Erstsemestler kommen nach Rostock und Greifswald, 600 bis 800 Theologie-Studierende bildet jede der Unis insgesamt aus: für „Lehramt“ oder „Pfarramt“. Küstenbonus? Professor Roland Rosenstock lächelt. „Die attraktive Lage spielt schon eine Rolle“, meint der Dekan der Theologischen Fakultät Greifswald. „Aber hauptsächlich haben unsere Unis einfach einen guten Ruf.“
Zwischen beiden Fakultäten besteht seit 2002 ein Kooperationsvertrag, wenngleich sie eigenständig arbeiten und jede ihr Profil hat. Rostocker Theologie- Studenten kommen zu 60 Prozent aus dem eigenen Bundesland, viele auch aus Brandenburg, wenige aus dem Nordwesten. „Rostock ist mehr kulturtheoretisch orientiert“, schätzt Professor Thomas Klie ein, Dekan in Rostock. „Greifswald bleibt näher praktisch- volksmissionarisch.“ Greifswald hat mehr Zulauf aus den alten Bundesländern: „Die Angebote des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung ziehen auch sehr viele Süddeutsche an“, so Rosenstock. „Allerdings bleiben viele nur zwei bis vier Semester.“
Mit der Nordkirche aber ergebe sich ein größerer Arbeitgeber. Dadurch sähen viele Absolventen hier Chancen für ihre berufliche Entwicklung. „Religionslehrer werden gebraucht“, sagt er. An den Unis sei dieser Aspekt spürbar. Die Hälfte aller Immatrikulierten der Theologie in Greifswald studieren inzwischen nicht Pfarr- sondern Lehramt, in Rostock sogar etwas mehr. Und getauft sind auch längst nicht mehr alle Theologie-Studenten. „Wir haben unter den Lehrämtlern 30 Prozent Konfessionslose“, so Rosenstock.
Auch René und Anja – Kinder der 90er – sind erst einmal konfessionslos aufgewachsen. René fand mit 12 in die freikirchliche Gemeinde, Anja mit 14 in die „Junge Kirche“ Berlin. Doch auf ihrem Weg zur Religion sehen sich beide noch nicht am Ziel. „Ich werde hoffentlich auch Sachen diskutieren, die mich in meinem Glauben herausfordern und meinen Glauben schärfen“, sagt Anja Granitza. Fünf Jahre Studienzeit voller Fragen und hoffentlich auch Antworten liegen dafür vor ihr.
Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 41/2013