Kreuzfahrt-Urlauber haben auch Probleme im Gepäck Pfarrerin Katherina Plehn-Martins über ihre Erfahrungen als Bordseelsorgerin

Die MS Europa im Hafen von Hamburg – Seelsorgerin Bordseelsorgerin Katharina Plehn-Martins geht im Herbst an Bord

Lutz Jaekel

05.08.2015 · Hamburg.

Auf Kreuzfahrtschiffen ist nicht nur Entertainment, sondern oft auch Seelsorge gefragt. "Die Menschen auf einem Kreuzfahrtschiff haben neben ihren Reiseutensilien auch ihre Probleme im Gepäck", sagt Bordseelsorgerin Katharina Plehn-Martins im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Sorgen holten die Reisenden "in entspannten Urlaubssituation oft mit voller Wucht ein". Etablierte Kreuzfahrt-Reedereien wie Hapag-Lloyd oder das Unternehmen Phönix-Reisen nähmen daher neben Musikern und Schauspielern auch Bordseelsorger mit aufs Schiff. Sie kümmerten sich etwa in Fällen von Einsamkeit und Trauer, wenn Menschen alleine reisten, weil der Partner gestorben sei.

Oft finden nach Worten der Seelsorgerin einsame Menschen auf den Schiffen nicht die Kontakte, die sie suchen. "Ich erinnere mich an eine alte Dame. Sie hat die Einsamkeit nicht mehr ertragen", erzählt Plehn-Martins, "sie ist immer trauriger geworden". Die pensionierte Pfarrerin aus Berlin hat daraufhin viele Gespräche mit der Frau geführt und sie zusammen mit den Hostessen zu den Mahlzeiten und den Landgängen begleitet. "Am Ende war es für sie eine richtig gute Reise", sagt die Pfarrerin.

Neben Seelsorge für Reisende gehören Gottesdienste und Andachten, Begleitung von Landgängen und Vorträge zu religiösen Themen zum Aufgabenspektrum der Geistlichen, sagt Plehn-Martins. Auch mit der Crew kommen Bord-Seelsorger in Kontakt. Mit philippinischen Crewmitgliedern hat Plehn-Martins über die Arbeitsbedingungen auf den Schiffen gesprochen und war überrascht: Diese seien nicht überall schlecht. "Das ist ein beliebtes Vorurteil", sagt die Pfarrerin. Es komme immer auf die Reederei und das Schiff an. Die 68-Jährige wird im September zum dritten Mal in See stechen. Mit der "MS Europa" der Reederei Hapag-Lloyd geht es dann in die Ostsee.

Plehn-Martins gehört zum Pool der Bord-Seelsorger der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 140 Pastorinnen und Pastoren stehen jedes Jahr bereit, an Bord zu gehen, sagt Simone Gawarecki von der evangelischen Urlaubsseelsorge. Von der arktischen Natur Spitzbergens bis zum Kap Horn: Auf rund 60 Reisen jährlich ist eine Pastorin oder ein Pastor dabei. Die Theologen arbeiten ehrenamtlich. Kabine und Verpflegung würden von den Reedereien gestellt. Alle zwei Jahre treffen sie sich zu einer Tagung. Dort hätten die Seelsorger Gelegenheit, sich auszutauschen.

Bordseelsorger stehen in einer langen Tradition: Bereits im 18. Jahrhundert gab es eine Anweisung für Schiffsprediger: Sie sollen Morgen- und Abendgebet halten und religiösen Unterricht erteilen. In dieser Zeit war auch der Begriff der "Christlichen Seefahrt" besonders verbreitet. Er stand umgangssprachlich für die gesamte Handels- und Kauffahrtsschifffahrt.

Quelle: epd