NDR Dokumentation "Das Schweigen der Männer" Sexualforscher: Katholische Kirche zieht Pädophile an

14.03.2015 · Hamburg.

Nach Einschätzung des Berliner Sexualpsychologen Christoph Ahlers gibt es in der katholischen Kirche auffällig viele Geistliche mit "problematischer Sexualpräferenz". Das "Sexualitätsverbot" der katholischen Kirche übe eine Anziehungskraft auf Pädophile aus, die sich mit einer Kirchenkarriere vor lästigen Fragen schützen wollten, sagte Ahlers in der NDR Dokumentation "Das Schweigen der Männer" zum Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, die am 16. März (23.30 Uhr) im Ersten gesendet wird. Ahlers ist an der Berliner Charité tätig.

In Studien über sexuelle Übergriffe durch katholische Geistliche, die die katholische Kirche in Auftrag gegeben hat, gehen Wissenschaftler laut NDR davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der Täter auf Kinder oder vorpubertäre Jugendliche fixiert sind. Der Hauptteil seien sogenannte Ersatzhandlungstäter, die sich aus Mangel an Kontakten zu Erwachsenen an Kindern vergehen. Das allerdings bezweifelt Ahlers: "Dafür haben wir keine Anhaltspunkte."

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hält es für dringend erforderlich, sofort zu reagieren, wenn sich ein Geistlicher kinderpornografisches Material verschaffe. Bode sieht durchaus das Risiko, dass Männer den Priester-Beruf ergreifen, weil sie ein problematisches Verhältnis zur eigenen Sexualität haben.

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann (Trier), bestätigte Gespräche mit dem Leiter des Berliner Präventionsprojekts "Kein Täter werden" an der Charité. In der Bischofskonferenz sei das Projekt allerdings bisher offiziell kein Thema gewesen, sagte Ackermann.

Quelle: epd