Krebserkrankung Ministerpräsident Sellering tritt zurück - Schwesig soll Amt übernehmen
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30.05.2017 · Schwerin. Überraschender Rücktritt: Aus gesundheitlichen Gründen legt Ministerpräsident Erwin Sellering alle Ämter nieder. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig soll seine Nachfolgerin werden. Neue Bundesfamilienministerin wird Katarina Barley.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) zieht sich wegen einer Krebserkrankung von seinem Amt zurück. Das teilte der 67 Jahre alte Regierungschef am Dienstag vor einer Kabinettssitzung mit. "Bei mir ist vor einigen Tagen völlig überraschend eine Lymphdrüsen-Krebserkrankung festgestellt worden, die umgehend eine massive Therapie erfordert", erklärte Sellering. Er werde deshalb nicht mehr in der Lage sein, das Amt des Ministerpräsidenten so auszufüllen wie erforderlich.
Die Nordkirche reagierte mit großer Betroffenheit auf die schwere Erkrankung. "Unsere Gebete werden ihn in der Zeit seiner medizinischen Behandlung begleiten", sagte Landesbischof Gerhard Ulrich. "Wir wünschen ihm und seiner Familie Kraft und Gottes Beistand in dieser schweren Zeit." Fast neun Jahre habe Sellering die politischen Geschicke Mecklenburg- Vorpommerns "mit Augenmaß und Weitblick" gelenkt. Ulrich dankte ihm für "die wertschätzende und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Nordkirche".
Auch die katholischen Erzbischöfe Stefan Heße (Hamburg) und Heiner Koch (Berlin), in deren Zuständigkeitsbereich MV fällt, reagierten mit Bestürzung auf die Nachricht. "Wir versichern ihn unseres fürbittenden Gebets", teilten sie gemeinsam mit. Sie seien dem Ministerpräsidenten dankbar für die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit zum Wohle des Landes und seiner Menschen.
Schwesig soll neue Ministerpräsidentin werden
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) soll Nachfolgerin von Erwin Sellering werden. Das bestätigte SPD-Chef Martin Schulz am Dienstag in Berlin. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley wird neue Bundesfamilienministerin. Zu Barleys Nachfolger wurde kommissarisch Hubertus Heil bestimmt.
Schulz zufolge soll Schwesig in der kommenden Woche ihr Amt als Bundesfamilienministerin niederlegen. Sie habe sich als Ministerin einen großen Namen und ein großes Ansehen in der Öffentlichkeit erworben, sagte der SPD-Vorsitzende. Das Familienressort wird künftig von Barley geleitet. Die SPD-Fraktion habe in großer Geschlossenheit diesen Vorschlag unterstützt, sagte Schulz. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei bereits über die Personalie informiert worden.
"Die Betroffenheit ist bei uns allen tief", sagte SPD-Chef Schulz. "Wir sind alle mit unseren Gedanken und unseren Herzen bei ihm. Wir drücken die Daumen, dass er den Kampf, den er jetzt aufgenommen hat, gewinnen wird." Er habe großen Respekt vor Sellering und der Entscheidung, die er getroffen habe, sagte Schulz sichtlich bewegt. "Das ist eine schwere Prüfung, die ihm und seinen Angehörigen zugemutet wird."
Sellering: "Große Dankbarkeit"
Die SPD im Nordosten will für den 1. Juli einen Sonderparteitag einberufen. Sellering ist auch SPD-Landesvorsitzender. Nach fast neun Jahren als Ministerpräsident scheide er mit großer Dankbarkeit aus diesem Amt, sagte Sellering. Als Regierungschef habe er "einen Beitrag für eine gute Zukunft unseres Landes" leisten können.
Das Land habe an Wirtschaftskraft gewonnen, führte Sellering aus. Die Arbeitslosigkeit sei spürbar zurückgegangen. Es seien wichtige Verbesserungen für Familien und Kinder erzielt worden. "Und wir haben es geschafft, die Verschuldung des Landes abzubauen." Ihm persönlich sei immer sehr wichtig gewesen, für mehr Respekt vor ostdeutschen Lebensleistungen einzutreten.
Quelle: epd/kmv