Umfrage Zwei Drittel der Deutschen haben Angst vor Terror

12.07.2016 · Hamburg/Berlin. Noch nie im letzten Vierteljahrhundert hatten die Deutschen so viel Angst vor Terror wie heute. Auch die Sorge vor einem Kontrollverlust des Staates ist sehr groß. Im Norden sind die Sorgen der Menschen mit am größten.

Die Ängste der Deutschen haben sich verändert: Trieben in den vergangenen Jahren die Bundesbürger noch die Sorgen um Geld, Gesundheit, Umwelt und eine schlechte Wirtschaftslage um, sind es heute die Kriege an den Rändern Europas, die Terroranschläge von Paris, Brüssel oder Istanbul, der Flüchtlingszuzug und die Schuldenberge im Euro-Raum, wie aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten diesjährigen Befragung "Die Ängste der Deutschen" hervorgeht.

In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Stimmmung im Vergleich zu vor fünf Jahren lediglich um drei Prozent verschlechtert. Im bundesweiten Vergleich aller Ängste gesamt steht MV auf Platz drei. Hier macht den Menschen vor allem eine mögliche Überforderung von Deutschen und ihren Behörden durch Flüchtlinge und die Furcht vor Terrorismus (jeweils 81 Prozent) Angst.

In Hamburg und Schleswig-Holstein hat sich die Stimmung dagegen deutlich eingetrübt: um 12 Prozent. Mit einer Ausnahme sind in Schleswig-Holstein und Hamburg alle Ängste gestiegen. Verglichen mit anderen Bundesländern stehen Hamburg und Schleswig-Holstein jedoch erst auf Platz zehn. Besonders deutlich hat die Angst vor Terrorismus zugenommen (plus 26 Prozent). Sie steht mit 71 Prozent auf Rang 1. Mit 62 Prozent folgt die Furcht vor Spannungen durch Zuzug von Ausländern auf Platz 2.

Angst vor Terrorismus erstmals auf Platz eins

Insgesamt ist die Angst der Deutschen vor Terrorismus so hoch wie noch nie in den vergangenen 25 Jahren. Erstmals rangiert damit die Terrorgefahr auf Platz eins der Ängste-Liste. Sprunghaft zugenommen haben den Angaben nach auch die Ängste vor politischem Extremismus, Spannungen durch Zuzug von Ausländern und Überforderung von Politikern und Behörden durch die Flüchtlingskrise. Die globalen Themen haben persönliche Sorgen der Bundesbürger wie Arbeitslosigkeit , Drogensucht der Kinder oder Vereinsamung im Alter auf die hinteren Plätze verdrängt. Am wenigsten treibt die Deutschen derzeit das Zerbrechen der Partnerschaft um: 21 Prozent.

Der Heidelberger Politikprofessor Manfred Schmidt spricht in diesem Zusammenhang von "erdrutschartigen Verschiebungen" in den Top Ten der deutschen Ängste. Große Sorgen machen sich die Deutschen zudem vor einem Kontrollverlust des Staates in der Flüchtlingskrise. Fast jeder zweite Deutsche (44 Prozent) zweifelt am Krisenmanagement von Behörden und Politik und vergibt die Schulnoten fünf oder sechs für die Arbeit der Politiker. "2016 ist das Jahr der Ängste", bilanzierte Schmidt, die seiner Ansicht nach aber durchaus eine reale Grundlage haben.

Die Studie zu den Ängsten der Deutschen wird seit 25 Jahren im Auftrag der R+V Versicherung erstellt und fragt nach 16 verschiedenen Ängsten aus dem gesellschaftlichen und persönlichen Umfeld. Die Interviews mit über 2.400 repräsentativ ausgewählten Personen ab 14 Jahren wurden zwischen Anfang April und Mitte Mai geführt.

Quelle: epd