Ordinanden vorgestellt Bischof Abromeit segnet vier Frauen und einen Mann ins Pastorenamt ein
27.06.2015 · Greifswald. Festgottesdienst mit Ordination: Am Sonntag (28. Juni) segnet Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit Arnold Pett (Jarmen-Tutow), Isabell Giebel (Altentreptow), Silke Kühn (Kartlow-Völschow), Ellen Nemitz (Altefähr und Rambin) und Susanne Kiefer zum Pastorenamt im Pommerschen Kirchenkreis ein. Wir stellen die Ordinanden vor.
Die Ordination ist die öffentliche Befähigung zum Amt als Pastor. Dabei legt der Bischof den angehenden Pastorinnen und Pastoren die Hand auf und segnet sie zum Dienst. In dem Gottesdienst werden sie zur Verkündigung von Gottes Wort (vor allem in der Predigt) und der Verwaltung der Sakramente (Taufe und Abendmahl) ausgesendet. Die fünf Kandidaten haben ein Studium der Theologie samt der alten Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein und ein zweijähriges Vikariat absolviert.
Der Gottesdienst beginnt um 14:00 Uhr. Wegen der Sanierungsmaßnahmen im Innenraum des Greifswalder Doms findet er in diesem Jahr in St. Jacobi statt. An dem Gottesdienst werden auch die Stralsunder Pröpstin Helga Ruch und der Demminer Propst Gerd Panknin mitwirken.
Arnold Pett, Pastor z.A. in Jarmen-Tutow
Seinen ersten Talar hat er von seinem Großvater geerbt: Der war Pastor in Sachsen und vermachte ihm einen samtverzierten schwarzen Talar nach bayrischer Art. Arnold Pett wurde 1974 in Rostock geboren und ist in Bad Sülze aufgewachsen. Seit dem 1. Juni ist er Pastor im dreijährigen Probedienst in der Kirchengemeinde Jarmen-Tutow. Obwohl Arnold Pett in einer christlich geprägten Familie aufwuchs, wurde er zu DDR-Zeiten nicht konfirmiert, sondern erhielt wie viele andere auch die Jugendweihe. "Wir wurden zu der Zeit in der Schule ziemlich unter Druck gesetzt und meine Mutter hatte so einige Bedenken, dass ich Probleme bekäme, wenn ich mich für die Konfirmation entschieden hätte", erinnert er sich. Da er sehr gut Klavier spielte, besuchte er ab der 9. Klasse ein Spezialgymnasium für Musik in Demmin. Das kommt ihm jetzt an der neuen Pfarrstelle zugute: "Ich kenne die Region gut und treffe hier viele ehemalige Schulkameraden wieder."
Nach einem Lehramtsstudium bereiste Arnold Pett als freier Musiker die Welt. 2003 sattelte er eine Ausbildung zum Toningenieur drauf und arbeitete danach in Musikstudios und bei Filmproduktionen mit, unter anderem dem Traumschiff. "Die Suche nach Gott hat mich all die Jahre begleitet. Aber erst, als ich in einer Lebenskrise steckte, wurde sie für mich richtig drängend." Damals las er viel in der Bibel und beschloss mit Anfang 30, den Fragen nach Gott und dem Sinn des Lebens noch einmal in einem Theologiestudium nachzugehen. In einem Seminar bei Professor Michael Herbst an der Greifswalder Universität, in dem das Predigen gelehrt wird, kam für ihn die "große Wende", wie er es nennt. "Das war wie eine Art Aufwachen: Ich wusste auf einmal ganz sicher, dass ich Pastor werden will." Nach dem Examen machte er sein Vikariat in Kisdorf in der Nähe von Hamburg.
Arnold Pett freut sich frisch nach dem Start als Pastor in Jarmen-Tutow besonders auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und darauf, mit Ehrenamtlichen in einem Team zusammenzuarbeiten. Seine musikalische Begabung kommt ihm bei der Gestaltung von Gottesdiensten entgegen: "Ich schätze die Liturgie sehr und mag es, wenn Gottesdienste musikalisch feierlich gestaltet sind."
