Mecklenburgische Kirchenkreissynode beendet Dienste und Werke sind Brückenbauer zwischen Kirche und Gesellschaft

Uta Krause (Telefonseelsorge), Anke Leisner (Krankenhausseelsorge Neubrandenburg) und Dorothea Strube (v.l.n.r.) stellten der Synode die Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe Seelsorgedienste vor

Foto: kirche-mv.de/D. Vogel

30.04.2016 · Güstrow. In vielfältiger Weise stärken und ergänzen die übergemeindlichen Dienste und Werke in Mecklenburg die kirchliche Arbeit vor Ort. Dies wurde auf der Kirchenkreissynode am Wochenende (29.-30. April) in Güstrow deutlich. Die Synodalen hatten sich intensiv mit der Geschichte und den vielfältigen Arbeitsfeldern der Dienste und Werke beschäftigt. Beispiele hierfür sind u.a. die Gefängnisseelsorge, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder diakonische Beratungsdienste.

Neben den Kirchengemeinden mit ihren Aufgaben vor Ort gibt es eine große Vielfalt von kirchlichen Einrichtungen, die vom Kirchenkreis bzw. der Landeskirche getragen werden. Diese allgemeinkirchlichen Dienste und Werke verkündigen die christliche Botschaft in Wort und Tat. „Sie unterstützen dort, wo einzelne Gemeinden nur begrenzte oder keine Angebote bereithalten können“, sagt Präses Christoph de Boor. Zugleich sei es wichtig, sich mit den 252 Kirchengemeinden in Mecklenburg zu vernetzen und deren Wünsche aufzunehmen.

Einen Einblick in die gesamte Bandbreite des Wirkens gaben die Berichte des Konventes der Dienste und Werke, des Zentrums Kirchlicher Dienste Mecklenburg und des Diakonischen Werkes MV. Darüber hinaus nutzen die Synodalen die Chance, in verschiedenen Arbeitsgruppen sich mit Vertretern der Dienste und Werke direkt auszutauschen, Chancen und Probleme näher kennen zu lernen.

Gefordert: Land soll soziale Beratungsangebote mehr unterstützen

Auf der Synode plädierte Diakonie-Landespastor Scriba dafür, dass das Land, „wenn es fürs Abhören investiert“ – gemeint ist die beschlossene Budgeterhöhung für den Verfassungsschutz, „auch ins Zuhören investiert“, das heißt mehr Zuschuss für die Ökumenische Telefonseelsorge bereitstellt, die jährlich gut 45.000 Mal von Hilfesuchenden angerufen wird. Dafür erntete er viel Applaus der Synodalen, ebenso für seine erneute Forderung nach einem Wohlfahrtsgesetz und eine auskömmliche Finanzierung der Beratungsdienste in MV.

Unterwegs an anderen Orten und zu anderen Menschen

Auf die Herausforderungen bei der Hilfe für Flüchtlinge macht der Bericht der Stiftung ,Sozialdiakonische Arbeit – Evangelische Jugend‘ aufmerksam. So sei die Schweriner Bahnhofsmission mit ihren 25 ehrenamtlichen Mitarbeitenden oft an ihre Grenzen gekommen. „Zeitweilig hatten wir bis zu 200 Menschen täglich zu begleiten“, sagte Geschäftsführer Axel W. Markmann. Neue Projekte in der offenen Jugendarbeit, wie das ‚Youth Welcome Café‘ im Paulskirchenkeller, das Straßenprojekt ‚Fußball ohne Grenzen‘ oder das Kochprojekt ‚WeltKüche‘ in Schwerin würden ebenso gut angenommen, stellten die Mitarbeitenden aber zugleich vor neue Herausforderungen, „um das Gemeinschaftsleben in diesen neuen Gruppenkonstellationen zukunftsfähig zu gestalten“, so Geschäftsführer Markmann. Mit weiteren Projekten wie dem Volx-Mobil in Friedland, Möllenhagen und Malchin, der Musik-Volx-Schule in Wismar bzw. Neubukow sei der Stiftung zudem gelungen, Formen als Kirche am anderen Ort und Kirche mit Anderen zu entwickeln. „Wir gehen hin, sind da, fragen, hören und entwickeln dann Antworten, Angebote und Aktionen.“

Vernetzt: Angebote für verschiedene Zielgruppen

Ein lebendiges und buntes Bild ihres Wirkens und ihrer Vernetzung mit Kirchgemeinden zeichnet ebenso der Bericht des Zentrums Kirchlicher Dienste (ZKD) in Rostock, in dem wichtige Arbeitsfelder des Kirchenkreises unter einem Dach zusammengefasst sind. Ein Beispiel sei das Konfirmandencamp COPS in Salem, „das im Vorjahr mit 230 ,Konfis‘ fast aus den Nähten platzte“, berichtete Pastorin Dorothea Strube, die das Zentrum seit dessen Gründung Anfang 2012 leitet.

