Pfarrscheune Wusterhusen Wiedergeburt als vielseitiges Dorfzentrum
01.04.2017 · Wusterhusen. Die Kirchengemeinde Lubmin-Wusterhusen hat Pläne für die Sanierung der historischen Pfarrscheune in Wusterhusen. Das denkmalgeschützte Fachwerkgebäude soll zum Treffpunkt für Gemeinde, Dorf und Touristen werden.
Wer durch Wusterhusen fährt, knapp 20 Kilometer östlich von Greifswald gelegen, bemerkt sie sofort: Die historische Fachwerkscheune an der Wolgaster Straße. Neben der Johanneskirche ist das rustikale Haus mit seinen gelben Lehmwänden und dem Rohrdach eines der auffälligsten Gebäude des Dorfs. Doch bei näherer Betrachtung fällt schnell auf, dass hier der Zahn der Zeit genagt hat. Das Dach ist löchrig, das Gebälk hat vor allem in Bodennähe durch Feuchtigkeit gelitten. Um das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten, ist Eile geboten. Das weiß auch Katrin Krüger. Gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat hat die Pastorin der Kirchengemeinde Lubmin-Wusterhusen Ideen entwickelt, wie die architektonische Rarität nicht nur erhalten, sondern als multifunktionales Dorf- und Gemeindezentrum wiedergeboren werden könnte.
Alte Bautechniken anschaulich erlebbar
„Wir planen, neben Veranstaltungsräumen zum Beispiel eine Kaffeeküche einzurichten und eine kleine Übernachtungsmöglichkeit“, so Katrin Krüger. Auch eine Sammlung historischer Ackergeräte und bäuerlicher Werkzeuge wäre denkbar, also eine Art ländliches Heimatmuseum. Bei Rundgängen durch die Scheune haben sich schon unmittelbar vor Ort etliche Ausstellungsstücke finden lassen, wie historische Bienenkästen aus Flechtwerk oder eine alte Heubodenleiter. Und auch das Bauwerk selbst könnte gewissermaßen zum Ausstellungsstück werden, denn selten seien alte Bautechniken noch so anschaulich erlebbar wie in der Pfarrscheune in Wusterhusen, meint die Pastorin.
Sanierung mit besonderem Reiz
Zur Realisierung der Pläne müsste auch ein Sanitärbereich eingebaut werden, mit Toiletten und einer Dusche. Gar nicht so einfach umsetzbar, denn der ursprüngliche Charakter und die Substanz der Pfarrscheune sollen soweit es möglich ist, erhalten bleiben. Das meint auch Architekt Klaus Berge, der von der Gemeinde mit der Planung beauftragt wurde. „Das macht für mich genau den Reiz derartiger Projekte aus, den Zustand des Hauses möglichst so zu erhalten oder wiederherzustellen, wie er war, als es gebaut wurde“, sagt der Architekt, der bereits Erfahrungen mit ähnlichen Vorhaben gesammelt hat. Zum Beispiel begleitete er die Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Küsterhauses im nahegelegenen Zarnekow und dessen Umgestaltung zum Gemeindehaus.
Lehmwände und geschmiedete Beschläge
„Die Lehmwände der Pfarrscheune bleiben, wo sie stabil und intakt sind, im Originalzustand bestehen“, sagt Klaus Berge. Selbst beschädigte Lehmmauern sollen wieder in Lehmbauweise restauriert werden. Denn gerade diese Technik sei charakteristisch für die Scheune, betont der Architekt. Das alte Balkenwerk wird nur dort ausgetauscht, wo es unvermeidbar ist. Die historischen Tore und Türen mit ihren geschmiedeten Beschlägen werden fachgerecht aufgearbeitet, so die Planungen. „Die temporäre Nutzung, also nur während der wärmeren Monate, kommt dem Strukturerhalt entgegen“, sagt der Architekt. Denn aufwändige Dämmmaßnahmen und der Einbau einer Heizung entfallen.
Anschluss an geplante Romantikroute
Das Scheunenprojekt sei schon etwas Besonderes, ist Klaus Berge begeistert. Aber möglichst schnell sollte es mit der Umsetzung gehen, vor allem wegen des undichten Dachs. Wenn hier dauerhaft Feuchtigkeit eindringe, beschleunige sich der Verfall zusehends, so die Einschätzung des Fachmanns. Die Realisierung der ambitionierten Pläne der Kirchengemeinde ist vor allem eine Frage der Finanzierung. „Wir sind momentan dabei, mehrere Förderanträge zu stellen“, sagt Katrin Krüger, die auf vielfältige Synergieeffekte hofft. Besonders attraktiv könnte die Pfarrscheune für Radtouristen sein. „Das Karl-Lappe-Zentrum, das an den pommerschen Dichter erinnert und sich im Pfarrhaus Wusterhusen befindet, soll Anschluss an die vom Tourismusverband geplante Romantikroute von Greifswald nach Wolgast erhalten, dann wäre die Scheune eine willkommene Rast- und Einkehrmöglichkeit für Radler“, stellt sich Katrin Krüger einen Teil der Zukunft der Pfarrscheune vor.
Name für Scheunenprojekt gesucht
Neben dem Pfarrgarten als Ruhepunkt und gleichsam grüner Oase sowie dem Karl-Lappe-Zentrum könnte die Scheune als Teil des Wusterhusener Pfarrhof-Ensembles außerdem eine Etappe der entstehenden Veranstaltungsreihe „Spiritueller Sommer in Pommern“ werden. Wichtig sei der Kirchengemeinde bei allen Zukunftsplänen, dass das Konzept offen sei, sich nicht nur an Kirchenmitglieder, sondern an alle Dorfbewohner sowie an touristische Gäste richte, so Katrin Krüger. „Wir hoffen noch auf vielfältige Nutzungsideen aus der Kirchengemeinde und aus dem Dorf.“ Was dem Projekt neben der Finanzierung noch fehlt, ist ein origineller und eingängiger Name. „Aber wir sind in der Gemeinde schon eifrig am Überlegen“, so die Pastorin.
Quelle: PEK (sk)