Festliche Amtstracht Universitätsprediger Thomas Klie erstmals im Rostocker Ornat
10.04.2017 · Rostock.Der Rostocker Universitätsprediger Professor Thomas Klie hat jetzt eine festliche Amtstracht, die er nach über 400 Jahre alten Vorbildern anfertigen ließ. Der evangelische Theologieprofessor trug das sogenannte Rostocker Ornat erstmals am Palmsonntag (9. April) beim Gottesdienst in der Universitätskirche. Die neue Amtstracht besteht aus einem schwarzen Untergewand mit 17 Knöpfen, einem schwarzen Oberhabit und einer hanseatischen weißen Halskrause.
Ornate werden heute nur noch in den Hansestädten Lübeck ("Lübsche Tracht") und Hamburg ("Hamburger Ornat") als Standestracht von den Pastoren getragen. Das Rostocker Grundgewand ähnelt den Ornaten von Lübeck und Hamburg. Jedoch ist das Rostocker Exemplar am Obergewand mit schwarzem Samt verziert. Auch die Ärmel sind mit schwarzem Samt abgesetzt.
Professor Klie habe sich für diese "Dienstkleidung" vor allem an alten Gemälden orientiert, die um 1600 entstanden. Die Recherche, ob es in Rostock bereits früher solche Ornate gegeben habe, sei schwierig gewesen, sagte der Wissenschaftler für Praktische Theologie. Er denke eher nein, weil die Pastoren zur damaligen Zeit arm gewesen seien und noch lange die alten Messgewänder trugen. Für die zweite Pastorengeneration nach der Reformation habe es keine bindenden Bekleidungsvorschriften gegeben.
Die 17 Knöpfe des Untergewandes hätten symbolische Bedeutung, sagte Klie. Zehn Knöpfe stünden für die zehn Gebote und die restlichen sieben für die Bitten des Vaterunsers. "Wenn ich das Untergewand anziehe, meditiere ich schon durch das Knöpfen meinen Glauben."
In Schnitt und Ausführung unterscheiden sich Ornate von Talaren, die vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. Anfang des 19. Jahrhunderts eingeführt wurden. Der preußische Talar setzte sich schnell auch weit über Preußen hinaus als gottesdienstliches Gewand der evangelischen Pfarrerschaft durch, in Mecklenburg ab 1852. Heute ist der sogenannte preußische Talar das Erkennungszeichen protestantischer Geistlichkeit. Bis in die 1970er Jahre hinein wurde aber in mecklenburgischen Hansestädten auch noch die Halskrause getragen.
Quelle: epd/kmv