Playmobil-Luther GPS-Schnitzeljagd: Mini-Reformator vor dem Endspurt
15.07.2017 · Hohenselchow. Lars Fischer aus dem uckermärkischen Hohenselchow hat vor zwei Jahren Martin Luther als Playmobil-Figur auf eine Reise zu 36 Lebens- und Wirkungsstätten des berühmten Theologen geschickt. Wenige Monate vor dem 31. Oktober im Jubiläumsjahr der Reformation hat der reisende Luther noch einige Stationen vor sich.
Der kleine Mann ist nur 7,5 Zentimeter groß und dennoch hat er in gut zwei Jahren bereits mehr als 9.000 Kilometer zurückgelegt. Die Rede ist von Martin Luther. Genaugenommen von dessen Plastik-Abbild des Spielzeugherstellers Playmobil. Und in diesem besonderen Fall ist es keine beliebige der inzwischen mehr als eine Million mal hergestellten Figuren, sondern ein mit einem „Travel Bug“ ausgestatteter Playmo-Luther. Ein „Travel Bug“ ist ein Begriff aus dem Geocaching. Dabei handelt es sich um eine moderne Form der Schnitzeljagd, bei der als Geocaches bezeichnete Verstecke mit ihren geographischen Koordinaten im Internet veröffentlicht und anschließend per GPS-Gerät, also per Satelliten-Unterstützung, aufgefunden werden.
Schnitzeljagd begann im Mai 2015
Am 27. Mai 2015 hat Lars Fischer aus dem uckermärkischen Hohenselchow den Mini-Reformator auf eine Reise durch Deutschland geschickt. Geocaching ist das Hobby des 25-Jährigen, der im Gemeindebüro des evangelischen Pfarramts Hohenselchow und in der Friedhofsverwaltung tätig ist. Ein Geocache enthält ein Logbuch, in das sich der Finder einträgt, bevor er es wieder an der gleichen Stelle verbirgt. Mittels der „Travel Bugs“, einer speziellen Variante des Geocachings, werden Gegenstände von den Geocachern von einem Versteck zum nächsten transportiert und die so zurückgelegte Distanz im Internet protokolliert. Im Fall von Lars Fischers Schnitzeljagd ist dieser Gegenstand die Luther-Figur.
Luther hat Reiseroute immer dabei
Der „Travel Bug“ ähnelt einer militärischen Erkennungsmarke, ist mit einem Zahlencode versehen und durch eine kleine Kette fest mit der Figur verbunden. Die Bezeichnung für die Marke auf Wanderschaft kommt vom englischen „bitten by the travel bug“, was in etwa dem deutschen „vom Reisefieber gepackt sein“ entspricht. „Zusätzlich zum Travel Bug habe ich ein Schild mit den Reisezielen an der Figur befestigt“, erzählt Lars Fischer. So bekommt der jeweilige Finder auch in analoger Form die entsprechenden Infos. In der kleinen blauen Schachtel, in der die Luther-Männchen verkauft werden, befindet sich neben der Figur, mit Bibel und Schreibfeder, auch eine kleine Karte mit 36 Wirkungsstätten des Reformators. „An dieser Karte habe ich mich für die Reiseroute orientiert“, sagt Lars Fischer.
Ein Jahr auf Abwegen unterwegs
Mittels der Internet-Einträge der Geocacher, die den Travel Bug-Luther von Ort zu Ort bringen, lässt sich der Weg des Playmobil-Reformators verfolgen. Außerdem gibt es einen eigenen Internetauftritt unter www.facebook.com/luther.geocaching.reise bei Facebook. „Die Luther-Figur hat sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten recht schnell bewegt“, schätzt Lars Fischer das Reisetempo ein. Es gab zwischendurch auch immer mal wieder ruhigere Phasen, in denen der Playmobil-Luther sich kaum oder gar nicht weiterbewegte. Aber immerhin hat er inzwischen 14 Stationen geschafft. Im Sommer 2015 besuchte der Plastik-Reformator kurz hintereinander Leipzig, Jena und Wittenberg. Danach sei er ein Jahr lang auf völlig falschen Wegen unterwegs gewesen, zumindest was die geplante Route entlang der 36 Stationen betrifft, berichtet Lars Fischer.
Persönlicher Ehrgeiz beschleunigt Reisetempo
Zwischendurch brachten manche Geocacher die Figur mitunter ganz woanders hin. Mehr als 600 Stationen sind bereits auf dem Weg der Figur markiert. Im Sommer 2016 war der Playmo-Luther dann wieder auf der richtigen Spur und erreichte Eisenach, Erfurt und Weimar. Allein am 17. Juli 2016 hakte er gleich drei Ziele auf seiner Liste ab: Eisleben, Magdeburg und Halle. „Wenn Ort und Zeit so nah beieinander liegen, war es mit Sicherheit ein und derselbe Geocacher, der den Luther bewegt hat“, weiß Lars Fischer. Da spiele auch schon mal persönlicher Ehrgeiz eine Rolle. Das ursprünglich anvisierte Ziel, alle 36 Stationen bis zum 31. Oktober dieses Jahres zu besuchen, wird der Mini-Luther wohl nicht mehr erreichen. Aber möglich ist es mit einem zügigen Endspurt natürlich noch, das kommt ganz darauf an, wie engagiert die Geocacher sind, die ihn noch entdecken und mitnehmen.
Travel-Bug-Reise als Medienereignis
„Möglicherweise wird der eine oder andere Hobby-Schnitzeljäger noch auf die Aktion aufmerksam“, so Lars Fischer. Die Berichte über den Travel-Bug-Luther füllen in seinem Büro bereits einen ganzen Aktenordner. „Deutschlandweit wurde in Zeitungen und im Radio vor allem im Sommer nach dem Start darüber berichtet“, staunt Lars Fischer noch immer über den großen Erfolg, den seine Idee hatte. „Die Aktion hat in einem Ausmaß Wellen geschlagen, mit dem ich nicht gerechnet habe. Das war eine spannende Erfahrung.“ Und wo steckt Klein-Luther momentan? Zuletzt hielt er sich eine Weile in der Nähe von Bonn auf, ist von dort aber bereits wieder aufgebrochen.
Playmobil-Luther könnte im Museum enden
„Vielleicht schafft er ja doch noch ein paar Stationen vor dem Reformationstag“, hofft Lars Fischer. Doch egal, ob es wie geplant bis zum 31. Oktober oder erst später gelingt. Wenn die Figur die Route komplett geschafft hat, möchte er den Playmobil-Luther gern wieder nach Hohenselchow zurückholen. Natürlich werde er dann so einige Abnutzungsspuren haben, die ihn dann aber nur umso wertvoller machen, meint Lars Fischer. „Am liebsten würde ich ihn dann als Ausstellungsstück einem Luthermuseum spenden, zum Beispiel dem Lutherhaus in Wittenberg.“
Quelle: PEK (sk)
Mehr
Die Luther-Reise im Internet:
Facebook: www.facebook.com/luther.geocaching.reise
Reise des Travel Bug: coord.info/TB6RCMJ
Meldung vom 20.10.2015
Miniatur-Reformator vom Reisefieber gepackt