Bernd Böttger Nordkirche: Erster Pastor für schwerbehinderte Pastoren
Von Nadine Heggen
20.11.2014 · Satrup.Seit ihrer Gründung fehlte der Nordkirche eine Vertrauensperson für Pastoren mit Behinderungen. Mindestens 22 schwerbehinderte Pastoren arbeiten zwischen Helgoland und Usedom. Pastor Bernd Böttger (52) aus Satrup (Kreis Schleswig-Flensburg) schließt nun seit dieser Woche diese Lücke. Seine Aufgabe ist es, die Interessen der schwerbehinderten Pastoren zu vertreten. Er selbst ist ebenfalls schwerbehindert.
Von Geburt an hat Pastor Bernd Böttger aus Satrup gesundheitliche Probleme mit Hüfte und Rücken, ist beim Gehen auf einen Stock angewiesen. 2013 kam ein schwerer Bandscheibenvorfall hinzu. Über drei Monate war der Seelsorger krankgeschrieben, musste Morphium nehmen, um die Schmerzen aushalten zu können.
Als es ihm besser ging, wollte er sich nach dem "Hamburger Modell" stufenweise wieder in den Arbeitsalltag integrieren. Dabei musste er feststellen: Eine Vertrauensperson für schwerbehinderte Pastoren, wie sie in deutschen Betrieben ab fünf schwerbehinderten Arbeitnehmern vorgeschrieben ist, gab es in der Nordkirche bislang nicht. Es wäre schön gewesen, wenn er in der Nordkirche einen Ansprechpartner gehabt hätte, sagt Böttger. "So musste ich meine Interessen selbst vertreten."
Seit Montag gibt es einen solchen Ansprechpartner, wie er im Pastorenvertretungsgesetz und Pfarrdienstgesetz der EKD vorgesehen ist. Gemeinsam mit dem Landeskirchenamt hatte sich Böttger in die Materie eingearbeitet und sich für eine Kandidatur zur Verfügung gestellt. Er blieb der einzige auf der Liste. Mit Hilfe des Landeskirchenamtes und der Pröpste in der Nordkirche wurden 22 schwerbehinderte Pastoren zur Briefwahl aufgefordert. Am vergangenen Montag wurden die Stimmen ausgezählt und Böttger als Vertrauensperson für die Schwerbehinderten in der Nordkirche ernannt.
"Ich finde es schön, dass die Landeskirche auf Gottes Bodenpersonal Rücksicht nimmt und nun auch die Pastoren mit Handicaps in den Blick nimmt", sagte Böttger nach der Wahl. Seine Aufgabe ist es, die berufliche Eingliederung schwerbehinderter Pastoren zu fördern und ihre Interessen gegenüber der Nordkirche zu vertreten. Außerdem achtet Böttger auch auf Schwerbehinderte, die sich als Pastoren bewerben. Er begleitet Personalauswahlgespräche und kümmert sich um die behinderungsgerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes. Zudem kann Böttger an allen Sitzungen der Pastorenvertretung und des Vorstandes teilnehmen.
Böttger hat schon konkrete Ziele für seine Arbeit im neuen Amt. Kernfrage sei, die Arbeitsverhältnisse so zu gestalten, dass alle Pastoren Seelsorge betreiben können. Auch im Hinblick auf den fehlenden Nachwuchs in der Nordkirche sei das wichtig. "Es kann ja nicht sein, dass ein 30-jähriger Pastor mit Handicap vorzeitig in den Ruhestand muss, nur weil er im Rollstuhl sitzt."
Quelle: epd