Pommersche Kirchenkreissynode beendet "Zukunft der Ortsgemeinden“: Potentiale auf den Weg gebracht
09.04.2016 · Züssow. Am Samstagabend endete die zweitägige Themensynode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises in Züssow. Im Mittelpunkt stand „Die Zukunft der Ortsgemeinden im PEK“. Dazu wurden mehrere Vorträge gehalten. Zudem tauschten sich die 48 anwesenden Synodalen im Rahmen thematischer Gruppenarbeit aus. Im September 2015 wurde dieses Thema bereits auf der Landessynode diskutiert. Der pommersche Kirchenkreis ist der erste der 13 Kirchenkreise der Nordkirche, der sich explizit mit diesem Thema auf Kirchenkreisebene beschäftigt.
Pastor Matthias Bartels führte in die Plenumsphase der Tagung ein. Die Ortsgemeinde sei ein schlafender Riese, bezog er sich auf einen Aufsatz von Prof. Gerhard Wegner, Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD. Diese Formulierung treffe genau unsere Situation, so der Pastor, und führe zu den Fragen: Wo liegen unsere Potentiale? Was kann geweckt werden? Was kann neu belebt werden? Vor der Beschlussfassung bildeten die Synodalen vier Arbeitsgruppen, deren Themen sich aus den Eckpunkten der Landessynode ableiteten: Gottesdienst und missionarische Grundorientierung, Kirche mit Anderen, Kirchengemeinden und ihre Gebäude sowie Mitarbeitende und Diakonisches Handeln. In den Gruppen wurden zahlreiche Schwerpunkte, Denkanstöße und Vorschläge zusammengetragen. Dazu zählten beispielsweise die Weiterentwicklung der Vielfalt der Gottesdienstformen, die Sicherung der Regelmäßigkeit der gemeindlichen Angebote und die Umsetzung flexibler, kleiner Lösungen für die Sanierung kirchlicher Gebäude. Im Anschluss an die Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse aus den vier Arbeitsgruppen beauftragte die Synode einen Ausschuss damit, aus den Ergebnissen einen Beschlussvorschlag zu formulieren, über den auf der nächsten Synode abgestimmt wird.
Neue Modelle des Gemeindelebens entwickeln
Dr. Andreas Tietze, Präses der Nordkirche, stellte den Synodalen die Eckpunkte der Landessynode zur „Zukunft der Ortsgemeinde“ vor. Die Eckpunkte unterteilen die Frage nach der Zukunft der Ortsgemeinde in die sechs Themenkomplexe Mitarbeitende, Gottesdienst, Begegnung mit Menschen ohne religiöse Zugehörigkeit, Diakonisches Handeln, kirchliche Gebäude und Ortsgemeinde im ländlichen Raum. „Das Thema ‚Zukunft der Ortsgemeinde‘ treibt uns in der Nordkirche am meisten um“, so Andreas Tietze. „Sie sind hier im pommerschen Kirchenkreis sehr nah dran an den Herausforderungen der Zukunft und übertragen die Thematik von der Ebene der Landeskirche konstruktiv auf die Kirchenkreisebene“. Er plädierte dafür, die gewonnenen Erkenntnisse nordkirchenweit zu teilen. Der Geist Gottes könne in vielfältiger Weise bei der Erprobung und Entwicklung neuer Modelle des Gemeindelebens wirksam werden. „Besinnen wir uns dabei auf das, worauf es im Kern ankommt, nämlich auf Jesus Christus.“
Vielfältige Einladungen für geflüchtete Menschen
Christine Deutscher, Flüchtlingsbeauftragte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, berichtete den Synodalen unter der Überschrift „Ortsgemeinden konkret“ aus ihrem Arbeitsbereich. In weit mehr als der Hälfte der pommerschen Kirchengemeinden finden Begegnungen und Arbeit mit Flüchtlingen statt. Als Beispiele für die vielfältigen Angebote der Kirchengemeinden nannte Christine Deutscher unter anderem Willkommensfeste, Deutschkurse, Kleiderkammern, Teestuben, Frauentreffs, Weihnachtsfeiern, Gottesdienste, Bibelstunden und Taufkurse. Weiterhin gebe es Angebote zum Mittun, wie die Vorbereitung von Festen. Außerdem Unterstützungen im Alltag, zu denen Fahrdienste zählen, sowie individuelle Patenschaften mit Begleitung zu Behörden oder zu Ärzten. Mit diesem vielgestaltigen Engagement der Kirchengemeinden seien auch Herausforderungen verbunden, so die Flüchtlingsbeauftragte. Dazu zählen beispielsweise die Verständigung über Sprachbarrieren hinaus, die räumliche Ausstattung, kulturelle Unterschiede, der Umgang mit Traumatisierten sowie die Investition der Helfenden von Zeit und Kraft.
Flüchtlingsarbeit belebt Gemeinden
Die Flüchtlingsarbeit der Kirchengemeinden führt zu einer Reihe positiver Wirkungen. „Durch die Begegnungen mit geflüchteten Menschen werden Ängste abgebaut und fremdenfeindliche Parolen entkräftet. Das Engagement für Flüchtlinge stärkt das menschliche Miteinander vor Ort und rückt auch die alteingesessenen Menschen, die Hilfe brauchen, mit in den Blick. Und selbst in Orten, in denen Menschen mit vermutet rechtsradikaler Gesinnung wohnen, kann die demokratische Zivilgesellschaft erstarken, wenn sich ein Bündnis aus Helfenden bildet“, so Christine Deutscher. Für die Zukunft der Ortsgemeinde könne die Flüchtlingsarbeit bedeuten, dass die Gemeinde neu belebt wird, die kommunale Vernetzung verbessert wird und die Gemeinschaft erstarkt. Die Flüchtlingsbeauftragte erinnerte zugleich an den Spendenfonds für Flüchtlingsarbeit des PEK.
Bereits am Freitag gaben Professor Gerhard Wegner, Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD, in seinem Vortrag „Potentiale der Kirchengemeinden“ sowie der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit unter dem Titel „Pommersche Potentiale: Über Ortsgemeinden im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis“ Impulse für die weitere Diskussion. Zudem fand am Abend des ersten Tagungstages ein Empfang anlässlich des 60. Geburtstags von Präses Elke König statt.
Quelle: PEK/kmv