Ökumenische Bruderschaft feiert Jubiläum Taizé ruft zu größerer Einheit der Kirchen auf

09.06.2015 · Berlin.

Der Prior der ökumenischen Communauté de Taizé, Bruder Alois, hat die christlichen Kirchen zu mehr Gemeinsamkeit auf aufgerufen. Die verschiedenen Konfessionen sollten häufiger unter einem Dach zum Gebet zusammenkommen. Ökumene werde immer wichtiger, sagte Frère Alois am Montag in Berlin. Bislang seien die unterschiedlichen christlichen Kirchen zu sehr darauf fixiert, »was nicht geht«. Die gemeinsame Identität aller Getauften müsse gestärkt werden.

Die christliche Gemeinschaft im französischen Taizé begeht in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen den 75. Gründungstag der Communauté sowie den 100. Geburtstag ihres Begründers Frère Roger und dessen 10. Todestag. Roger starb am 16. August 2006 mit 90 Jahren an den Folgen eines Attentats während des gemeinsamen Abendgebets. Der in Stuttgart aufgewachsene katholische Theologe Alois Löser leitet seither die Gemeinschaft als Prior.

Im Mittelpunkt der Jubiläumsveranstaltungen steht in den kommenden Monaten das Thema Solidarität. So kommt unter anderem vom 9. bis 16. August eine »Versammlung Jugendlicher für eine neue Solidarität« auf dem Hügel von Taizé zusammen. Vom 30. August bis 6. September ist ein Symposium über Frère Roger und sein Beitrag zum theologischen Denken geplant. Eingeladen sind junge Theologen aus verschiedenen Kirchen und Ländern.

Jährlich kommen bis zu 100.000 Besucher nach Taizé, etwa ein Drittel von ihnen aus Deutschland. Zu den zahlreichen einwöchigen Jugendtreffen während der Sommermonate kommen jeweils rund 5.000 junge Menschen aus aller Welt zusammen.

Die ökumenische Bruderschaft wurde in den 1940er Jahren von dem reformierten Theologen Roger Schutz in dem kleinen Dorf Taizé bei Cluny im Südburgund (Frankreich) gegründet. Der damals 25-jährige Pfarrerssohn aus der Schweiz wollte in der Zeit des Zweiten Weltkriegs »die Zerrissenheit unter den Christen und die Konflikte in der Menschheit« überwinden helfen. Die Kommunität inspiriert seither Hunderttausende von Jugendlichen. Für viele Menschen ist die Gemeinschaft in Frankreich der zentrale spirituelle Ort für gelebte christliche Werte.

Heute gehören der »Communauté de Taizé« rund 100 Brüder aus etwa 25 Ländern an. Viele arbeiten zudem in den Armenvierteln der Welt. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie mit Einkünften aus ihrer Arbeit. Sie haben sich zu Ehelosigkeit und materieller Gütergemeinschaft verpflichtet. Bekannt wurde die Kommunität von Taizé durch einprägsame, meditative Lieder, die unter Christen in aller Welt verbreitet sind.

Das erste europäische Taizé-Jugendtreffen fand 1978 in Paris statt. Seitdem wird die Veranstaltung jeweils zum Jahreswechsel in einer europäischen Großstadt abgehalten mit Zehntausenden Besuchern.

Quelle: epd