Proteste in der Ukraine Deutscher Pfarrer in Kiew durch Gummigeschoss verletzt
20.02.2014 · Kiew.Bei der Gewalteskalation in Kiew ist auch der deutsche lutherische Pfarrer Ralf Haska verletzt worden. Er sei von einem Gummigeschoss an der Hand getroffen worden, berichtete Haska am Mittwoch in einem Gespräch mit "Spiegel Online". Scharfschützen der Polizei hätten von den umliegenden Dächern des Maidan auf Demonstranten geschossen.
"Ich glaube, die haben gezielt auf meine Kamera geschossen, weil sie Aufnahmen verhindern wollten", erklärte Haska weiter. Ernsthaft verletzt sei er allerdings nicht. Die Hand sei geschwollen, "aber nichts Schlimmes", sagte der Pfarrer der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde St. Katharina, der Auslandspfarrstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Kiew.
Bei der Gewaltwelle in der ukrainischen Hauptstadt sind nach Medienberichten seit Dienstagnachmittag mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 1.000 wurden verletzt. Nach Angaben von Haska hat die Polizei die Gewalt gezielt provoziert. Das Verhalten der Sicherheitskräfte habe die Menschen "erst richtig wütend gemacht".
In der evangelischen Kirche Sankt Katharina im Kiewer Stadtzentrum werden nach den Worten des Geistlichen schon seit Beginn der Unruhen im Dezember Kranke und Verletzte gepflegt. Viele Menschen hätten sich bei den Demonstrationen im Frost Lungenentzündungen eingefangen. Haska: "Jetzt haben wir aber auch viele Verletze, Menschen mit Kopfverletzungen von Knüppelschlägen."
Quelle: epd
Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Kiew
Im August 1767 hielt zum ersten Mal ein deutscher Pfarrer in Kiew für einige deutsche Einwohner einen lutherischen Gottesdienst. Dieser erste Gottesdienst fand in der ersten bürgerlichen Apotheke der Stadt statt. Ihr Besitzer war ein Deutscher namens Geiter, der ein Privilegium zur Eröffnung der Apotheke vom Zaren in St. Petersburg bekommen hatte. Sein Schwiegersohn Georg Bunge, auch ein Apotheker, war der Gründer der Kiewer Gemeinde. Der heutige deutsche Pastor der deutschen evangelisch-lutherischen Gemeinde St. Katharina in Kiew mit rund 300 Mitgliedern ist Ralf Haska.
Die heutige Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Kiew ist eine Nachfolgerin der alten deutschen evangelischen Gemeinde in Kiew. 2007 feierte sie ihr 240. Jubiläum: Die erste schriftliche Erwähnung der Gemeinde sei in der "Lebens- und Reisegeschichte" von Johann Jakob Lerche, herausgegeben in Halle 1791, zu finden, erklärt die Gemeinde auf Ihrer Internet-Seite. Kiew gehört zum Netz der weltweit über 100 mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verbundenen Gemeinden. Die Gemeinde selbst gehört zur Deutschen Ev.-lutherischen Kirche in der Ukraine.