Generation der vor 50 Jahren erstmalig ordinierten Frauen gewürdigt Bischof v. Maltzahn: Pastorinnen gehören zum Reichtum unserer Kirche
31.05.2016 · Güstrow.Rosemarie Griehl blickt auf ein besonderes Jubiläum zurück: Vor 50 Jahren wurde die Pastorin, die seit 1992 im Ruhestand ist, in Waren als eine der ersten Theologinnen in Mecklenburg ordiniert. Insgesamt sieben Frauen traten damals erstmalig ins Pfarramt ein. Wie auch sie, hatte der Verein Mecklenburgischer Pastorinnen und Pastoren alle 62 diesjährigen Ordinationsjubilare am heutigen Dienstag nach Güstrow zu einer Feierstunde mit Gottesdienst eingeladen.
In seiner Predigt würdigte der Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn dabei insbesondere die Frauen, die in diesem Jahr wie Rosemarie Griehl ihr Goldenes Ordinationsjubiläum begehen: „Sie hatten manche Hürde im Pfarramt zu nehmen, bis Sie sich den Brüdern im Amt gleichgestellt sehen konnten.“ Dabei seien es vor allem die guten Erfahrungen mit Frauen in der Praxis gewesen, die den Boden für einen Mentalitätswandel, besonders aber für eine neue theologische Sicht geöffnet hätten. „So gehört es für mich heute zum Reichtum unserer Kirche, dass Frauen selbstverständlich Dienst als Pastorinnen tun“, sagte Andreas v. Maltzahn und ergänzte an die Goldenen Ordinationsjubilarinnen gewandt: „Mit Ihrem Dienst, liebe Schwestern, haben Sie geholfen, den Weg dafür zu ebnen. Haben Sie von Herzen Dank!“
Rückblende: Im Osten war Mecklenburg die erste Landeskirche, die das Anliegen ihrer Synode aufgriff und ein erstes Theologinnen-Gesetz verabschiedete, allerdings mit Einschränkungen, beispielsweise bei der Besoldung, aber auch bei der Wort- und Sakramentsverwaltung. Ähnliches gilt für die Zölibatsklausel, die mit Kirchengesetz vom 1954 festhielt, dass Frauen im Falle der Verheiratung aus dem Dienst auszuscheiden hätten. Erst das vierte Kirchengesetz brachte im Jahr 1972 in der damaligen mecklenburgischen Landeskirche kirchenrechtlich gesehen die volle Gleichstellung der Pastorinnen.
Umso dankbarer sei er, sagte der Bischof, dass die ersten Gemeindepastorinnen „unserer Kirche verbunden geblieben sind. Ihrem Einsatz als Frauen ist es mit zu verdanken, dass unsere Kirche in diesen Fragen dazugelernt hat. Sie haben Mut bewiesen, den selbständigen Gemeindedienst anzustreben und die Dienstanweisung für vermeintlich ,frauenspezifische Tätigkeitsfelder‘ abzulehnen.“ Zugleich rief er dazu auf, weiterhin wach zu bleiben „für die Aufgabe tatsächlicher Gleichstellung von Frauen und Männern. Wir wollen unsere Erfahrungen auch in den ökumenischen Partnerbeziehungen fruchtbar machen, damit nicht Menschenwerk der Berufung Gottes im Wege steht.“
Rosemarie Griehl würde den Beruf der Pastorin übrigens immer wieder wählen, bekannte die 85-Jährige kürzlich im Gespräch mit der Kirchenzeitung. „Es ist so wunderbar, mit so vielen verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten und ihnen von Gottes Liebe und seiner Frohen Botschaft zu erzählen.“
Quelle: ELKM (cme)