Bischof Abromeit führt drei neue Prädikanten in ihr Amt ein Drei neue ehrenamtliche Prediger für Pommern

Von Annette Klinkhardt

Drei neue Prädikanten mit Bischof Abromeit - Stefanie Schwenkenbecher, Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit, Matthias Hoppe, Bernd Hefter (v.l.n.r.)

© A. Klinkhardt

21.03.2014 · Greifswald. Vor der Gemeinde stehen und predigen – ab diesem Sonntag sind drei weitere Ehrenamtliche im Pommerschen Kirchenkreis offiziell damit beauftragt. Im Greifswalder Dom führt Bischof Hans-Jürgen Abromeit eine Prädikantin und zwei Prädikanten in ihr Amt ein: Stefanie Schwenkenbecher aus Greifswald, Bernd Hefter aus Gülzowshof und Matthias Hoppe aus Altenhagen.

„Es ist für unsere Kirche ein großer Reichtum, wenn nicht nur hauptamtliche Profis die Bibel auslegen, sondern Menschen mit einem anderen beruflichen Hintergrund“, meint Hans-Jürgen Abromeit, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern. „Dadurch kommen Experten für den Alltag auf der Kanzel zu Wort.“

Erst im November hatte die Nordkirchensynode die Ausbildung und den Dienst von Prädikanten neu geregelt. In Abstimmung mit ihrer Gemeinde dürfen sie demnach auch Abendmahl feiern, taufen, trauen und beerdigen.

Über drei Jahre zieht sich die Ausbildung, an rund zehn Wochenenden pro Jahr finden die Seminare in Ratzeburg statt. In den ersten beiden Jahren stehen Bibel- und Predigtkunde sowie Kirchengeschichte auf dem Programm. Im dritten hält jeder Kandidat einen Abschlussgottesdienst in seiner Kirchengemeinde, bei der ihn zehn andere Kursteilnehmer besuchen. Am jüngsten Kurs haben 24 Ehrenamtliche aus der Nordkirche teilgenommen.

Stefanie Schwenkenbecher (Johannesgemeinde Greifswald)

Stefanie Schwenkenbecher ist Lektorin bei einem christlichen Verlag und hat einen knapp einjährigen Sohn. Sie stammt aus Leipzig. Nach Greifswald ist sie gezogen, um Theologie zu studieren. Nach dem Studium hat sie das Greifswalder Theologische Studienhaus geleitet. Aufgrund dieser Qualifikationen wird sie am kommenden Sonntag als Prädikantin eingeführt, ohne an dem dreijährigen Kurs in Ratzeburg teilgenommen zu haben.

„Ich habe bereits in meiner Jugend die Berufung verspürt, Gottesdienste mitzugestalten und zu predigen“, erzählt die 33-Jährige. „Als ich mit 17 Jahren Christin geworden bin, wollte ich sofort in der Gemeinde mitmachen und mit den Leuten darüber reden. Deshalb habe ich schon früh Andachten und Jugendgottesdienste gehalten.“ Auch wenn sie sich schließlich dagegen entschieden hat, Pastorin zu werden, habe sie „den Ruf nie aus den Ohren verloren“. Deshalb ist sie froh, dass eine ehrenamtliche Verkündigungstätigkeit mit dem gerade verabschiedeten Prädikantengesetz der Nordkirche auf eine stabile Grundlage gestellt wird. „Das neue Gesetz der Nordkirche finde ich mutig und wegweisend“, so die Theologin.
 
Predigen zu dürfen hält sie für ein Privileg: „Das ist schon ein Geschenk, sich mit den biblischen Texten in einen Dialog zu begeben und das Ergebnis dann mit der Gemeinde zu teilen.“ Sie schätzt Gottesdienste, bei denen alles ineinandergreift: „Da passen die Lieder zur Predigt und das Gebet zur Lesung und man spürt, wie alle Beteiligten gut zusammen wirken“.

Bernd Hefter (Kirchengemeinde Gülzowshof)

Der 48-Jährige stammt aus der Nähe von Potsdam und lebt seit mehr als 20 Jahren im Gemeindegebiet von Gülzowshof (Kreis Demmin), wo er eine kleine Landwirtschaft betreibt. Er hat eine fast erwachsene Tochter.

