Bischof von Maltzahn besuchte Kirchenregion Ludwigslust-Dömitz Kooperationen bieten neue Wege zu den Menschen
25.09.2016 · Ludwigslust. „Wir haben viel gesehen, erfahren und Beeindruckendes in den Kirchengemeinden erlebt.“ Dieses Fazit zog der Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn am Sonntag zum Abschluss der Besuchswoche in der Kirchenregion Ludwigslust-Dömitz.
In seiner Predigt in der Kirche Grabow sprach der Bischof ebenso die Sorgen und Probleme an, von denen er und weitere kirchliche Vertreter des Kirchenkreises und der Landeskirche in den vergangen Tagen gehört haben. Nach den Worten von Andreas v. Maltzahn litten Orte in der Region darunter, „dass die jungen Leute wegziehen. Jugendarbeit ist schwieriger geworden. Und doch gibt es eine beeindruckende Junge Gemeinde in Ludwigslust, in der Gemeinschaft gelebt wird“. Andernorts gebe es junge Teamer, die in der Arbeit mit Kindern aktiv seien.
Dankbar für ehrenamtliches Engagement
Beeindruckt zeigte sich der Bischof, wie viel durch Ehrenamtliche in den 13 Kirchengemeinden der Region Ludwigslust-Dömitz bewegt werde. „Da sind es oft genug immer Dieselben, die die anfallende Arbeit schultern. Manche begleiten die Gottesdienste musikalisch, andere kümmern sich um das Bauen oder den Friedhof oder die Küsteraufgaben. Wieder andere sind in der Flüchtlingsarbeit aktiv oder inszenieren ein Stück von Oscar Wilde oder etwas Selbstgeschriebenes, und das Dorf ist mit dabei.“ Nicht zuletzt sei er ebenso dankbar für die Bereitschaft, sich im Kirchengemeinderat zu engagieren, so der Bischof.
Andachten an besonderen Orten des Leidens
Im Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamtlichen werden vielerorts neue Wege zu den Menschen gesucht. So gebe es Kindercamps und Kooperationen, die mit Schulen und Kindertagesstätten ins Leben gerufen worden seien. „Wo andernorts Biker-Gottesdienste gefeiert werden, wurde bei Ihnen einen Traktorengottesdienst entwickelt“, sagte der Bischof in seiner Predigt und nannte als ein weiteres Beispiel: Passionsandachten an Orten des Leidens unserer Zeit. Die fänden zum Beispiel an einer Kreuzung mit tödlichen Unfällen statt; am ehemaligen Konsum, der als Ort der Kommunikation vermisst wird oder an einer Bushaltestelle, „an der nur selten noch ein Bus hält und dafür steht, dass Menschen sich von der gesellschaftlichen Entwicklung abgehängt fühlen – solche Passionsandachten nehmen das Kreuz der Menschen heute auf“, so der Theologe.
Mit ,Dorf+Modell‘ spannenden Ansatz gefunden
Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion im Kirchenkreis Mecklenburg zu den künftigen Kriterien für Stellenpläne sprach Bischof v. Maltzahn von der Versuchung, sich das Hemd näher sein zu lassen als den Rock und sagte wörtlich: „Wenn alle an der zu kurzen Tischdecke ziehen, kommt dabei nichts Gutes heraus. Manchmal hilft es aber, die Tischdecke anders zu legen.“ So habe die Regionalkonferenz Dömitz-Ludwigslust „mit dem ‚Dorf+Modell‘ ein spannendes Konzept überlegt, wie man die vorhandenen Stellen besser einsetzen könnte“. Der Ansatz, die Dorfpfarrstellen zu stärken, in Teams zusammenzuarbeiten und gemeinsam auch Verantwortung in den Städten zu tragen, sei verheißungsvoll. Denn es werde nach dem besten Einsatz der Mitarbeitenden für das Ganze gefragt. Der Bischof ermutigte die Kirchengemeinden dazu, dass Konzept weiter zu entwickeln. „Auch wenn sich für jede Gemeinde etwas ändern wird – alle können dabei gewinnen. Vor allem das angedachte Miteinander – miteinander arbeiten und leben – ist das Gebot der Stunde!“
Gespräch stärkt den gesellschaftlichen Frieden untereinander
Im Blick auf die Gesellschaft beunruhigen Bischof v. Maltzahn die derzeitigen Polarisierungen. „Andersdenkende auszugrenzen oder gar zu verteufeln, das hat noch nie einer guten Sache gedient, sondern dem Bösen.“ Nur wenn man im Gespräch miteinander bleibe, „stärken wir den Frieden. Das schließt durchaus ein, die Auseinandersetzung in der Sache klar zu führen.“ Dabei sei es wichtig, sich gegenseitig Rechenschaft zu geben über die Gründe der jeweiligen Ansichten.
Kirche und Kommunen vor gleichen Herausforderungen
Bereits am Freitag hatte die bischöfliche Besuchsgruppe den Austausch mit kommunalen Verantwortungsträgern aus dem Landkreis und den Gemeinden gesucht. Bei einem Empfang in Eldena wurde deutlich, dass „Kirchengemeinden und Kommunen noch enger als bisher kooperieren sollten“, so Andreas v. Maltzahn. Denn oftmals stünde man vor den gleichen Herausforderungen, zum Beispiel bei anstehenden Gemeindefusionen. Zugleich stellte der Bischof fest, dass von früheren Berührungsängsten zur Kirche kaum noch etwas zu merken sei. „Kirchengemeinde und politische Gemeinde gehen heute viel selbstverständlicher miteinander um, organisieren Feste zusammen und bringen gemeinsam Projekte auf den Weg.
Quelle: Bischofskanzlei Schwerin (cme)