Marie-Luise Marlow ist neue Pastorin auf der Insel Rügen "Das wunderbare Miteinander erfüllt mich mit Zuversicht“
14.03.2017 · Putbus.Es ist ein Spätwintertag, an dem Marie-Luise Marlow durch den Putbuser Schlosspark spaziert, doch der Frühling lässt sich schon erahnen. „Bis zu dieser Stelle des Parks habe ich es bisher noch gar nicht geschafft“, erzählt die Pastorin. „Ich bin ja gerade erst hier angekommen und alles ist noch neu für mich.“ Die junge Pastorin hat an einem ganz besonderen Arbeitsort ihre Stelle angetreten. Ihr Amtszimmer befindet sich in der frisch sanierten Putbuser Schlosskirche. Diese steht inmitten eines weitläufigen Parks mit Wildgehegen, die bis auf wenige Meter an die Kirche heranreichen und in denen halbzahme Hirschherden umherstreifen. „Manchmal sind die Hirsche während des Gottesdienstes durch die Kirchenfenster zu sehen“, hat Marie-Luise Marlow schon beobachtet. Eine weitere Besonderheit ist die Kita, die ihr Domizil innerhalb des Schlosskirchengebäudes hat. „Ich finde es total schön hier, mit der Schlosskirche und ihrer Verbindung aus Amtszimmer, Gemeinderaum und Kindertagesstätte. Die Räumlichkeiten sind ideal, hier lässt sich viel gestalten“, freut sich die Pastorin über ihre neue Wirkungsstätte.
Spannende Themen: Glaube und Religion
Geboren wurde Marie-Luise Marlow 1984 in Rostock. Kindheit und Jugend verbrachte sie in Dierhagen. „Ich komme nicht aus einer kirchlichen Familie, habe mich aber schon immer sehr für die Themen Glaube und Religion interessiert und fand das unheimlich spannend“, erzählt die junge Pastorin. Als Zehnjährige wünschte sie sich eine Kinderbibel zu Weihnachten. Die Eltern waren zwar etwas verwundert über diesen Wunsch, die Bibel aber bekam sie. Auf das Verständnis und die Unterstützung ihrer Eltern konnte und kann sie sich immer verlassen. „Ich war durchaus aufgeschlossen für die gesamte Vielfalt der Religionen, nicht nur für das Christentum, hätte als Jugendliche aber nicht geahnt, dass ich mal diesen Weg einschlagen und Pastorin werden würde.“ Nach dem Abitur in Ribnitz-Damgarten war ihr Plan zunächst, etwas mit Kindern zu machen. „Mit Kindern zu arbeiten, war schon immer mein Wunsch, ich wusste nur noch nicht, auf welche Weise.“ So entschloss sie sich zunächst für einen Au-pair-Aufenthalt in Irland, wo sie im Jahr 2004 bei ihrer Gastfamilie drei Kinder betreute.
Taufe war Ergebnis eines inneren Weges
Zurück in Deutschland begann sie ein Lehramtsstudium in Greifswald mit der Kombination Religion und Deutsch. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass Lehrerin doch nicht das Richtige ist und bin nach zwei Semestern auf Theologie umgestiegen.“ Ausschlaggebend war das Interesse an Religion, ein konkretes Berufsziel hatte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht. „Ich wollte einfach mal sehen, was passiert“, sagt die junge Frau lächelnd. „Und Spaß sollte mir das Studium auch machen.“ Und das tat es. Dazu trugen unter anderem mehrere Projekte bei, die sie bei Theologieprofessor Dr. Roland Rosenstock begleitete. Während des Studiums kam dann der Moment, in dem sie entschied, sich taufen zu lassen. Die Entscheidung stand am Ende eines langjährigen inneren Weges, einer gewachsenen Entwicklung. „Irgendwie hat mich die Glaubensfrage immer umgetrieben. Es gab da kein konkretes Erlebnis“, beschreibt Marie-Luise Marlow ihren Weg zur Taufe. In den Vorlesungen habe sie erlebt, wie Wissenschaft und Glaube ganz eng zusammengehen. Das faszinierte sie und so ließ sie sich zum Osterfest 2006 taufen.
Begeisterndes Vikariat in Gristow
Auch als getaufte Christin trug sie sich noch nicht mit dem Gedanken, möglicherweise einmal Pastorin zu werden. Stattdessen widmete sie sich zunächst ausgiebig dem, was sie am meisten begeistert: soziales Engagement und Reisen. Leidenschaften, die sie dadurch verband, dass sie mehrere Auslandspraktika absolvierte. So arbeitete Marie-Luise Marlow in Argentinien und Peru in zwei Sozial-Projekten sowie bei einer ökumenischen Menschenrechtsorganisation. „Ich habe mit Frauen und Kindern gearbeitet und konnte einen Einblick gewinnen, wie die Verbrechen der argentinischen Militärdiktatur aufgearbeitet werden. Die Erlebnisse während der Praktika waren prägend für mich und haben mich theologisch stark beeinflusst.“ So stark, dass sie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland beschloss, ins Pastorenamt zu gehen. Im Jahr 2013 begann ihr Vikariat in der Kirchengemeinde Gristow-Neuenkirchen nördlich von Greifswald. „Das war eine ganz tolle und wichtige Zeit für mich“, ist Marie-Luise Marlow noch immer begeistert. „Das Vikariat lief so super, dass mir deutlich wurde, dass es das Richtige für mich ist, dass ich das wirklich will und auch in all seinen Facetten schaffen kann.“ Durch die Geburt ihrer Tochter verlängerte sich die Vikariatszeit noch in sehr willkommener Weise.
