Erster Sprengelkonvent der Pastorinnen und Pastoren in MV Fulbert Steffensky: „Nur Gott ist alles, nicht wir und nicht unsere Kirchen“

Professor Fulbert Steffensky bei seinem Vortrag im Güstrower Bürgerhaus

© kirche-mv.de/D. Vogel

16.10.2014 · Güstrow.

Rund 250 Pastorinnen und Pastoren trafen sich am Mittwoch (15. Oktober) zum ersten gemeinsamen Konvent im Sprengel Mecklenburg und Pommern. Unter dem Motto „Brannte nicht unser Herz…? Von Leid und Leidenschaft in der pastoralen Existenz“ tauschten sie sich im Güstrower Bürgerhaus darüber aus, was es heute bedeutet, Pastorin oder Pastor zu sein.

Im Mittelpunkt des Treffens stand ein Vortrag von Professor Fulbert Steffensky. Der Theologe lebte 13 Jahre lang als katholischer Mönch, bevor er Ende der 1960er Jahre zum lutherischen Bekenntnis konvertierte und die Theologin Dorothee Sölle heiratete. In seiner Ansprache ermunterte der 81-Jährige die Pastorinnen und Pastoren zum Fragmentarischen, Vorläufigen: „Wir müssen nicht alles sein. Aber wir dürfen einiges sein, und das genügt. Nur Gott ist alles, nicht wir und nicht unsere Kirchen. Welche Lebenserleichterung, wir müssen nicht alles sein!“ Steffensky hob hervor, dass auch Pastorinnen und Pastoren Glaubenszweifel haben dürften: „Ich erwarte nicht, dass wir als Theologen und Theologinnen die Glaubenshelden unserer Gemeinden sind. Wir sind endliche Wesen, endlich auch in unserer Fähigkeit zu glauben.“

Mit seinem Appell, menschliche Grenzen einzugestehen, wollte Steffensky allerdings den Wert der pastoralen Arbeit nicht relativieren. Er ermunterte die Pastorinnen und Pastoren dazu, stolz auf ihre Arbeit zu sein: „Wir haben etwas zu sagen, an etwas zu erinnern und etwas einzuklagen, was in der Gesellschaft so oft vergessen wird.“

"Ich wünsche Ihrer Kirche, dass Sie etwas von ihrem Erbe behält"

Der Kirche in Mecklenburg-Vorpommern wünschte er, „dass Sie etwas von ihrem Erbe behält: die alte Sperrigkeit, die alte Frömmigkeit, die alte Gewissheit, die alte Liebe zur Gerechtigkeit und die rotzfreche Freude an der Schönheit des Evangeliums“. Zu Zeiten der DDR sei er immer gern und beinahe mit Neid in den ostdeutschen Kirchen und Gemeinden gewesen. „Ich fand sie eindeutiger, karger und ärmer, weniger verspielt und konzentrierter als die Kirche, die ich im Westen erlebte“.

Propst Dr. Karl-Matthias Siegert lobte den Vortrag: „Es war schön, wie uns Professor Fulbert Steffensky in seiner Altersweisheit ermutigt und ermahnt hat und uns mit dem was er sagt, auch Entlastung für unsere Arbeit verschafft“.

Den Abendmahlsgottesdienst zu Beginn des Tages hielten die beiden Sprengelbischöfe Dr. Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) gemeinsam im Güstrower Dom. „Für mich ist der erste gemeinsame Konvent etwas Besonderes. Wir leben und arbeiten hier, hatten aber bisher noch nicht die Möglichkeit, uns alle gegenseitig wahrzunehmen. Heute haben wir gemerkt, dass die Bedingungen so gut wie gleich sind und die Aufgabe sowieso dieselbe: Das Evangelium von Jesus Christus bekannt zu machen. Dieser Sprengelkonvent war ein großer Schritt aufeinander zu“, sagte Bischof Abromeit.

Quelle: kirche-mv.de (ak/dav)