Pommerscher Generalkonvent in Züssow "Wer ist Christus für uns heute?“
11.09.2015 · Züssow. Der Frage „Wer ist Christus für uns heute?“ gingen rund 100 Pastorinnen und Pastoren, Gemeindepädagogen, Kirchenmusikerinnen und Referenten beim Pommerschen Generalkonvent am Mittwoch (9. September) in Züssow nach. Im Mittelpunkt standen die Theologie und das Leben von Dietrich Bonhoeffer.
Der Tag startete mit einem Gottesdienst in der Züssower Dorfkirche aus dem 14. Jahrhundert, den Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer an der Orgel begleitete. Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit betonte in seiner Predigt die Radikalität von Dietrich Bonhoeffers Theologie: „Diese starke Betonung der Nachfolge, diese Wiederentdeckung des Zusammenhangs von Existenz und Erkenntnis ist etwas Neues für die seriöse Theologie des 20. Jahrhunderts. Bonhoeffer hat erkannt: Ich kann nicht zutreffend von Christus sprechen, wenn ich nicht auch zu ihm in einer Beziehung stehe. Und diese Beziehung wird angemessen beschrieben durch den Begriff Nachfolge. Christus gibt die Richtung an und der Nachfolgende vollzieht seinen Weg nach.“
Hauptreferentin war Dr. Christiane Tietz, Professorin für Systematische Theologie an der Theologischen Universität Zürich und Vorsitzende der Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft, Sektion Bundesrepublik Deutschland. Die Referentin ging den Begriffen „Religion“ und der Einzigartigkeit der Christuserfahrung nach. Religion, so Christiane Tietz im Gefolge von Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer, sei keine Voraussetzung, um an Jesus als den Christus zu glauben. Im Gegenteil könnte eine bestimmte Religiosität dieser Erkenntnis sogar im Weg stehen. Christiane Tietz: „Ein religionsloser Mensch ist Gott näher als ein religiöser mit falschen Gottesvorstellungen.“
Statt von Mission spricht die Theologin lieber von „Zeugnis“. Christiane Tietz, die sich am christlich-islamischen Dialog beteiligt, meinte in der an den Vortrag anschließenden Diskussion: „Es rührt mich, wenn ich Menschen treffe, die von ihrem Gott mit Liebe und Hingabe sprechen. Hier habe ich nicht das Recht, zu sagen, das ist aber falsch. Ich respektiere, dass mein Gegenüber mit seinem Leben und Sterben daran hängt. Was ich tun kann, ist Zeugnis abzugeben davon, dass sich für mich Gott in Jesus Christus erschlossen hat.“
Um das Thema „Mission und Dialog“ ging es auch am Nachmittag in einer der fünf Arbeitsgruppen. In anderen wurde über Sünde und Beichte, die vier „Mandate“ bei Bonhoeffer, über Anfechtung und Geborgenheit und den Begriff der Stellvertretung gesprochen.
Quelle: Bischofskanzlei Greifswald (ak)
Den Vortrag von Dr. Christiane Tietz als Handout zusammengefasst gibt es hier als PDF-Datei