Verschollene Figur sollte per Geo-Caching quer durch Deutschland reisen Die digitale Schnitzeljagd mit dem Playmobil-Luther

Von Nicole Kiesewetter

Der Mini-Luther mit dem Travel Bug. Die Route quer durch Deutschland ist vorgegeben

© epd

13.08.2015 · Hohenselchow. Die kleine Martin-Luther-Figur ist der neue Star am Playmobil-Himmel. Nun soll der Mini-Reformator per Geo-Caching quer durch Deutschland zu seinen historischen Wirkungsstätten reisen. Doch bevor es richtig losgeht, ist die Figur verschwunden.

Lars Fischer hat einen großen Wunsch: Sein Playmobil-Luther soll einmal kreuz und quer durch Deutschland reisen - von der brandenburgischen Uckermark über die 36 Wirkungsstätten des historischen Kirchen-Reformers Martin Luther (1483-1546) bis nach Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Und das mit Hilfe von Geo-Caching - der modernen Form der Schatzsuche oder Schnitzeljagd. Doch bevor sich der kleine Luther auf die Reise machen konnte, ist er verschwunden - ob geklaut oder in guter Absicht ist derzeit noch offen.

"Bis vor kurzem habe ich gar nicht gewusst, was Geo-Cashing ist", sagt der 23-jährige Lars Fischer, der im südöstlichsten Zipfel der Nordkirche in Hohenselchow auf dem Friedhof arbeitet. Aber als der Pastor beim Thema Spurensuche das Geo-Caching in seiner Predigt erwähnte, sei er neugierig geworden. Nun weiß er: Ausgestattet mit einem GPS-Empfänger (Global Positioning System) und den Koordinaten eines "Schatzes" aus dem Internet kann man die Schätze finden, die jemand anderes an ungewöhnlichen Plätzen versteckt hat. "Das ist gerade ziemlich angesagt."

Dabei ist ein Schatz keine Kiste mit Gold und Edelsteinen, sondern ein "Geo-Cache": ein versteckter, meist wasserdichter Behälter mit einem Logbuch darin. Nach dem Fund eines Caches können sich die modernen Schatzsucher in dieses Logbuch eintragen und im Internet auf einer Geocaching-Seite verewigen. So werden die Mitspieler an Punkte gelockt, zu denen sie sonst nicht fahren würden, beispielsweise zu Kirchen, Ruinen oder alten Grenzsteinen. "Nur durch die Landschaft zu laufen - das wäre mir zu langweilig", erklärt Fischer seine Begeisterung.

Zusätzlich gibt es "Travel-Bugs", die man auf die Reise schicken kann. Das sind Metallplättchen mit Nummern, die anschließend im Internet verfolgt werden können. Und genau die brachten Lars Fischer auf die Idee, das Geo-Caching mit Martin Luther zu verbinden. In Friedrichsthal, einem Nachbarort von Hohenselchow, hat Fischer vor einigen Tagen die Luther-Playmobilfigur in einem Geo-Cache versteckt. Wer den Playmobil-Schatz entdeckt, hat die Aufgabe, ihn mitzunehmen und auf der von Fischer vorgegebenen Route erneut zu verstecken.

Doch dann kam es anders. Wenige Tage nach der Ankündigung in der Gemeinde ist die Luther-Figur ohne verwertbare Spuren verschwunden. Kurz nach der Entdeckung des Verlusts Anfang der Woche war Lars Fischer noch etwas ratlos. Doch dann besann er sich auf seinen Plan B: Nun wird er eine neue Luther-Figur mitnehmen zu einer Rüstzeit im sächsischen Herrnhut und dort verstecken. Die Chancen, dass der kleine Luther dort seine Reise startet, schätzt Fischer wesentlich besser ein als im abgelegenen Friedrichsthal. Fischer: "Dann begleite ich meinen Luther eben selbst das erste Stück seiner Reise."

Bis zum Reformationsjubiläum 2017 soll die Luther-Figur die Lebens- und Wirkungsstätten des Reformators besuchen, indem er von Cache zu Cache wandert. Dazu zählen Städte wie Augsburg, Coburg, Eisenach, Heidelberg, Nürnberg und Worms. Mit Hilfe des angehängten "Travel-Bugs" soll die Route im Internet unter www.geocaching.com sichtbar gemacht werden. Damit diese auch bestmöglich dokumentiert werden kann, sollen alle Mitspieler Fotografien der kleinen Lutherfigur an den jeweiligen Orten beisteuern.

Quelle: epd