Diskussion über EKD-Papier "Rechtfertigung und Freiheit" Theologin beklagt Desinteresse an Ökumene
30.07.2014 · Münster.Die katholische Theologin Dorothea Sattler hat ein breites Desinteresse unter Fachkollegen an der Ökumene kritisiert. Viele Wissenschaftler unterzögen sich niemals "den Mühen einer ökumenischen Verständigung", schreibt Sattler in einem Beitrag für das Internetportal "katholisch.de". Dies sei für sie ärgerlicher als die kontroverse Diskussion über das Papier "Rechtfertigung und Freiheit" der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
In vielen Bereichen werde Ökumene gelebt, ohne darüber zu sprechen, betont die in Münster lehrende Theologin. Sie nannte neben den Gemeinden vor Ort die Hospizarbeit, die Familien, die Krisenregionen der Welt sowie das "Gedächtnis der Opfer sinnloser Gewalt". Das praktizierte Miteinander der Konfessionen könne aber kein Einwand gegen den fachlichen ökumenischen Dialog sein, schreibt Sattler. An vielen Stellen sei ersichtlich, "wie stark die Sehnsucht nach der erlebten Einheit miteinander versöhnter Kirchen ist".
Das im Mai veröffentlichte 112-seitige EKD-Papier "Rechtfertigung und Freiheit" hatte eine heftige Diskussion ausgelöst. In dem Text beleuchten Fachleute mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 die Grundlagen der Theologie von Martin Luther (1483-1546), in deren Zentrum die Rechtfertigungslehre steht. Kritiker hatten der EKD daraufhin ein einseitiges Reformationsverständnis vorgehalten. Von katholischer Seite wurde eingewandt, das Dokument berücksichtige zu wenig die Erträge der ökumenischen Gespräche in den vergangenen Jahrzehnten.
Sattler schreibt, der Text weise nur "verschämt" darauf hin, dass die Rechtfertigungslehre inzwischen von Lutheranern und Katholiken gemeinsam formuliert werden könne. Dass in dem Dokument von kirchentrennenden Differenzen in der Amts- und Sakramentenfrage die Rede sei, lasse sie angesichts der erreichten Übereinstimmungen ratlos zurück. Die Theologin kündigte an, der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) werde im Herbst eine Studie vorlegen, "in der eine gemeinsame Deutung des Ereignisses der Reformation geschieht".
Quelle: epd