Kirchenkreis Hamburg-Ost Spendensammlung für Pastorengehalt - Gemeinde zieht vors Kirchengericht der Nordkirche
10.07.2014 · Hamburg.Die evangelische Kirchengemeinde St. Anschar in Hamburg-Eppendorf muss ihren Pastor derzeit aus eigener Tasche bezahlen. Weil es Streit mit dem Kirchenkreis Hamburg-Ost über die Besetzung der Pfarrstelle gibt, ziehen beide Seiten vor das Kirchengericht der Nordkirche. Jetzt hat die Gemeinde eine Spendenaktion gestartet, um das Gehalt von Pastor Horst-Dieter Schultz weiter zahlen zu können.
St. Anschar ist eine besondere Gemeinde: Vor rund 150 Jahren gründeten fromme Hamburger die neue Gemeinde, weil sie die vermeintlichen Irrlehren der evangelischen Hauptkirchen nicht mehr mittragen wollten. 1860 feierte Pastor Heinrich Sengelmann, Gründer der heutigen Stiftung Alsterdorf, in dem beschaulichen Eppendorf den ersten Gottesdienst. 1886 wurde die Stiftung Anscharhöhe gegründet, auf deren Gelände die Kirche steht. Heute gibt es auf der Anscharhöhe zwei Pflegeheime, betreute Wohneinrichtungen und Wohngruppen für behinderte Menschen. Rund 650 Menschen wohnen hier.
Kern des Streits zwischen Gemeinde und Kirchenkreis ist ein Vertrag aus den 70er Jahren, in dem St. Anschar zwei Pfarrstellen, ein Kirchenmusiker und ein Küster zugesichert wurden. Doch nach heutigen Maßstäben steht der Gemeinde mit ihren 1.200 Mitgliedern nach Ansicht des Kirchenkreises allenfalls eine halbe Pfarrstelle zu. Sowohl Pastor Hans-Christoph Goßmann, Vorsitzender des Gemeinderats und im Hauptamt Seelsorger der Jerusalem-Gemeinde, als auch Propst Johann Hinrich Claussen betonen Kompromissbereitschaft. Doch bislang ist kein Frieden in Sicht - das Kirchengericht soll den Vertrag auslegen.
Der Kirchenkreis habe der Gemeinde vergeblich eine Vertretung aus ihrem Pastorenpool angeboten, betont Claussen. Doch die Gemeinde hat stattdessen vor einem Jahr Horst-Dieter Schultz als Teilzeit-Angestellten eingestellt. Er war Diakon und wurde in der Rheinischen Kirche zum Pastor ordiniert. Über seine engagierte Amtsführung gibt es von beiden Seiten nur Lob. Anders als bei beamteten Pastoren muss die Gemeinde einen Angestellten allerdings aus eigener Kasse bezahlen - und die wird langsam leer. "Helfen Sie uns", heißt es in dem Schreiben von Pastor Goßmann an die Gemeinde.
Beide Seiten haben vereinbart, den Spruch des Kirchengerichts abzuwarten, um dann neu zu verhandeln. Trotz des Konflikts sei die Zusammenarbeit entspannt, betonen Goßmann und Claussen einmütig. Auf den Spruch des Kirchengerichts müssen sie allerdings noch etwas warten. Beide Seiten sind skeptisch, ob der Fall in diesem Jahr noch entschieden wird.
Quelle: epd