"Wolkwitzer Madonna" wieder in Verchen Sanft lächelnde Maria kommt heim
06.05.2017 · Verchen. Die "Wolkwitzer Madonna", eine über 750 Jahre alte Schnitzfigur, ist nach einer bewegten Vergangenheit in die St. Marienkirche von Verchen am Kummerower See zurückgekehrt. Diese Ereignis feiert die Kirchengemeinde am Sonntag (7. Mai, um 14 Uhr) mit einem Gottesdienst.
Die mittelalterliche Holzskulptur zeigt eine bekrönte Maria mit Jesuskind auf dem Arm. Ein weiterer Grund zum Feiern ist für die Gemeinde die Neugestaltung des Haupteingangs der Verchener Kirche. Der Eingangsraum wurde renoviert und seine Seitenwände durch zwei neue Fenster des Künstlers Thomas Kuzio gestaltet. Dieser Raum wird auch der Platz sein, an dem künftig die rund 65 Zentimeter große, einst bemalte Madonnenfigur auf einem Sockel hinter Glas aufgestellt wird. Die Predigt während des Gottesdienstes hält Propst Gerd Panknin.
Unter dem Altar wiederentdeckt
„Man nimmt an, dass die Madonna von den Nonnen aus dem Altentreptower Kloster mit nach Verchen gebracht wurde und hier eine neue Heimat fand“, berichtet Pastor Detlev Brick von der bewegten Vergangenheit der um das Jahr 1250 in einer Lübecker Werkstatt entstandenen Figur. Wie die Madonna dann irgendwann in die Kirche nach Wolkwitz kam, etwa zehn Kilometer von Verchen entfernt, das ist ungewiss. Sicher ist hingegen, dass sie in der Wolkwitzer Kirche in den 1920er Jahren unter dem Altar wiederentdeckt wurde, wo sie viele Jahre eingemauert und so vor den Wirren der Kriege gesichert war. „Das Loch ist heute noch zu sehen“, sagt Detlev Brick. Nach der Befreiung aus dem Altar begann die Odyssee der Figur durch Museen und Ausstellungen. Schließlich gelangte sie, nachdem sie im Berliner Bodemuseum restauriert wurde, zunächst nach Greifswald und dann in das Demminer Regionalmuseum.
Madonna vermittelt Geborgenheit
Am kommenden Sonntag kehrt die Madonna dorthin zurück, wo sie vermutlich schon vor mehr als 760 Jahren stand. Dem sanften, wissenden Lächeln der Madonna konnten die vielen Jahrhunderte nichts anhaben. Auch nicht der liebevoll dargestellten Vertrautheit zwischen Maria und dem Jesuskind, das ebenso zärtlich wie verspielt nach dem Kinn seiner Mutter greift. Die mütterliche Darstellung der Madonna unterscheide die Figur von vielen anderen Mariendarstellungen, so Detlev Brick, den das Betrachten der Holzskulptur immer wieder aufs Neue berührt. „Es gibt auch herrschaftlich-hoheitliche Madonnen-Darstellungen, doch diese hat eine fürsorgliche und familiäre Ausstrahlung, die eine große Geborgenheit vermittelt“, sagt Detlev Brick. „Die Gemeinde ist froh, dass die Madonna zurückkehrt und wieder so, wie sie gedacht war, im Mittelpunkt einer Stätte der Einkehr steht“, so der Pastor.
Harmonie mit neuen Kirchenfenstern
In ihrem gleichzeitig neuen und alten Zuhause in der Verchener Kirche harmoniert die Madonna zwischen weißen Wänden mit den neuen farbigen Fenstern, die thematisch die Ornamente einiger Wandmalereien aufnehmen und interpretieren. Die Finanzierung der Fenster in Höhe von 16.000 Euro übernahm die Dr.-Weisbrod-Russ-Stiftung. „Der Künstler Thomas Kuzio hat den Fenstern mit den klassischen Farben der Maria, rot und blau, eine große Lebendigkeit verliehen. Sie haben eine Strahlkraft, die dennoch so dezent wirkt, dass die Fenster mit der Figur nicht konkurrieren, sondern ihr den angemessenen Rahmen geben“, meint Detlev Brick. Wer sich von dieser gelungenen Kombination selbst ein Bild machen möchte, ist am kommenden Sonntag herzlich nach Verchen eingeladen.
Quelle: PEK (sk)