Anlagen in den USA sind tabu Thomas Katzenmayer führt die neu formierte Evangelische Bank

Vorstand: Thomas Katzenmayer, Christian Ferchland und Dr. Marco Kern

Evangelische Bank

09.10.2014 · Kiel/Kassel.

Thomas Katzenmayer versteht die Evangelische Bank (EB) als ein Kreditinstitut, das nach ethischen Grundsätzen handelt und nicht auf Gewinnmaximierung aus ist. Außerdem verfüge die Bank über spezielles Know-how, das den Kunden aus Kirche und Diakonie zugutekomme. Einen besonderen Wert lege sie auf Nachhaltigkeit in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Sozialethik. Der 49-jährige Katzenmayer ist seit Anfang September Vorstandsvorsitzender der EB, die aus der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG (EKK), Kassel, und der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft eG (EDG), Kiel, hervorgegangen ist.  

Über Schlagzeugunterricht zur Diakonie


Hans-Nissen Andersen (56), zwölf Jahre lang Vorstandsvorsitzender der EDG, schied aus gesundheitlichen Gründen zum 31. August aus seinem Amt aus. Der in Darmstadt geborene Katzenmayer hatte mit der evangelischen Kirche, genauer: ihrem Diakonischen Werk, schon früh Tuchfühlung. So gab er als Jugendlicher einem Schüler der diakonischen Behinderteneinrichtung Aumühle Schlagzeugunterricht und geriet damit auch in Verbindung mit der Aumühle und ihren Bewohnern selbst.

Der Kontakt besteht bis heute fort, wenn auch in anderer Form: die Diakonie zählt zu den Hauptkunden der EB. Und Schlagzeug spielt Katzenmayer auch noch. "Einmal pro Woche treffen wir uns in einer Band zum Üben und spielen Hits der 70er bis 90er Jahre", sagt er. Gelegentlich gibt es auch einen Auftritt.

Ganzheitlicher Blick auf Kunden und Projekte

Wer glaubt, eine Evangelische Bank gewähre aus Barmherzigkeit großzügig und ungeprüft Kredite, täuscht sich jedoch. "Wir betrachten die beantragten Projekte sehr genau und kritisch", sagt Katzenmayer. Dabei gehe es vor allem darum, einen ganzheitlichen Blick auf die Kunden zu gewinnen. Denn die Finanzierung eines Projekts, das sich nicht trägt und den Kreditnehmer in Schwierigkeiten bringt, nutze weder dem Kunden noch der Bank. "Es ist wichtig, dass kirchliche und diakonische Einrichtungen gut finanziert und gestärkt unterwegs sind", sagt er.

Katzenmayer hat das Bankgeschäft "von der Pike auf" gelernt, wie er selbst sagt. In einem Vorläuferinstitut der Volksbank Darmstadt machte er eine Banklehre, besuchte später die genossenschaftliche Akademie in Montabaur im Westerwald. Als Projektleiter beim Genossenschaftsverband betreute er 2005 die Fusion der EKK mit der Acredobank. 2006 nahm er eine Stelle als Vertriebsdirektor bei der EKK an, 2007 erfolgte seine Berufung in den EKK-Vorstand. Ganz nebenbei absolvierte er noch eine Managementausbildung der Steinbeis-Hochschule Berlin. Ab dem Jahr 2011 leitete er als Sprecher des Vorstands erfolgreich die Geschicke der EKK.

Privatkundenbereich kann noch wachsen

Angesichts einer Investitionssumme von vier Milliarden Euro, die jährlich allein von der Diakonie in Deutschland getätigt wird, sieht Katzenmayer durchaus noch Wachstumsmöglichkeiten für die Evangelische Bank. Und auch der Privatkundenbereich könne noch wachsen. Insgesamt rund 90.000 institutionelle und private Kunden sind es derzeit deutschlandweit.  

"Jeder, der sich unseren ethischen Maßstäben verbunden fühlt, kann bei uns Kunde werden", sagt Katzenmayer. Zu diesen Maßstäben gehört für die Bank auch, in nachhaltige, sozialethisch verantwortliche Anlagen zu investieren. "Wir legen beispielsweise nichts in den USA an, weil dort die Todesstrafe praktiziert wird", sagt Katzenmayer. Bestehe ein Kunde jedoch auf eine bestimmte Anlage, widersetze man sich dem nicht. "Investitionen in ethisch verantwortbare, nachhaltige Anlageformen ermöglichen heute gleich hohe Renditen wie andere Anlagen", wirbt er für nachhaltige Investitionen.

Bedingt durch die Fusion muss Katzenmayer nun öfters nach Kiel reisen, eine Stadt, die er zuvor kaum kannte. Gleichwohl ist ihm die Ostsee von mehreren Urlaubsaufenthalten in Kühlungsborn durchaus vertraut. Daheim in Kassel ist er neben seinem Beruf noch vielfältig engagiert, unter anderem ist er Mitglied im Stiftungsrat der Diakonie Hessen und Beiratsmitglied im Förderverein Karlskirche.  

Die Zukunft der neuen Bank sieht Katzenmayer positiv. Als Spezialinstitut komme ihr eine große Bedeutung zu. "Die Gesundheits- und Sozialwirtschaft ist der größte Wachstumstreiber", erklärt er. "Sollte es uns eines Tages nicht mehr geben, werden Kirche und Diakonie schnell sehen, was ihnen fehlt."

Quelle: epd