Ältester frei stehender Glockenturm Mecklenburgs ist saniert Rettung für den schiefen Turm von Zachow

Kirche Zachow

© N. Kiesewetter-Müllejans

03.10.2014 · Neubrandenburg. Mecklenburgs ältester freistehender Kirchturm steht schief und drohte einzustürzen. Kunst, Kultur und Spenden halfen bei der Sanierung. Am Sonntag feiert die kleine Gemeinde Zachow Einweihung.

Das kleine Dorf Zachow südlich von Neubrandenburg besitzt nicht nur den ältesten frei stehenden Glockenturm Mecklenburgs. Der leicht schiefe Turm von 1494 ist auch der einzige in Mecklenburg, der noch in seiner Ursprungsform erhalten ist. Doch das historische Bauwerk war gefährdet und drohte einzustürzen. Jetzt sind die Sanierung beendet. Am Sonntag (5. Oktober) feiert die Gemeinde die Turm-Einweihung.

"Die Glocken durften schon seit Jahren nicht geläutet werden, die Balkenverbindungen lösten sich, die Statik war geschwächt", erzählt Pastor Christian Rudolph. Dass die Kirchengemeinde die Mittel für die dringend notwendige Sanierung aufbringen konnte, ist auch dem "Kulturkreis Zinnober Zachow" zu verdanken. Bereits kurz nach der Wende 1991 war die Initiative "zur Pflege von Kultur, Kunst und Brauchtum" aus der Taufe gehoben worden.

Doch Einsatz für die Erhaltung der Dorfkirche gab es schon zu DDR-Zeiten. Besonders engagiert hatte sich damals das Künstlerehepaar Joachim und Heidemarlies Lautenschläger. "Obwohl beide nicht in der Kirche waren, hatten sie sich ein Gespür dafür bewahrt, dass Dorf und Kirche ein Gesamtkunstwerk sind", sagt Rudolph. "Toll, dass es Leute gab, die so blickig waren." Unterstützung fand die Kirchengemeinde bei der bayrischen Partnergemeinde Gröbenzell. Sie reiste bereits 1985 zu ihrem ersten Arbeitseinsatz nach Zachow.

In den vergangenen Jahren hat der Kulturverein Benefizkonzerte veranstaltet und Spenden gesammelt. Darüber hinaus ist es dem langjährigen Vorsitzenden Lautenschläger und seinen Mitstreitern gelungen, Künstler in das Dorf zu holen und jedes Jahr drei bis vier Ausstellungen in der Kirche zu organisieren. "Mittlerweile fragen die Künstler an, ob sie bei uns ausstellen dürfen", erzählt der jetzige Vereinsvorsitzende Jörg Bose nicht ohne Stolz. Rund 2.000 Gäste besuchen die kleine Dorfkirche im Jahr.

Im Frühjahr dieses Jahres konnten die Restaurierungsarbeiten am Turm beginnen. Dass die benötigte Summe von 220.000 Euro so rasch zusammenkam, ist auch ein Verdienst des Ehepaares Lautenschläger und "Zinnober". So begründete die Hamburger "Hermann Reemtsma Stiftung" ihre Zuwendung in Höhe von 50.000 Euro mit dem langjährigen gesellschaftlichen Engagement des Kulturkreises, das es zu würdigen gelte.

Um das alte Holz im Turm nicht austauschen zu müssen, ist nun eine zusätzliche Stützkonstruktion in den Turm eingearbeitet worden, an die sich die alte Konstruktion anlehnt. Vier Balken stützen nun den alten Turm, der auch von außen neu gedeckt wurde. All dies ist für Christian Rudolph, der vor vielen Jahren von Bayern nach Mecklenburg kam, auch das Ergebnis der guten Zusammenarbeit von Kirchengemeinde und Kulturkreis.

Anfangs habe es die Befürchtung gegeben, dass die Kirche Zensur ausüben wolle, erinnert er sich. So sei man übereingekommen, dass Kirchengemeinde und "Zinnober" einen Nutzungsvertrag schließen, der beiden Seiten Rechnung trägt: Die Freiheit der Kunst bleibt unangetastet, gleichzeitig behält die Kirche ihre Bedeutung als Gotteshaus. Am Sonntag (5. Oktober) werden Kirchengemeinde und Kulturkreis zusammen den Abschluss der Sanierungsarbeiten feiern: Um 14 Uhr findet im Rahmen des Erntedankgottesdienstes die Einweihung des sanierten historischen Glockenturms statt.

Quelle: epd


Weitere Information unter: www.zinnober-zachow.de