Wirtschaftswissenschaftler: Ab 2020 profitiert Deutschland von Flüchtlingen

06.01.2016 · Hamburg.

Der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Karl-Werner Hansmann (72) geht davon aus, dass Deutschland ab dem Jahr 2020 von den Flüchtlingen wirtschaftlich profitiert. Bis 2020 werden dem deutschen Arbeitsmarkt rund 500.000 Flüchtlinge zur Verfügung stehen. Zwar werden in den nächsten Jahren die staatlichen Kosten für Flüchtlinge höher sein als die positiven Wachstumsbeiträge. Ab 2020 jedoch werde der wirtschaftliche Vorteil überwiegen. Die Wirtschaftsleistung der Asylbewerber werde nach vorsichtiger Prognose über 20 Milliarden Euro pro Jahr betragen.

Für 2016 spricht Hansmann mit einem "kurzfristigen Wachstumsimpuls". Die staatlichen Ausgaben für Nahrung, Wohnung, Gesundheit und Ausbildung würden 2016 rund 15 Milliarden Euro betragen. Dieser Betrag erhöhe aber gleichzeitig den privaten Konsum und erzeuge dadurch einen Wachstumsimpuls für die deutsche Wirtschaft, der die Kosten "deutlich mindert". Etwa die Hälfte der staatlichen Ausgaben würden als Nachfrage bei deutschen Unternehmen ankommen. Die andere Hälfte fließe durch die Umsatzsteuer an den Staat und durch Importe ins Ausland. Unterm Strich würden etwa 60 Prozent der staatlichen Ausgaben (neun Milliarden Euro) zu zusätzlichem Wachstum führen.

Grundlage für Hansmanns Berechnungen ist ein Rückgang der Flüchtlingszahlen. Auf Grundlage der aktuellen politischen Rahmenbedingungen geht er davon aus, dass nach einer Million Flüchtlinge in diesem Jahr 2016 nur noch 700.000 nach Deutschland kommen und ihre Zahl auch in den Folgejahren weiter sinkt.

Hansmann ist emeritierter Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg. Er war Direktor des Instituts für Industriebetriebslehre und Organisation und von 2003 bis 2007 auch Vizepräsident der Universität.

Quelle: epd