Diakonie ruft zur Beteiligung am Aktionstag Altenpflege auf Patient Pflege - Zu wenig Geld, zu viel Bürokratie

Von Sybille Marx

Kein Kinderspiel: Das Pflegepersonal in Mecklenburg-Vorpommern muss sich um mehr Klienten kümmern als die Pflegekräfte in reichen Bundesländern wie Baden-Württemberg.

© Diakonie MV

09.05.2014 · Schwerin. Tausende Kummerkästen hat die Diakonie in den vergangenen Wochen in Deutschland aufgestellt und ihre Mitarbeitenden in der Altenpflege gefragt, was sie sich für ihre Arbeit wünschen. Die Antwortzettel aus MV sollen am Montag in Schwerin gesammelt und an die Bundesregierung nach Berlin geschickt werden – um die Politiker zum „Tag der Pflege“ mit Änderungswünschen aus der Praxis zu überfluten.

Denn eins ist aus Sicht von Diakonie- Experten klar: Es muss sich etwas bewegen. „Die Pflege ist auf Verschleiß angelegt“, erklärte Michael Bartels, Chef des Pommerschen Diakonievereins Greifswald, kürzlich bei einer Podiumsdebatte in Greifswald. Der Bund scheue sich seit Jahren, mehr Geld ins System zu stecken. „Auf dem Rücken der Pflegekräfte wird weiter gespart“, kritisierte auch Helmut Schapper, Experte für die Pflege beim Diakonischen Werk MV.

In Rampe bei Schwerin, in Goldberg, Greifswald und Pasewalk hatte die Diakonie Podiumsdebatten mit Fachleuten, Landtags- und Bundestagsabgeordneten veranstaltet, um den Politikern die Probleme aus der Pflege ans Herz zu legen: zu wenig Geld von den Pflegekassen, zu viel Bürokratie für die Mitarbeiter. Laut Schapper leiden Pflegekräfte in MV zudem unter einer ganz besonderen Härte: Sie müssen in Altenheimen weit mehr Bewohner versorgen als ihre Kollegen in westlichen oder südlichen Bundesländern. Denn den jeweils geltenden Personalschlüssel müssten die Einrichtungen mit den Pflegekassen, Ländern und Kommunen aushandeln. „Es kann nicht sein, dass für die gleiche Arbeit weniger Personal nötig sein soll“, sagte Schapper. Der Bund müsse den Schlüssel endlich bundesweit einheitlich festlegen – auf hohem Niveau.

Schon in Bundesländern mit einem guten Personalschlüssel arbeiteten Pflegekräfte am Rande des Leistbaren, sagte Schapper: Sie litten zu 30 Prozent häufiger unter Rückenproblemen und psychischen Erkrankungen als Menschen in anderen Berufen. „Wenn Menschen überlastet sind, werden sie krank“, fasste Landesdiakoniepastor Martin Scriba zusammen. „Dann müssen ihre Kollegen den Ausfall kompensieren und werden auch krank.“ So drohe der Kollaps. Das regionale Gefälle beim Personalschlüssel berge aber auch die Gefahr, dass Mitarbeiter aus MV abwandern. „Je weiter Richtung Westen, desto größer wird der Sog von Hamburg oder Lübeck.“

Beim bundesweiten Aktionstag der Diakonie am Montag sollen auf dem Pfaffenteich in Schwerin vier kleine Segelschiffe, „Optimisten“, Wünsche für eine bessere Pflege auf den Segeln tragen. Als Zeichen für die Hoffnung auf einen Neubeginn.

Quelle: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 19/2014


Aktionstag in Schwerin

Pflegekräfte, Angehörige und Vertreter der Träger wollen am 12. Mai bei einem bundesweiten Aktionstag in Schwerin für bessere Rahmenbedingungen in der Pflege demonstrieren. Von 11 bis 12.30 Uhr ist eine Kundgebung am Pfaffenteich geplant. Die Diakonie betreibt in MV rund 200 verschiedene Pflege-Einrichtungen mit mehreren tausend Mitarbeitern.