Abschlussgottesdienst des Kirchentags Keine Angst vor Auseinandersetzungen und der Traum von der einen Welt

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29.05.2017 · Wittenberg. Zum Abschluss des evangelischen Kirchentages in Berlin und Wittenberg hat Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au die Protestanten dazu aufgerufen, Auseinandersetzungen nicht zu scheuen. Dialog und Kontroversen gehörten zusammen, sagte die Theologin am Sonntag beim Festgottesdienst auf den Elbwiesen in Wittenberg vor mehr als 100.000 Gläubigen.
Aus der Au forderte dazu auf, auch mit denen zu reden, "die keinen Dialog führen wollen". Auch heute noch stritten sich die Protestanten wie einst die Reformatoren Martin Luther und Ulrich Zwingli, sagte die reformierte Schweizer Theologin mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum: "Das ist ur-protestantisch, und es lohnt sich." Klar sei aber auch: "Wir suchen die Auseinandersetzung mit Worten, nicht mit Waffen. Und von Angesicht zu Angesicht, nicht anonym im Netz."
Bedford-Strohm: "Neue Generation 2017"
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erinnerte im Schlussgottesdienst mit dem Blick von den Elbwiesen auf die Schlosskirche von Wittenberg, wo Luther 1517 seine Thesen angeschlagen haben soll, an die Reformation als Erneuerungsbewegung. Nach 500 Jahren werde vielleicht eine "neue Generation 2017" entstehen, die "aus dem Reformationsjubiläum einen Neuaufbruch zum Glauben mitnimmt".
Bedford-Strohm bezog sich auch explizit auf die Ökumene: "Wir haben als christliche Konfessionen verstanden, dass wir religiöse Erneuerung heute nie und nimmer mehr in Abgrenzung oder gar Abwertung der jeweils anderen Konfessionen erfahren können." Nach 500 Jahren Abgrenzung wolle er "endlich wieder zusammenkommen, den ganzen Reichtum unserer Tradition miteinander teilen und einfach Freundinnen und Freunde in Christus sein."
Erzbischof Thabo Makgoba: "Seid radikal"
Erzbischof Thabo Makgoba, Primas der Anglikanischen Kirche des südlichen Afrika hielt die Predigt im Abschlussgottesdienst. Er wandte sich an die jungen Menschen im Publikum und forderte sie auf: "Hört die Schreie der anderen und unseres Planeten! Hört, wie Gott sie hören würde." Wie einst Martin Luther King habe auch er einen Traum für die Welt. "Dass eines Tages all die narzisstischen, nationalistischen, isolationistischen Ausschweifungen der Gegenwart verschwinden werden" und stattdessen "ein weltweites Bewusstsein entstehen wird, dass wir eine Menschheit sind." Makgoba rief die Jugend dazu auf, die Welt zu verändern. "Seid radikal", rief er den jungen Menschen zu.
Seit Mittwoch hatten 106.000 Dauerteilnehmer und 30.000 Tagesgäste auf dem Protestantentreffen in Berlin über aktuelle politische Themen debattiert, Bibelarbeiten besucht, gesungen und gefeiert. Das Protestantentreffen stand im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums. Parallel zu den zentralen Veranstaltungen in Berlin wurden in Mitteldeutschland sechs regionale "Kirchentage auf dem Weg" gefeiert.
Quelle: epd/kmv
Weitere Informationen unter: www.kirchentag.de