Für ihn ist die Ausbildung zum Prädikanten die Erfüllung eines frühen Lebenstraums gewesen: Wollte er doch vor 25 Jahren schon einmal Theologie studieren am Berliner Paulinum, einer theologischen Ausbildungsstätte zu DDR-Zeiten. Da kirchenverbundene Menschen damals meistens kein Abitur machen durften, konnten sie sich dort auf dem zweiten Bildungsweg nach einer Facharbeiterausbildung zum Pastor ausbilden lassen. „Für mich kam die Wende ein halbes Jahr zu früh“, meint Hefter: 1990 hätte seine Ausbildung beginnen sollen – da habe das Paulinum aber keine Kandidaten ohne Abitur mehr angenommen.

Von Anfang an ist er im Vorbereitungsteam für den @nderen Gottesdienst in einem Gasthaus in Poggendorf dabei und hatte vor der Prädikantenausbildung bereits zwei Kurse zum Lektorendienst, also zur Verkündigung im Gottesdienst, absolviert.

In Ratzeburg hat er für sich eine Entdeckung gemacht: „Ich habe mich immer sehr schwer getan mit dem Alten Testament, das erschien mir immer so lebensfern. Durch die Ausbildung habe ich jetzt einen veränderten, größeren Blickwinkel. So ist es für mich als Landwirt faszinierend, was die Juden vor mehr als zweitausend Jahren schon über den Ackerbau wussten.“

Beim Verfassen der Predigt ist es ihm wichtig, genau die Leute vor Augen zu haben, die vor ihm sitzen: „Das ist bei uns in einer kleinen Dorfgemeinde mit vorwiegend älteren Menschen eine ganz andere Situation als etwa im Dom. Was nützt die schönste Predigt, wenn unsere Leute hinterher sagen: Was hat der gesagt?“ Dann lieber ein paar praktische Beispiele: „Ich habe einmal in einer Vertretungspredigt davon erzählt, wie eine ältere Frau unter den kritischen Blicken der Nachbarn leidet, weil sie ihren Vorgarten nicht mehr so ordentlich halten kann – da habe ich hinterher dankbare Reaktionen bekommen.“

Er sieht seine Ausbildung zum Prädikanten über die Entlastung des Pastors hinaus als wertvoll für die Gemeinde: „Ich habe in Ratzeburg einen großen Einblick in die Tätigkeiten von einem Pastor bekommen. Das hilft mir auch sehr, um unser Gemeindeleben mitzugestalten.“

Matthias Hoppe (Kirchengemeinde Altenhagen)

Seit 20 Jahren lebt der gebürtige Solinger bereits in Wolkow bei Altenhagen (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Der gelernte Bankkaufmann arbeitet selbstständig als Finanzberater und hat drei Kinder. „Ich habe immer schon in der Gemeinde mitgearbeitet, Andachten und Bibelwochen mitgestaltet. Das hat mir sehr gefallen“, erzählt der 52-Jährige über seine Motivation, sich zum Prädikanten ausbilden zu lassen. Als ausgebildeter Lektor hat er vorher bereits im Gottesdienst aus der Bibel vorgelesen und vorgegebene Texte gepredigt.

Ein wichtiger Nebeneffekt der Ausbildung für ihn: „Ich war gezwungen, mehr in der Bibel zu lesen. Das wollte ich schon immer, habe dafür aber einen gewissen Druck gebraucht.“ Die Treffen in Ratzeburg waren für ihn ein wertvoller „Blick über den Tellerrand“: Die 24 Kursteilnehmerinnen und –teilnehmer kamen aus Mecklenburg, Pommern und der ehemaligen nordelbischen Kirche, aus Stadt- und Dorfgemeinden. „Die Gemeinschaft war super, obwohl wir auch von unserem Glauben her ganz unterschiedlich geprägt sind: pietistisch, landeskirchlich, eher konservativ oder progressiv. Wir haben gut aufeinander gehört und geachtet“, schwärmt Matthias Hoppe.

Zum Abschluss der Ausbildung predigte jeder Absolvent in seiner Heimatgemeinde, und zehn Kursteilnehmer besuchten ihn: „Das war für die anderen schon interessant: Kein Dom, sondern Nordkirche live in unserer kleinen Altenhagener Dorfkirche.“

Höhepunkt der Ausbildung war für ihn ein Seminar zum Thema Segen: „Es ging darum, die Hände zum Segnen zu halten und den Segen umgekehrt auszuhalten. Diese Hände minutenlang auf dem Kopf – das war unbeschreiblich.“

Predigen wird er alle sechs bis acht Wochen: Bei zehn Predigtstellen in 15 Kirchdörfern kommen an einem Sonntag zwei bis drei Gottesdienste zusammen.

Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)


Einführung am Sonntag, 23. März, 14 Uhr im Greifswalder Dom.