Mitarbeitertagung in Salem Gemeinsam gegen Burnout

Von Sybille Marx

200 Gemeindepädagogen, Pastoren, Vikare, Sozialarbeiter und Diakone aus MV nahmen an der Mitarbeitertagung in Salem teil.

© ELKM/C. Meyer

11.01.2014 · Salem.

Wenn Friedemann Müller mit Mitarbeitern aus der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit redet, hört er es immer wieder: „dass sie sich überlastet fühlen, dass die Herausforderungen gestiegen sind, dass man heute viel mehr tun muss, um sowas wie ‚Erfolg’ zu haben“. Auch Burnout sei in kirchlichen Kreisen ein Problem, sagt der Referent für Jugendarbeit im Kirchenkreis Mecklenburg. Eben deshalb steht die jährliche Mitarbeitertagung MAT, die Müller zusammen mit seinen mecklenburgischen und pommerschen Kolleginnen und Kollegen aus der Kinder- und Jugendarbeit organisierte, dieses Jahr unter dem Titel: „Wie geht’s? achtsam leben und arbeiten“

Von Dienstag bis Donnerstag lief sie. 200 Gemeindepädagogen, Pastoren, Vikare, Sozialarbeiter und Diakone aus MV nahmen teil, darunter auch leitende Mitarbeiter. Rund 30 mehr als in den Vorjahren – vielleicht, weil die MAT inzwischen ein Selbstläufer ist, wie Müller es nennt. Vielleicht aber auch, weil das Thema einen Nerv trifft. In Vorträgen und Workshops ging es drei Tage lang um die Frage, wie gute „Selbst-Sorge“ aussieht, also wie man es schafft, bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen auch das eigene Wohl im Blick zu behalten.

Viele fühlen sich überlastet

Keine selbstverständliche Haltung. In kirchlichen Kreisen sei die Gefahr der Überlastung besonders hoch, sagt Heiner Keupp, einer der Referenten. Keupp ist emeritierter Professor für Psychologie und Soziologie und in einem Pfarrhaus aufgewachsen. „In Kirchenkreisen gilt meist: Wir sind ja kein normales Unternehmen, bei uns arbeiten alle aus tiefster Überzeugung heraus“, sagt er. Tatsächlich fördere eine hohe Eigenmotivation auch die Zufriedenheit im Job. „Aber der moralische Anspruch ist auch sehr hoch und die Gefahr groß, ständig über eigene Belastungsgrenzen zu gehen“, sagt Keupp. In helfenden Berufen fehlten zudem die schnellen Erfolge. Auch deshalb litten hier besonders viele an Burnout.

Wichtig im Sinne der Selbstsorge ist laut Heiner Keupp unter anderem „eine gute Teamarbeit, genügend Supervision und dass es die Möglichkeiten gibt, auch mal zu sagen: Das wird mir jetzt zu viel.“ Wenn ein Mitarbeiter dauerhaft über zu viel Arbeit klage, müsse der Leiter auch mal ernsthaft überprüfen, ob die Arbeit mit dem vorhandenen Personal überhaupt zu schaffen sei. „Und wenn nicht, muss man sagen: Bestimmte Aufgaben leisten wir nicht mehr!“

Friedemann Müller und das gesamte Vorbereitungsteams hoffen, dass es mit der Tagung gelingt, das Thema Arbeitsbelastung und Selbstsorge unter Chefs und Angestellten ins Gespräch zu bringen. Die Arbeit in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit sei komplizierter geworden, sagt er. „Die Wege sind sehr weit, und man schafft es kaum noch, große Gruppen aufzubauen.“ Manche kirchlichen Mitarbeiter litten darunter, dass ihnen grundlegende Dinge wie ein Arbeitszimmer fehlten. Andere hätten Teilanstellungen bei mehreren Gemeinden „und beide Seiten zerren an ihnen.“ Umso wichtiger sei es, systematisch auszuloten: Was hilft mir, um an meiner Arbeitsstelle glücklich zu bleiben? Salem, hofft er, ist ein Anfang.

Quelle: kiz