Isabell Giebel, ab dem 1. August Pastorin z.A. in Altentreptow mit Groß Teetzleben und Klatzow
Isabell Giebel kam 1982 in Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz) auf die Welt. Seit ihrer Konfirmation beschäftigen sie die Fragen nach Gott. "Ich war ungefähr 14 Jahre alt, und meine Mutter konnte wieder einmal eine Frage von mir nicht beantworten. Daraufhin meinte sie fast etwas entnervt: 'Dann studiere doch Theologie!' Und ich dachte: Genau, das ist es." Dass Isabell Giebel Theologie studieren würde, war für sie ab dem Zeitpunkt klar. Unklar war nur, ob katholische oder evangelische. Mit 16 Jahren wechselte sie nämlich auf ein katholisches Gymnasium in Zwickau, um einen Leistungskurs Religion absolvieren zu können. Nach dem Abitur ging sie nach Württemberg: Am katholischen Vorseminar "Ambrosianum" in Ehingen an der Donau lernte sie die für das Theologiestudium erforderlichen alten Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein. Der Weg zur katholischen Theologie war also vorgezeichnet, bis sie eines Tages beim Besuch eines evangelischen Gottesdienstes eine Pastorin erlebte. Isabell Giebel: "Sie stand vorne in ihrem schwarzen Talar und breitete segnend die Arme aus. In diesem Moment wusste ich: Das möchte ich auch."
Bis heute ist ihr aufgrund ihrer Erfahrungen in der katholischen Kirche die Ökumene ein wichtiges Anliegen: "Ich freue mich auf ein gutes Miteinander mit den Katholiken in Altentreptow und Umgebung." Die Pfarrstelle wird sich Isabell Giebel mit ihrem Mann, Pastor Dr. Michael Giebel, teilen. Ihn hat sie beim Theologiestudium in Greifswald kennengelernt. Das Ehepaar hat zwei Töchter im Alter von sechs und zwei Jahren. Ihr Vikariat hat Isabell Giebel in Hildesheim-Marienrode absolviert, in der Landeskirche, aus der ihr Mann stammt. Als Vikarin in Hildesheim hat sie ein "Mamafrühstück" eingerichtet. "Mir ging es darum, den Müttern etwas Gutes zu tun. Sie konnten in aller Ruhe Kaffee trinken und Kontakte knüpfen oder pflegen, während ihre Kinder spielen." Nach drei Jahren Erziehungspause freut sie sich nun wieder besonders darauf, Gottesdienste zu halten, zu taufen und zu trauen und Verstorbene würdig zu beerdigen.
Silke Kühn, Pastorin z.A. in Kartlow-Völschow
Silke Kühn wurde 1986 in Heltau in Siebenbürgen geboren. Noch vor ihrem ersten Geburtstag flohen ihre Eltern aus der von Ceasescu beherrschten Diktatur nach Deutschland. Da ihre Großeltern bereits in Württemberg lebten, zogen ihre Eltern nach Ebhausen in den Nordschwarzwald nach. "Zu Hause sprechen wir siebenbürgisch", erzählt Silke Kühn. In der lebendigen kleinen Kirchengemeinde Ebhausen besuchte sie schon bald die Jungschar und einen Kinderbibelclub. "Die Geschichten, wie Menschen Jesus nachfolgten, haben mich damals so beeindruckt, dass ich beschloss, Pastorin zu werden", erzählt die 28-Jährige. Ab der 9. Klasse besuchte sie die evangelischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren, altsprachliche Gymnasien mit Internat. In dieser Zeit engagierte sie sich zunehmend im Bereich der evangelischen Jugend bis auf Landesebene.
Während ihres Studiums in Tübingen, Heidelberg und Greifswald war sie Mitglied und später Vorsitzende der SchülerInnenarbeit "Experimentelle Bildungsräume" des Evangelischen Jugendwerks (ejw). Als Jugenddelegierte wirkte sie von 2007 bis 2009 in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Jugendliche sollen eine Stimme in der Gesellschaft haben und gehört werden, betont sie. Trotz ihres Engagements sei sie kein "Gremienmensch", sagt sie. Silke Kühn: "Mir ist es wichtig, dass es um die Sache geht, und mir liegt viel an einem guten Gesprächsklima. Unser Kirchenvorstand in Kartlow-Völchow ist da vorbildlich".
Bevor sie am 1. Februar als Gemeindepastorin in Kartlow-Völschow angefangen hat, war sie zwei Jahre lang Vikarin in Wittenburg in Südwest-Mecklenburg. "Wir waren der erste gemeinsame Vikarskurs der Nordkirche mit Frauen und Männern von Hamburg bis Pommern, und es war toll, die ganze Spannbreite an Glaubenstraditionen und politischem Hintergrund zu erleben."
Ihre siebenbürgischen Wurzeln sind ihr wichtig. Für das nächste Jahr plant sie eine Jugendbegegnung in Heltau mit pommerschen Jugendlichen, und 2017 werden Jugendliche aus Siebenbürgen Pommern besuchen.
