Visitationswoche in den Kirchengemeinden Ferdinandshof und Rothemühl Gemeindeleben ist ein Geschenk Gottes
01.07.2015 · Ferdinandshof. Die Visitationswoche in den Kirchengemeinden Ferdinandshof und Rothemühl, die am Sonntag (28. Juni) mit einem Gottesdienst und einem Gemeindefest in Ferdinandshof endete, führte Propst Andreas Haerter und Vertretende des pommerschen Kirchenkreisrats unter anderem zu fünf der insgesamt sieben Kirchen des Pfarramts.
Seit dem 21. Juni war Andreas Haerter, Propst der Propstei Pasewalk im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, zu der Ferdinandshof gehört, sowie Vertretende des Kirchenkreisrats und Mitarbeitende der Kirchenkreisverwaltung in den Orten der Kirchengemeinden unterwegs. Sie nahmen unter anderem an Gottesdiensten und an der Sitzung des Kirchengemeinderats teil, besuchten Christenlehrestunden und führten zahlreiche Gespräche mit Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden.
Sprachkurs als praktische Umsetzung der Willkommenskultur
„Ich bin sehr erfreut davon, vor Ort zu erleben, wie gut sich die Gemeinde entwickelt hat“, so der Propst. „Es gibt hier großes ehrenamtliches Engagement und unermüdliche Mitarbeitende.“ Sehr eindrücklich sei für ihn der Besuch eines Sprachkurses für Flüchtlinge im Betsaal in Ferdinandshof gewesen, so der Propst. Das sei gelebte Integration und die praktische Umsetzung der viel beschworenen Willkommenskultur. Besonders bemerkenswert sei es, dass dieses Angebot in einer Landgemeinde möglich ist, so Andreas Haerter. „Überall werden zurzeit derartige Sprachkurse gefordert – hier in Ferdinandshof wird es einfach gemacht. Das finde ich großartig“, sagte der Propst. Den Sprachkurs, der mit Unterstützung der Kommune initiiert wurde, bieten Ehrenamtliche der Kirchengemeinde für insgesamt drei Kurs-Gruppen zweimal wöchentlich an. Die Teilnehmenden kommen aus mehreren Krisengebieten, von Syrien bis hin zum Donezbecken.
Rundreise zu fünf Kirchen
Teil der Visitation war auch eine Rundreise zu fünf der insgesamt sieben Kirchen der Kirchengemeinden Ferdinandshof und Rothemühl. Sie führte Propst Andreas Haerter von Ferdinandshof über Blumenthal, Rothemühl und Neuensund nach Heinrichswalde. Begleitet wurde er während dieser Besichtigung von Anett Burckhardt, Baubeauftragte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises in der Außenstelle Pasewalk, Hans Giger, Architekt und Mitglied des Kirchengemeinderats, sowie Pastor Udo Wollenberg. In den einzelnen Kirchen informierte sich Andreas Haerter über den jeweiligen baulichen Zustand, über Sanierungsvorhaben und Nutzungskonzepte.
Ferdinandshofer Kirche bald wieder nutzbar
Startpunkt der Kirchenbesichtigung war die Trinitatiskirche in Ferdinandshof. Zu den Besonderheiten des ursprünglich als Rundkirche gebauten Gotteshauses zählen der Fachwerkturm und ein Taufengel. Letzterer ist allerdings gut verpackt, um ihn während der derzeit stattfindenden Sanierung vor Beschädigungen zu schützen. Eine Nutzung der Kirche ist aufgrund des Zustandes momentan nicht möglich. Die Gottesdienste finden ersatzweise im Bethaus auf dem Gelände des Ferdinandshofer Pfarrhauses statt. Vordringlichstes Ziel der Sanierung sei es daher, die Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete Kirche wieder für die Gemeinde nutzbar zu machen, so Hans Giger.
Zementputz sorgte für nasse Wände
Ein zu DDR-Zeiten dick aufgetragener Putz aus Zement habe die Mauern so extrem Feuchtigkeit ziehen lassen, dass die bloße Berührung der Wände zu nassen Händen geführt habe, so der Architekt. Diese Feuchtigkeit verursachte unter anderem starke Salzausblühungen im Mauerwerk. „Den Zementputz, der bis zu sieben Zentimeter dick war, hat die Kirchengemeinde im vergangenen Jahr in Eigenleistung abgetragen“, berichtete Hans Giger. Nach der Entfernung des Zements musste die Kirche zunächst durchtrocknen, um die weitere Sanierung zu ermöglichen. Dieser Zustand ist nun erreicht und noch für diesen Sommer ist geplant, mit der Neuverputzung zu beginnen.
