Johannes-Bugenhagen-Stiftung Seelsorge-Projekte in Pommern ausgezeichnet

Die Johannes-Bugenhagen-Stiftung hat am Dienstag in Greifswald drei Seelsorge-Projekte ausgezeichnet. Bischof Abromeit gratuliert den Ehrenamtlichen aus der Luther-Auferstehungsgemeinde in Stralsund.

© kirche-mv.de/D. Vogel

30.04.2014 · Greifswald. Die drei Gewinner des ersten Bugenhagenwettbewerbs stehen fest: Die Kirchengemeinden Gingst (auf Rügen) und Richtenberg (Landkreis Vorpommern-Rügen) sowie die Stralsunder Luther-Auferstehungsgemeinde haben das Kuratorium der Johannes-Bugenhagen-Stiftung mit ihren herausragenden Projektideen zum Thema Seelsorge überzeugt.

Am Dienstagabend überreichte ihnen Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit bei einer Feier im Greifswalder Regionalzentrum kirchlicher Dienste jeweils ein Preisgeld von 500 Euro und zusätzlich Fördermittelzusagen von bis zu 3000 Euro. „Wir sind beeindruckt davon, wieviel Engagement und Begeisterung für das Anliegen Seelsorge wir in Ihren Projekten finden“, sagte Bischof Abromeit in seiner Laudatio. „Die unterschiedlichen Beiträge spiegeln die große Lebendigkeit unserer Kirchengemeinden in Stadt und Land wieder. Die Ehrenamtlichen sowie Pastorinnen und Pastoren haben gemeinsam kreative Antworten auf Herausforderungen vor Ort gesucht und gefunden“, so der Vorsitzende der Stiftung.

Ambulantes Hospizprojekt in Richtenberg

So hat die Kirchengemeinde Richtenberg den Wettbewerb zum Anlass genommen, ein ambulantes Hospizteam zu gründen. Die Idee dazu hatte die Ärztin Monika Tauchert (61), die vor einem Jahr die Praxis an ihre Tochter übergeben hat. „Als Landärztin hatte ich immer das Gefühl, den Bedürfnissen von Sterbenden und ihren Familien nicht gerecht werden zu können. Die seelsorgerliche Betreuung, die Klärung von juristischen Fragen, den Angehörigen Sicherheit zu geben – das konnte ich nicht so leisten, wie es nötig gewesen wäre.“ Preisgeld und Fördermittel des Wettbewerbs ermöglichen ihr nun, gemeinsam mit dem Richtenberger Pastor Axel Prüfer und der Leiterin der Diakonie Franzburg Schwester Mareen Michaelis die ambulante Hospizarbeit zu starten: „Wir wollen regelmäßig Informationsveranstaltungen anbieten zu pflegerischen und juristischen Themen wie der Vorsorgevollmacht. Dazu haben wir bereits eine Juristin gewonnen.“ Einmal im Monat soll es ein Café geben, in dem Angehörige sich austauschen und durchatmen können. „Wer mich braucht, der kann mich jederzeit anrufen“, so Monika Tauchert. Dieses Angebot richte sich an alle Richtenberger: „In der Begleitung von Sterbenden habe ich immer wieder gemerkt, wie wichtig Seelsorge ist – ganz egal, ob jemand zur Kirche gehört oder nicht.“

„Beichte neu entdecken“ in Gingst

Als „äußerst mutig“ bewertete das Kuratorium der Bugenhagenstiftung den Beitrag der Kirchengemeinde Gingst. Sie möchte Menschen die Möglichkeit geben, eine Beichte abzulegen. „Johannes Bugenhagen selbst hat uns auf die Idee gebracht“, erzählt der Gingster Pastor Joachim Gerber, „schließlich war er ja der Beichtvater von Martin Luther.“ Angeregt durch den Wettbewerb habe man im Kirchgemeinderat überlegt, was Menschen denn wirklich helfe: „Da sind wir dann schnell drauf gekommen, dass viele etwas loswerden wollen, ihr Gewissen entlasten und dann erfahren möchten, dass sie neu anfangen können. Also ganz altmodisch die Beichte, die wir Protestanten ja fast gar nicht mehr kennen.“ Zwei prachtvolle Beichtstühle, die 300 Jahre alt sind und in denen bis jetzt Gerümpel gelagert wurde, werden dafür restauriert. Parallel soll die Beichte Thema sein bei Gemeindenachmittagen oder im Konfirmandenunterricht. „Mir ist klar, dass wir dafür einen langen Atem brauchen. Aber ich bin überzeugt davon, dass es sich lohnt, die Beichte als seelsorgerliche Handlung wieder ins Bewusstsein zu rufen, da sie eine tiefe heilende Wirkung entfalten kann", sagt Pastor Gerber.

Oasentage der Stralsunder Luther-Auferstehungsgemeinde

Preisträger sind auch die Menschen, die sich ehrenamtlich in der Luther-Auferstehungsgemeinde in Stralsund engagieren. Ute Wichering, die den Besuchsdienst der Gemeinde leitet: „Wir Ehrenamtlichen bieten ein Lutherfrühstück an, engagieren uns im sozialen Brennpunkt Grünhufe mit dem Treffpunkt ‚aufwärts‘ und einem Umsonstladen. Wir machen Seniorenarbeit, bieten für die Jüngsten eine Kinderkirche an, bereiten Lobpreisgottesdienste vor und besuchen die Geburtstagskinder der Gemeinde und Menschen, die einsam oder krank sind“. Schon länger hätten sich die 20 ehrenamtlichen Leiterinnen und Leiter gemeinsame Auszeiten gewünscht. Dank der Fördermittel der Stiftung können sie solche „Oasentage“ jetzt an drei Wochenenden in diesem Jahr anbieten. „Die Oasentage sollen eine Mischung sein aus einer seelisch-spirituellen Stärkung, Erfahrungsaustausch und Weiterbildung. Es geht auch darum, als Ehrenamtlicher einmal innezuhalten und sein Tun vor Gott zu überdenken“, so Ute Wichering.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)