Susanne Kiefer, ordiniert ins Ehrenamt
Susanne Kiefer ist in Anklam aufgewachsen. Der Weg zur Pastorin wurde ihr quasi in die Wiege gelegt: Der Großvater der 39-Jährigen war Prediger in der landeskirchlichen Gemeinschaft Anklam, zu der sie als Kind und Jugendliche gehörte, zwei Onkel von ihr waren Pastoren. Seit Susanne Kiefer 14 Jahre alt war, stand für sie fest, dass sie Pastorin wird: Sie engagierte sich in Jugendgruppen und EC-Gruppen (Entschieden für Christus). Die landeskirchliche Gemeinschaft ist eine Erneuerungsbewegung innerhalb der evangelischen Kirche, die vor rund 150 Jahren entstanden ist.
In Greifswald studierte sie Theologie mit einem Schwerpunkt in Praktischer Theologie, also der Vorbereitung auf den Pfarrerberuf. Während des Studiums lernte sie ihren Mann Torsten kennen, heute Pastor der Greifswalder Johanneskirche. Mit ihm hat sie vier Kinder im Alter zwischen fünf und 12 Jahren. Von 2001 bis 2003 absolvierte sie ihr Vikariat in Weitenhagen bei Greifswald. "Ich halte sehr gerne Gottesdienste, predige gerne. Besonders am Herzen liegt mir die Konfirmandenarbeit", erzählt Susanne Kiefer.
Nach dem Vikariat bekam sie ihre vier Kinder. Sie engagiert sich ehrenamtlich in der Greifswalder St. Marien- und der Johanneskirche, leitet Kindergottesdienste und Krabbelgruppen und organisiert einen wöchentlichen Hauskreis.
Im Gegensatz zu den anderen Ordinanden hat Susanne Kiefer keine feste Pfarrstelle, sondern wird ins Ehrenamt ordiniert. Vor allem in Kemnitz, Hanshagen und der Greifswalder Johanneskirche wird sie künftig predigen. "Mein Vater lebt in Hanshagen und fragte mich im letzten Jahr, ob ich nicht ab und zu einmal für den Pastor einspringen könne. Dabei habe ich gemerkt, wieviel Spaß mir das Predigen macht. Ich freue mich, dass ich als Pastorin künftig häufiger einmal einen Gottesdienst halten und das Wort Gottes weitergeben kann", erzählt sie. In der landeskirchlichen Gemeinschaft hat sie von klein auf ein Vertrauen in Gott erfahren, dass sie bis heute trägt. "Ich möchte gerne den Menschen die Geschichten aus der Bibel nahe bringen und ihnen zeigen, dass da etwas ist, was sie durch's Leben trägt."
Ellen Nemitz, Pastorin z.A. Altefähr und Rambin
Ellen Nemitz ist seit dem 1. Februar Pastorin im Probedienst in den Kirchengemeinden Rambin und Altefähr. Als ihr Vater vor knapp 30 Jahren eine Pastorenstelle in Stralsund annahm, zog die Familie aus dem thüringischen Gebesee bei Erfurt nach Pommern. Inzwischen fühlt sie sich als waschechte Pommerin. Der damals 15-Jährigen wurde der Zugang zur EOS verwehrt, aufgrund des christlichen Hintergrunds ihrer Familie durfte sie kein Abitur machen. Stattdessen wurde ihr eine Gartenbau-Ausbildung zugewiesen, die sie auch abschloss. Doch das Leben als Gartenbauerin wider Willen verhinderten die Wende und die Liebe: Ab 1989 bereits ging sie ihren wahren Interessen nach und machte ein diakonisches Jahr im Haus "Seeadler" in Sellin. Danach heiratete sie und bekam vier Kinder.
Sie zog ihre Kinder groß, arbeitete in der Praxis ihres Mannes mit und engagierte sich ehrenamtlich in Kirchengemeinden. Bei einem Auslandsjahr in Kapstadt reifte in ihr der Gedanke, doch noch zu studieren. Dies durfte sie mit Sondergenehmigung aufgrund ihrer Geschichte in der DDR auch ohne Abitur. Zunächst wollte sie nur Theologie studieren, um mehr über Gott und das Christentum zu erfahren. Doch es kam anders. Ellen Nemitz: "Gott kann sehr deutlich werden, wenn er etwas von einem will: Ich hatte nicht den Wunsch, Pastorin zu werden, weil ich glaubte, dazu gar nicht das richtige Profil zu haben. Doch während des Studiums habe ich zunehmend so etwas wie eine Berufung dazu gespürt und habe irgendwann kapituliert und gesagt, ich nehme diese Berufung an."
Als ihre Schwerpunkte nennt die Pastorin Diakonie und Seelsorge. Seit einiger Zeit schon leitet sie das Seelsorgecafé "Aufwärts" in Stralsund-Grünhufe.
Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)