Beeindruckendes Engagement der Kirchengemeinde
Auch im Inneren der Ferdinandshofer Kirche gibt es eine Menge zu tun. Durch die langanhaltende Feuchtigkeit ist das Kirchengestühl dringend reparaturbedürftig. Zudem muss der Fußboden instand gesetzt werden. Das Dach hingegen ist in gutem Zustand, da es bereits in den 1990er-Jahren denkmalschutzgerecht unter Wiederverwendung alter Ziegel erneuert wurde. Andreas Haerter äußerte sich angesichts der Sanierungsfortschritte beeindruckt über das Engagement der Kirchengemeinde. „Hier wird seit Jahren enorm viel getan, um diese besondere Kirche zu erhalten“, so der Propst. Die Kosten für die anstehenden Arbeiten an der Trinitatiskirche bezifferte Anett Burckhardt mit 140.000 Euro. Das Vorhaben wird aus Eigenmitteln der Kirchengemeinde sowie durch den Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis (45.000 Euro) und die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa, 15.000 Euro) finanziert. „Für die Unterstützung durch Kirchenkreis und KiBa sind wir sehr dankbar“, sagte Hans Giger.
Die Kirche muss im Dorf bleiben
In Blumenthal wurde Andreas Haerter vor der Kirche vom stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, Dietrich Blank, empfangen. Er berichtete von den vielfältigen Sanierungsmaßnahmen an der erst 100 Jahre alten Kirche. So wurden das Podest und die Stufen der Eingangstreppe erneuert. Ein altes Hochzeitsfoto half dabei, die Treppe in den Ursprungszustand zu versetzen. Seit 2013 gibt es in Blumenthal einen Verein, der sich gemeinsam mit der Kirchengemeinde für die Kirche einsetzt. Die Ansicht, dass „unsere Kirche im Dorf bleiben“ müsse, verbinde Blumenthaler Christen und kirchenferne Einwohner des Dorfs miteinander, so Dietrich Blank. „Wir sind stolz auf unsere schöne Kirche, für die wir als nächstes Sanierungsvorhaben einen Neuanstrich der Außenwände planen. Vor allem geht es uns darum, die Kirche mit Leben zu füllen und Menschen in die Kirche zu bringen. Wir nutzen sie daher auch für Veranstaltungen, bei denen wir dann auch immer herzlich zu den nächsten Gottesdiensten einladen.“ Als Beispiel nannte Dietrich Blank einen Plattdeutschen Abend, der auf ein breites Echo im Ort und der Umgebung gestoßen war.
Hohes Maß an Eigenleistung
Anett Burckhardt lobte das außergewöhnliche Engagement der Kirchengemeinde für ihre Kirchen. „Vor allem angesichts der Situation im ländlichen Raum ist die große Zahl an Eigenleistungen, wie wir sie hier erleben, nicht hoch genug zu schätzen“, so die Baubeauftragte. Diesem Urteil schloss sich Udo Wollenberg nicht nur in Bezug auf Bauvorhaben an. Er empfinde das gesamte Gemeindeleben als ein Geschenk und Segen Gottes. „Die Kirchengemeinde ist sehr aktiv und organisiert unheimlich viel in Eigenregie“, so der Pastor. In Rothemühl besuchte Andreas Haerter neben dem Kirchengebäude auch das dortige unter Denkmalschutz stehende Pfarrhaus. Es ist zum Teil vermietet, bietet aber auch Platz für eine Gästewohnung, einen Gemeinderaum und ein regelmäßig besetztes Gemeindebüro.
Aktive Gestaltung des demografischen Wandels
Bevor die Rundreise in der Kirche in Heinrichswalde endete, besuchte Andreas Haerter die Kirche in Neuensund. Sie ist die älteste Kirche der Gemeinde und wurde in den vergangenen Jahrhunderten in Kriegen immer wieder zerstört. Der Feldsteinbau stammt aus dem 13. Jahrhundert, dessen Erweiterungen aus dem 17. und der Turm aus dem 19. Jahrhundert. „Die Neuensunder Kirche ist auch die Konzertkirche der Gemeinde“, so Pastor Udo Wollenberg. Die zahlreichen Konzertveranstaltungen, zu denen regelmäßig zwischen 30 und 50 Besucher kommen, würden sehr gut angenommen. „Wir wollen in unserer Kirchengemeinde Orte der Tradition schaffen. Wir können aufgrund der großen Entfernungen und angesichts der Bevölkerungsentwicklung nicht überall alles anbieten, wollen und werden aber trotzdem präsent bleiben und bei den Menschen sein“, so Udo Wollenberg. „Wir möchten den demografischen Wandel gestalten statt zu resignieren.“
Quelle: PEK (sk)