Evangelische Kirche und Landwirte in MV im Dialog Nachwuchsstrategien für Höfe und Landpfarrstellen im Mittelpunkt
14.11.2016 · Brüsewitz. Wie sieht es mit der Nachfolge für landwirtschaftliche Betriebe und für Pfarrstellen in den ländlichen Kirchengemeinden aus? Zu dieser und weiteren Fragen tauschten sich jetzt Landwirte und Kirchenvertreter bei der dritten Begegnung der Nordkirche und des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Brüsewitz bei Schwerin aus.
Gut 50 Vertreter von Kirche und Bauernverband waren der Einladung von Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn und Bauernpräsident Detlef Kurreck gefolgt. Bei der Andacht in der Kirche Groß Brütz skizzierte der Schweriner Bischof die tief greifenden Veränderungen in den ländlichen Räumen, beispielsweise mit fallenden Preisen für Milch und Schweinefleisch, mit überalterten Dörfern und der Schwierigkeit, Leute zu gewinnen, die in ländlichen Räumen Verantwortung übernehmen – „in der Wirtschaft ebenso wie bei der Kirche“. Vor diesem Hintergrund regte Bischof v. Maltzahn an, Bündnisse für die ländlichen Räume zu schmieden. Bündnisse, die Menschen ermutigen, auf dem Land zu leben und zu arbeiten; die die Lebensqualität ländlichen Lebens offensiv kommunizieren und vor Ort stärken; die nach kreativen Lösungen suchen, wo die staatliche Daseinsvorsorge an ihre Grenzen kommt, formulierte Bischof v. Maltzahn und bot dafür die Mitarbeit der Kirche an.
Dass beide, Landwirtschaft und Kirche, vor fast identischen Herausforderungen stehen, verdeutlichten zwei Vorträge zum Thema Nachfolge für landwirtschaftliche Betriebe und Landpfarrstellen. „Wir haben hoch motivierten und gut ausgebildeten Nachwuchs“, berichtete Pastorin Konstanze Helmers und dennoch seien insbesondere Pfarrstellen auf dem Land nicht leicht zu besetzen. So gebe es den einen und anderen Vorbehalt und beispielsweise bei manchen Singles unter den Berufsanfängern die Sorge, dort ohne Familie einsam zu sein. Dazu kommen kleinere Jahrgänge und eine steigende Anzahl von Pensionierungen. „Mit zusätzlichen Vikarskursen, einer Projektstelle für Nachwuchsförderung (www.die-nachfolger.de), einer erweiterten Elternzeitregelung und Sekretariatsstellen, um Berufsanfänger von Verwaltungsaufgaben zu entlasten, hat unsere Kirche frühzeitig gegengesteuert“, so Konstanze Helmers. Zugleich rief die Pastorin dazu auf, die Tabuzone zu verlassen, wenn es um die besonderen Herausforderungen des Pfarramtes auf dem Dorf in MV geht. „Nur wenn diese offen benannt werden dürfen, ist auch Raum, davon zu sprechen, wie schön es ist, hier zu arbeiten.“
Mit harten Fakten stellte Dr. Martin Piehl vom Bauernverband den Wandel auf dem Land dar. So könne die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb weiter schrumpfen. Zugleich bleibe aber die Zahl der Landwirte relativ konstant. Allerdings ist die Hofnachfolge bei Zweidrittel aller Betriebe in Deutschland nicht geklärt. „Mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren sind die deutschen Betriebsleiter im europäischen Maßstab zwar jung, aber dennoch benötigen wir jährlich allein in Mecklenburg-Vorpommern mindestens 100 neu ausgebildete Betriebsleiter“, so der Hauptgeschäftsführer. Und bei den noch 20.000 Arbeitskräften auf den Höfen, in den Ställen etc. in M-V gebe es künftig ebensolche Nachwuchssorgen. „Wir brauchen ein positives und realistisches Bild der grünen Berufe“, forderte Dr. Piehl. „Unsere Idee, Lehrer auf die Landwirtschaftsausstellung Mela einzuladen, damit im Unterricht künftig ein realistischeres Bild unserer Branche vermittelt wird, interessierte leider nur zwei Pädagogen.“ So setzt der Bauernverband ebenso wie die Kirche auf aktive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, mehr direkte Werbung und bessere branchenübergreifende Vernetzung. Dazu zählen der Tag des Offenen Hofes, Praktika und Beratungsgespräche für Schüler, Messen wie „nordjob“ und eine Kür zum „Ausbildungsbetrieb des Jahres“.
Fazit der Kirchenvertreter und Landwirte: „Wir wollen den Austausch über konkrete Strategien und landwirtschaftliche Themen fortsetzen, Probleme diskutieren und gemeinsam nach Lösungen für die ländlichen Raume in Mecklenburg-Vorpommern suchen“, so Bischof v. Maltzahn. Und für Bauernverbandspräsident Kurreck ist der Dialog unverzichtbar, denn er „fördert das gegenseitige Verständnis und trägt dazu bei, die Gesellschaft ein kleines bisschen besser zu machen“.
Quelle: Bischofskanzlei Schwerin (cme/cke)