Literatur Akademie-Vorhaben zu Uwe Johnson kommt an die Universität Rostock

15.03.2014 · Rostock.

Eine komplette Werkausgabe der Schriften von Uwe Johnson (1934-1984) soll an der Universität Rostock erarbeitet werden. Ziel sei eine historisch-kritische Ausgabe in den drei Abteilungen Werke, Schriften und Briefe, die auf der Grundlage des Nachlasses des Schriftstellers erstellt werden solle, teilte die Hochschule mit. Das Projekt hat eine Laufzeit von 24 Jahren.

Die Ausgabe ist auf Vollständigkeit angelegt und wird in Buchform sowie digital erscheinen, geplant sind 40 Bände. Möglich sei das Projekt "Uwe Johnson-Werkausgabe", weil es als Vorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in das Akademienprogramm von Bund und Ländern aufgenommen wurde. Eine vollständige Digitalisierung des Nachlasses sowie von Teilen der Quellensammlung ist den Angaben zufolge Bestandteil des Vorhabens.

Insgesamt trage das Vorhaben der "exzeptionellen Stellung Uwe Johnsons in der Literatur- und Kulturgeschichte seiner Zeit Rechnung", hieß es. Es handelt sich um die erste Akademie-Edition eines Autors des 20. Jahrhunderts. Für die Werkausgabe, zu der auch Briefe, Vorträge, Interviews und Essays des Schriftstellers gehören werden, soll das Archiv genutzt werden, das sich seit 2010 im Deutschen Literaturarchiv in Marbach befindet.

Zum Nachlass gehören unter anderem die umfangreiche Bibliothek Johnsons, etwa 10.000 Titel, Entwürfe zu Romanen, Erzählungen, Aufsätzen, die mehrere tausend Blatt umfassende Korrespondenz sowie eine umfangreiche Sammlung von Ansichtskarten, Fotos und Zeitungsausschnitten. Der Schriftsteller Uwe Johnson zählt zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Er war 1945 mit seiner Familie nach Mecklenburg gekommen. Von 1952 bis 1954 studierte er in Rostock Germanistik. Ende der 50er Jahre verließ er die DDR. Seine Bücher wurden Zeit seines Lebens in der DDR nicht verlegt.

Seit 2009 gibt es in Rostock eine Stiftungsprofessur zu Johnson. Sie ist nach früheren Angaben der Universität ein Zeichen der Wiedergutmachung. Johnson war 1953 aufgefordert worden, als Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ) gegen die kirchliche Junge Gemeinde Stellung zu beziehen. Dies hatte er verweigert und sich stattdessen für die Junge Gemeinde eingesetzt. Sein Rauswurf aus der Universität sei nur durch das politische "Tauwetter" verhindert worden, das nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR einsetzte.

Quelle: epd