"Ich wollte gern in Pommern bleiben“
Schließlich war das Vikariat vorüber und es stellte sich die Frage: Wohin? „Die Nordkirche ist ja riesig, aber ich wollte gern in Pommern bleiben, möglichst in der Nähe von Greifswald, wo mein Mann seine Ausbildung macht. Und es ist die Stadt, die mir durch mein Studium heimatlich wurde. Und ich liebe und brauche die Ostseeküste, insofern hat sich das mit Putbus gut ergeben.“ Seit Februar wohnt sie mit ihrer Familie in Vilmnitz im dortigen Pfarrhaus. Denn zum Pfarramt Putbus gehören neben der Kirchengemeinde Putbus auch die Gemeinden Vilmnitz und Kasnevitz und damit auch drei Predigtstätten: Die Schlosskirche Putbus, die St.-Jacobus-Kirche in Kasnevitz sowie die Vilmnitzer Kirche St. Maria Magdalena. „Natürlich gibt es auch überall was zu tun, aber insgesamt sind alle drei Kirchen in einem guten Zustand“, hat sich die Pastorin schon überzeugt. Zudem seien alle Kirchen ausgesprochen schön.
Im Amtszimmer herrscht Kommen und Gehen
Trotz der erst wenigen Wochen in der neuen Gemeinde ist Marie-Luise Marlow schon ganz akzeptiert und angekommen. „Es ist ein wunderbares Miteinander hier, das mich mit Zuversicht erfüllt.“ Das spürt auch, wer ihr Amtszimmer in der Schlosskirche betritt. Es ist nicht nur Büro, sondern ein Willkommensort, an dem immer wieder Besuch vorbeikommt, es herrscht ein Kommen und Gehen. Für jede und jeden hat die Pastorin ein strahlendes Lächeln und ein offenes Ohr. Dabei ist das Amtszimmer gar nicht so einfach zu finden. Ein kleiner Rundgang mit aufmerksamen Augen um die schöne Schlosskirche herum ist schon nötig, um das unauffällige Schild „Ev. Pfarramt Putbus“ zu entdecken. „Da werde ich mir noch etwas einfallen lassen, damit schon vom Haupteingang der Kirche aus sichtbar ist, wo ich zu finden bin.“ Ähnlich verhält es sich mit dem kaum erkennbaren Hinweisschild an der Zufahrt zur Kirche, an dem Ortsunkundige glatt vorbeifahren. Auch moderne Navis helfen hier nicht immer weiter. Über kurz oder lang muss ein neues Schild her, plant Marie-Luise Marlow. Besonders am Herzen liegt ihr die Kinder- und Jugendarbeit. Die enge Verzahnung mit der Kita in der Schlosskirche möchte sie noch intensivieren. Neben der bereits bestehenden Christenlehre gibt es keine Angebote für Jugendliche in der Kirchengemeinde, was die Pastorin unbedingt ändern möchte und als eines ihrer ersten größeren Projekte betrachtet. Die Kontakte zur Kommune zu stärken und kulturelle Angebote weiter zu verknüpfen, stehen ebenfalls auf ihrer Liste. Viel zu tun also für die junge Pastorin, die mit ihrem Schwung viel in Putbus bewegen wird.
"Ich bleibe immer mitten in meiner Gemeinde“
Zeit für Privates, für ihre Familie soll aber auch bleiben. „Ich lese viel“, verrät Marie-Luise Marlow ihr Hobby. „Mein Mann und ich lesen uns auch gern gegenseitig vor.“ Dieses liebgewonnene Ritual wollen sie sich auch künftig bewahren. Ihre Freude an der Kreativität hingegen wird die Pastorin vor allem in die Kinder- und Jugendarbeit, zum Beispiel bei der Gestaltung von Themen-, Kinder- oder Familiengottesdiensten einbringen, die künftig noch häufiger stattfinden werden. Ab Mai geht Marie-Luise Marlow aber zunächst für ein Jahr in Mutterschutz und Elternzeit, sie erwartet ihr zweites Kind. Die Gemeinde sei aber gut aufgestellt für diese Zeit. „Das ehrenamtliche Engagement in der Kirchengemeinde ist einfach unglaublich. Die Menschen hier haben da ein engmaschiges Netz geknüpft.“ Und außerdem: „Ich bin nicht weg, ich wohne ja hier und bleibe auch in den kommenden Monaten immer mitten in meiner Gemeinde.“
Quelle: PEK (sk)