Innenminister wendet sich an Bischöfe Sachsen baut auf kirchliche Unterstützung bei Asylbewerbern
22.02.2014 · Dresden. Sachsen erwartet in diesem Jahr bis zu 8.000 Asylbewerber. In einem Hilferuf wendet sich Innenminister Ulbig an die Kirchen und bittet um Unterstützung. Das Land wünscht sich konkrete Ansprechpartner für die Kommunen.
Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) bittet die Kirchen um Hilfe bei der Aufnahme von Asylbewerbern. "Die staatlichen Einrichtungen können die anstehenden Aufgaben nicht allein meistern", heißt es in einem am Freitag bekanntgewordenen Schreiben an den evangelischen Landesbischof Jochen Bohl sowie die katholischen Bischöfe Heiner Koch (Dresden) und Wolfgang Ipolt (Görlitz). "Die Unterstützung der Kirchen ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung."
Ulbig schlägt vor, kirchliche Ansprechpartner zu benennen, die für die Landkreise und Kreisfreien Städte zur Verfügung stehen. Sachsen erwartet in diesem Jahr etwa 8.000 Asylbewerber, 2.200 mehr als 2013.
Gerade in den Gemeinden, in denen Flüchtlinge untergebracht sind, sei "das Engagement aller gesellschaftlichen Gruppen erforderlich", so Ulbig. Das Innenministerium plant neue Erstaufnahmestellen in Dresden und Leipzig mit je rund 500 Plätzen. Bislang gibt es nur eine Einrichtung in Chemnitz mit einer Außenstelle in Schneeberg. In Hoyerswerda wurde ein neues Asylbewerberheim eröffnet, Einrichtungen in Glauchau, Zwickau, Bautzen und Neukirch sollen folgen.
Seit Jahren arbeiten sächsische Kirchgemeinden, Diakonie und Caritas intensiv mit Flüchtlingen. Der Ausländerbeauftragter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Albrecht Engelmann, verweist auf zahlreiche kirchliche Angebote in den Regionen. "Wir haben Strukturen aufgebaut, Ansprechpartner gibt es vor Ort".
Migrationsdienste oder etwa die Kirchensozialarbeit der Diakonie würden Asylbewerber beraten, begleiten und unterstützen. "Wir sind nah bei den Leuten", sagte Engelmann. Er verwies auch darauf: "Wir haben eine klare Haltung zu Flüchtlingen." Die Unterstützung von Fremden gehöre zum christlichen Selbstverständnis.
Zugleich sei er "erfreut, dass der Freistaat verstanden hat, dass Dinge nicht nur administrativ zu regeln sind, sondern gesamtgesellschaftlich", sagte Engelmann. Eine offensive Informationspolitik könne er nur begrüßen. Es sei gut, sich die Mühe zu machen, die Bevölkerung vor Ort zu informieren und in Pläne einzubinden. Purer Aktionismus sei dagegen fehl am Platz, so Engelmann.
Unterdessen hat Minister Ulbig am Freitag über ein neues "Unterbringungs- und Kommunikationskonzept für Asylbewerber" informiert. Es bestehe aus "einem Best-Practice-Vergleich der Kommunen" und empfiehlt eine einheitliche Verfahrensweise bei der Unterbringung von Asylbewerbern. Unter anderem wird darin eine bessere soziale Betreuung angestrebt, starkes ehrenamtliches Engagement sowie eine intensive Abstimmung von Akteuren untereinander.
Das Konzept sieht auch vor, Flüchtlinge in den Kommunen grundsätzlich zuerst in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, erst später in Wohnungen. Zur Erhöhung der Sicherheit soll ein Frühwarnsystem aufgebaut werden.
Quelle: epd