Gemeinsamen Erklärung zum Jahr 2017 "Fast revolutionäres Ereignis": Kirchen wollen sich zum Reformationsjubiläum versöhnen

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (l.), und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
16.09.2016 · München.

Katholiken und Protestanten gehen vor den Feiern zum 500. Reformationsjubiläum aufeinander zu. In den vergangenen Jahrhunderten seien zu Reformationsjubiläen stets die konfessionellen Gegensätze betont worden. "Die bevorstehende 500-Jahr-Feier soll ausdrücklich ein anderes Zeichen setzen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag in München vorstellten.

Der Münchner Kardinal Marx nannte die Präsentation des Textes "ein fast revolutionäres Ereignis". Erstmals werde ein Reformationsjubiläum in ökumenischer Gemeinschaft begangen. Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm sagte: "Natürlich feiern wir dieses Jubiläum mit einem unterschiedlichen Begeisterungslevel." Doch könne man heute mit den bleibenden Unterschieden besser umgehen als frühere Generationen.

In dem sogenannten Gemeinsamen Wort mit dem Titel "Erinnerung heilen - Jesus Christus bezeugen" heißt es unter anderem: "Um das rechte Verständnis der Wahrheit des Evangeliums muss weiter gerungen werden." Dabei sollten sich aber die einen nicht auf Kosten der anderen profilieren.

Die evangelische Kirche feiert im kommenden Jahr 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

Das Gemeinsame Wort ist Teil eines Versöhnungsprozesses, der unter der Überschrift "Healing of Memories" (Heilung der Erinnerungen) steht. Zur Heilung der Erinnerungen soll auch eine gemeinsame Pilgerreise von Spitzenvertretern beider Kirchen ins Heilige Land im Oktober beitragen. Für den 11. März nächsten Jahres ist ein zentraler ökumenischer Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim geplant.

Quelle: epd