Politiker und Kirchenvertreter aus MV gedenken der Opfer in Brüssel Bischof v. Maltzahn: Wir alle gehören zur einen, unteilbaren Menschheitsfamilie

Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn

Foto: ELKM

23.03.2016 · Güstrow. „Die entsetzlichen Anschläge des gestrigen Tags haben uns erschüttert. Wir spüren, wie verwundbar unsere Gesellschaften sind, wie zerbrechlich unser Leben. Ohnmächtig und voller Zorn sehen wir die Bilder von Zerstörung und unschuldigem Leid.“ Mit diesen Worten begrüßte Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn Politiker und Kirchenvertreter aus Mecklenburg-Vorpommern am heutigen Mittwoch beim jährlich stattfindenden Einkehrtag in Güstrow. Zugleich wurde der Angehörigen der Opfer, der Helfer und der für die Sicherheit Verantwortlichen gedacht.

In den Mittelpunkt seiner Meditation stellte der Schweriner Bischof die Zerbrechlichkeit des Lebens. Sie sei meist verdeckt vom Mantel der Gewohnheit, zugestellt von kleineren Sorgen und Freuden, und doch dränge sie sich manchmal unversehens auf: angesichts eines Unfalls, einer Krankheit oder einer tiefen Verzagtheit. „Die Zerbrechlichkeit des Lebens, die Verwundbarkeit unserer Gesellschaften – seit den Anschlägen von Brüssel steht sie uns wieder überdeutlich vor Augen und lässt sich nicht verdrängen“, so Andreas v. Maltzahn.

Jetzt stünden Fragen im Raum. Beispielsweise, was das für eine Welt ist, die dem Bösen so viel Raum gibt, oder wer wir Menschen sind, dass wir so verblendet und grausam handeln können? Fragen, so der Bischof, „die keine schnelle Antwort vertragen. Fragen aber, die uns beschäftigen müssen, wenn sich denn etwas zum Guten verändern soll“.

Keine pauschale Verurteilung

Aus Ohnmacht und Ratlosigkeit entstünde schnell der Ruf nach Vergeltung, nach Ausgrenzung. „Pauschale Verurteilung atmet den gleichen, dämonisierenden Geist, der Verblendete Sprengsätze zünden lässt“, warnte der Theologe und fragte, wie die Spirale der Gewalt durchbrochen werden könne. Antworten würden bereits gesucht, etwa die, Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern; die Finanzquellen des Terrors auszutrocknen; Lebensperspektiven zu entwickeln, damit Jugendliche sich nicht radikalisieren; für mehr globale Gerechtigkeit zu sorgen und so die Herzen und Köpfe der Menschen für ein Leben in Frieden zu gewinnen.

Zukunft nur miteinander – nicht gegeneinander – gewinnen

„Eine einfache Antwort gibt es nicht“, sagte Bischof v. Maltzahn und ergänzte, dass ein vielleicht zu gehender Weg gestern schon in Brüssel angedeutet wurde: Mitten in all dem Chaos hätten Menschen mit Kreide auf den Asphalt geschrieben: „We are one“. „Vermutlich wollten Touristen so ihre Solidarität mit dem belgischen Volk ausdrücken. ,We are one‘– dieser Satz könnte aber auch bedeuten: Ja, wir sind eins, wir alle gehören zur einen, unteilbaren Menschheitsfamilie. Wir werden Zukunft nur miteinander – nicht gegeneinander – gewinnen. Hoffnung füreinander zu hegen, Hoffnung auch für Menschen, die jetzt noch Gegner sind, hat Jesus von Nazareth uns zugetraut“, erinnerte der Bischof.

Für eine gerechte, freiheitliche Gesellschaft eintreten

Alles Leben sei miteinander verbunden – darum genüge es nicht siegen zu wollen. Es brauche „die geduldige Arbeit an einem Frieden in Gerechtigkeit für alle. Unsere Schwäche ist dabei zugleich unsere Stärke: Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod‘“, so lautet ein Slogan des IS zitierte der Bischof. Und abschließend sagte Andreas v. Maltzahn: „Ja, das ist so: Wir wissen wie zerbrechlich, aber auch wie kostbar das Leben ist! Es gibt so viel, wofür zu leben sich lohnt: sich hinzugeben an das, was Leben fördert, zu lieben und für Frieden und Zusammenhalt zu arbeiten einzutreten für eine gerechte, freiheitliche Gesellschaft, dankbar zu genießen, was uns an Schönheit und Wärme geschenkt wird… Ja, wir lieben das Leben und wissen Gott als Liebhaber des Lebens. Wir lieben das Leben und wissen uns verbunden mit allem was lebt. Der Tod behält nicht das letzte Wort, sondern das Leben aus Gott.“

Quelle: ELKM (cme)


Meditation von Bischof v. Maltzahn beim Politikereinkehrtag in Güstrow (PDF)