Bischöfin: "Hamburg ist eine verwundete Stadt" Bürgerlicher Demo-Zug gegen G20-Politik

08.07.2017 · Hamburg.

Mehrere tausend Menschen haben am Sonnabend unter dem Motto "Hamburg zeigt Haltung" gegen die Politik der G20-Staaten protestiert. Die Polizei sprach zu Beginn von 1.000 Teilnehmern, die Veranstalter bei der Abschlusskundgebung von 10.000. Mitgeführt wurde ein 370 Meter langer "Weltschal" mit bunten Flaggen, die Frauen aus dem armen Stadtteil Veddel gestrickt hatten. Angeführt wurde die Demo von Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Stefan Heße, Thalia-Intendant Joachim Lux und zahlreichen Politikern von SPD und Grünen.

Nach den Worten von Bill de Blasio, Bürgermeister von New York, gibt es in den Städten der USA seit der Wahl von Präsident Donald Trump einen hoffnungsfrohen Wandel. Die Menschen wollten eine solidarische Welt ohne Rassismus und mehr Respekt der Reichen für die arbeitende Bevölkerung, sagte der demokratische Politiker. Es gebe derzeit in New York mehr Demonstrationen als in den Jahren zuvor. Die USA hätten eine "Identitätskrise" und es brauche viel Arbeit zu ihrer Überwindung. Er appellierte an die Stadtbevölkerungen, den "Kampf für Mutter Erde" nicht aufzugeben.

Bischöfin Fehrs kritisierte die Ausschreitungen der Autonomen in der Nacht zuvor. Sie sei über die rohe Gewalt der "Polit-Hooligans" erschüttert. "Das hat nichts mehr mit Protest zu tun." Fehrs kritisierte die antidemokratischen Tendenzen von Staatschefs wie Trump, Putin, Erdogan und Xi Jinping. Menschenrechte, Demokratie und Meinungsfreiheit seien nicht verhandelbar.

Nach den Worten der Berliner Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan (SPD) müsse auch danach gefragt werden, woher "dieser unbändige Hass" denn komme. Gewalt werde verstärkt durch öffentliche Aufmerksamkeit, und es sei notwendig, aus diesem "Teufelskreis" herauszukommen. Sie äußerte sich skeptisch zum Sinn des G20-Gipfels. Es sei fraglich, ob die Teilnehmer überhaupt miteinander reden. Es wäre sinnvoller, die G20-Gipfel im Rahmen von UNO-Treffen zu organisieren.

Der EU warf Schwan eine menschenrechtswidrige Flüchtlingspolitik vor. Die Flüchtlingsströme hätten dazu geführt, dass jetzt über Hilfen für Afrika diskutiert werde, obwohl die Probleme seit langem bekannt seien. Notwendig wären faire Rahmenbedingungen beim Handel, in der Fischerei und beim Rohstoffabbau.  

Vor der Demo hatten die christlichen Kirchen in Hamburg mit einem gemeinsamen Gottesdienst ihren Protest gegen die Politik der G20 zum Ausdruck gebracht. 116 Länder seien kritisch verschuldet, kritisierte Bischof Charles Jason Gordon von Barbados in seiner Predigt. Ein Prozent der Weltbevölkerung besitze mehr als die übrigen 99 Prozent. Es fehle an "moralischer Energie". Mehr als 800 Christen waren in die Hauptkirche St. Katharinen gekommen. Gebetet wurde auch für die Verletzten der vergangenen Nacht. Hamburg sei eine "verwundete Stadt", sagte Bischöfin Fehrs.

Quelle: epd