Flüchtlingsrat MV fordert ausreichend Regelschulplätze für Kinder Kultusminister wollen gemeinsame Strategie für Flüchtlinge
07.10.2016 · Bremen/Schwerin.Die Kultusministerkonferenz will auf ihrer Herbsttagung in Bremen Impulse zur Integration von geflüchteten Schülern und Studenten setzen. "Wir wollen dazu eine gemeinsame Willenserklärung aller Bundesländer verabschieden", sagte die Bremer Wissenschaftssenatorin und Gastgeberin Eva Quante-Brandt (SPD) zum Auftakt am Donnerstag. Im vergangenen Jahr habe Deutschland zwischen 350.000 und 400.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche aufgenommen. Sie in Schule und Ausbildung zu integrieren, sei eine "große Herausforderung".
Am Rande der Konferenz forderten Flüchtlingshilfsorganisationen eine "Schule für alle ohne Ausnahmen". Bundesweit seien zurzeit Zehntausende junger Flüchtlinge vom Schulalltag ausgeschlossen, kritisierten unter anderem Vertreter der Landesflüchtlingsräte und der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Sie verlangten ausreichende Regelschulplätze für neu zugezogene Kinder und Jugendliche. Spätestens zwei Wochen nach Ankunft müsse die Schulpflicht mit Bildungsangeboten umgesetzt werden, die zum Lern- und Bildungsstandard der Kinder passen. Außerdem benötigten junge Menschen bis 27 Jahre die Möglichkeit, flächendeckend und systematisch schulische Bildung und Abschlüsse nachzuholen. Förderungen wie das Bafög müssten auch für Flüchtlinge angeboten werden.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden nach Angaben des Landesflüchtlingsrates viele jüngere Kinder im Alter ab sechs Jahren für Monate ausgeschlossen, beispielsweise wenn sie in Erstaufnahmeeinrichtungen leben. Aber auch schulpflichtige Jugendliche ab etwa 15 Jahren warteten oft monatelang auf einen Platz in einer Berufsschulklasse mit Deutschförderung, hieß es. Kinder und Jugendliche mit gymnasialer Vorbildung würden oft nicht an Gymnasien weiterbeschult, obwohl sie nach Deutschsprachförderung durchaus in der Lage wären, dem Unterricht zu folgen. Es müssten jetzt unverzüglich ausreichende Regelschulplätze für neu zugezogene, schulpflichtige Kinder und Jugendliche zur Verfügung gestellt werden, forderte Flüchtlingsratsvorsitzende Ulrike Seemann-Katz.
Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte, bundesweit fehlten insgesamt etwa 30.000 Lehrkräfte: "Der Lehrerberuf muss wieder attraktiver werden." Die Aktivierung von Lehrkräften im Ruhestand, im Mutterschutz und in der Elternzeit könne einen Beitrag leisten, um die Situation zu verbessern, ergänzte Eisenmann. Auch wer kein zweites Staatsexamen habe und deshalb nicht in den regulären Schuldienst aufgenommen werde, könne unter Vertrag genommen werden, um Deutsch zu unterrichten. "Das Erlernen der Sprache ist bei der Integration zentral", sagte Eisenmann. Eine Verkürzung der Lehrerausbildung lehnte sie allerdings ab: "Das ist der falsche Weg."
Quelle: epd