In kleineren, aber ebenso intensiven Gruppen spielt sich die Lektorenausbildung oder die Kurse für Eltern und Kinder der Familienbezogenen Bildungsarbeit ab. „Oft waren Kirchengemeinden Partner der Veranstaltungen, manchmal aber auch, wie bei den kirchenpädagogischen Thementagen, Menschen, die nicht in der Kirche sind, sich aber mit ihr auf unterschiedliche Weise verbunden fühlen“, sagte Dorothea Strube, die zugleich auf das neueste Projekt des ZKD aufmerksam machte: die mobile Geschichtenwerkstatt. Diese nutzt für ihre Angebote verschiedene Gestaltungsmaterialien: vom Mosaik bis zum Computerspiel, vom Spiel mit den Worten der Geschichte bis hin zu darstellendem Spiel.

Beschlossen: Budget, um junge Theologen von Verwaltung zu entlasten

Nach ausführlicher Diskussion machten die Synodalen den Weg für ein Pilotprojekt frei, damit Pfarrstellen im Kirchenkreis für junge Theologen attraktiv bleiben. Konkret sollen diese in ihren ersten drei Dienstjahren von Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Hintergrund sind besonders im ländlichen Bereich im Osten Mecklenburgs die besonderen Herausforderungen in einem Pfarramt mit kleinen Gemeinden, vielen Kirchen und Friedhöfen sowie in einer Region mit dünner Besiedlung.

Der Beschluss sieht vor, 23 Kirchengemeinden in denen Dienstanfänger tätig sind, in den kommenden drei Jahren jährlich 5.000 Euro für die Bewältigung von Verwaltungsaufgaben zur Verfügung zu stellen. „Dieses Signal an unseren theologischen Nachwuchs ist wichtig, um ihnen zu sagen, dass wir sie nicht allein lassen", hatte der Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn in der Aussprache argumentiert. So könne der Standortnachteil gegenüber den Kirchenkreisen in Hamburg und Schleswig-Holstein behoben werden. Dort hätte zumeist jede Kirchengemeinde eine Sekretärin.

Freigegeben: Darlehen an kirchliche Klimaschutzstiftung

Das Vermögen, der im Herbst 2015 auf den Weg gebrachten Stiftung für Klimaschutz im Kirchenkreis Mecklenburg, wird aufgestockt: Die Synodalen stellten dafür ein zinsloses Stifterdarlehen in Höhe von einer Million Euro aus den Rücklagen zur Verfügung. Aus den Erträgnissen der Stiftung, die bereits mit einer Million Euro Stiftungskapital ausgestattet ist, sollen künftig eigene Klima-, Natur- und Umweltschutzschutz-Projekte in Mecklenburg unterstützt werden.

Konkret soll die Stiftung künftig die energetische Sanierung von Pfarrhäusern, die Nutzung der Elektromobilität bzw. den Einsatz erneuerbarer Energien und energieeffizienter Techniken wie Solaranlagen für den Eigenverbrauch fördern. Zudem können entsprechende Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche sowie Klimaschutzprojekte in Partnerkirchen unterstützt werden.

Eingerichtet: Vollzeitstelle für Präventionsarbeit

Für die Präventionsarbeit im Kirchenkreis gegen sexualisierte Gewalt und grenzverletzendes Verhalten gibt es jetzt eine hauptamtlich besetzte Stelle. Der Stellenumfang beträgt 100 Prozent und soll nach drei Jahren überprüft werden. Bisher war diese wichtige Aufgabe mit hohem Engagement nebenamtlich wahrgenommen worden.

Gewählt: Ausschuss für Propstwahl

Darüber hinaus setzen die Synodalen einen Pröpstewahlausschuss ein. Dieses Gremium soll der Synode Vorschläge für die Nachfolge von Propst Dr. Karl-Matthias Siegert erarbeiten. Der Wismarer Propst will im Herbst 2017 in den Ruhestand gehen.

Gesegnet: Beauftragte für Gendergerechtigkeit

Pastorin Anne Hala (Kirchengemeinde Proseken-Hohenkirchen), die vom Kirchenkreisrat bereits für vier Jahre mit den Aufgaben einer Beauftragten für Geschlechtergerechtigkeit im und für den Kirchenkreis Mecklenburg beauftragt worden war, wurde beim Synodengottesdienst für ihren Dienst gesegnet. Ihre Aufgaben wird Pastorin Hala mit einem Umfang von zirka 5 Prozent ihrer 100 Prozent-Pastorenstelle wahrnehmen.

Quelle: ELKM (cme/dav)