Umfrage Fast jeder Zweite für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen
13.08.2015 · Hamburg.Fast jeder zweite Bundesbürger (44 Prozent) ist der Auffassung, dass die Zahl der Ausländer und Flüchtlinge in Deutschland noch weiter steigen kann. Laut einer "Stern"-Umfrage sagen elf Prozent, dass es bereits zu viele Ausländer und Flüchtlinge in Deutschland gibt und ein großer Teil wieder wegziehen soll. 36 Prozent meinen, die Kapazität sei erschöpft und ein weiterer Zuzug nicht wünschenswert. Einig sind sich meisten Deutschen (88 Prozent) in der Auffassung, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland geworden ist. 1995 vertraten diese Ansicht noch 68 Prozent.
Jeder Sechste (16 Prozent) hat Verständnis für Angriffe auf Flüchtlings- und Asylbewerberheime, wie sie in jüngster Zeit zugenommen haben. Zwei Prozent würden an Protestaktionen auch selbst teilnehmen. Eine große Mehrheit (82 Prozent) hat jedoch kein Verständnis für solche Angriffe und Protestaktionen. 30 Prozent davon würden sich sogar an Gegendemonstrationen beteiligen.
76 Prozent sind dafür, dass man auf jeden Fall Flüchtlinge aufnehmen soll, die vor einem Krieg in ihrer Heimat fliehen. 57 Prozent plädieren für eine Aufnahme, wenn Menschen in ihrem Herkunftsland aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt werden. Diejenigen, die vor allem aus wirtschaftlichen Gründen kommen, wollen nur 13 Prozent auf jeden Fall aufnehmen. Dass Deutschland wegen seiner NS-Geschichte eine besondere Verantwortung für Flüchtlinge hat, meint nur jeder vierte Befragte (26 Prozent). Die Mehrheit (72 Prozent) stimmt dem nicht zu.
Etwa jeder Dritte (36 Prozent) sagt, dass in seiner Wohngegend viele Ausländer leben. Bei 56 Prozent wohnen wenige und bei sieben Prozent gar keine Ausländer in der Nachbarschaft. Die meisten Bundesbürger (59 Prozent) sehen zwischen Deutschen und Ausländern ein normales nachbarschaftliches Verhältnis. 29 Prozent sagen sogar, dass man sehr gut miteinander auskommt. Dass es häufiger zu Reibereien kommt, geben acht Prozent an. Obwohl die Zahl der Ausländer in den neuen Bundesländern deutlich geringer ist, sagen mit 24 Prozent viermal mehr Ost- als Westdeutsche, dass es öfter Reibereien gebe.
Mit einem Flüchtlingsheim in ihrer Wohngegend hätten 49 Prozent keine Probleme. Zehn Prozent sagen, sie hätten damit große, 20 Prozent einige und weitere 20 Prozent wenige Probleme. Mehr als die Hälfte (60 Prozent) könnte sich vorstellen, sich für Flüchtlinge zu engagieren - entweder durch ehrenamtliche Unterstützung (40 Prozent), Spenden (34 Prozent) oder andere Hilfen. Eine große Mehrheit (86 Prozent) ist dafür, dass es Flüchtlingen erleichtert werden sollte, eine Arbeit aufzunehmen oder eine Ausbildung zu beginnen.
Zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) trauen keiner Partei zu, die durch Zuwanderung und Flüchtlinge verursachten Probleme zu lösen. 16 Prozent trauen dies der Union, sieben Prozent der SPD, sechs Prozent den Grünen, drei Prozent der Linken und vier Prozent sonstigen Parteien zu. Das Forsa-Institut hatte im Auftrag des "Stern" vom 4. bis 6. August 1.002 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger befragt.
Quelle: epd