Bericht von der achten Sitzung des Jahres Pommerscher Kirchenkreisrat: Empfehlung zur Einführung der Pfarrassistenz
08.09.2017 · Weitenhagen. Im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis sollen Pastoren von Verwaltungsarbeit entlastet werden. 20 neue Stellen könnten so entstehen. Der Kirchenkreisrat (KKR) beschloss auf seiner jüngsten Sitzung in Weitenhagen zugleich Zuschüsse für die Bachwoche und das Landeserntedankfest. Für ihr ehrenamtliches Engagement erhalten Ingrid Müller und Gerhard Ottensmeier das Ansgarkreuz.
Der Kirchenkreisrat empfiehlt der Kirchenkreissynode die Einführung einer Pfarramtsassistenz in Höhe von 20 Prozent pro 100-Prozent-Pfarrstelle befristet auf einen Zeitraum von sechs Jahren. Eine Arbeitsgemeinschaft soll damit beauftragt werden, Richtlinien und Inhalte der Pfarramtsassistenz zu beschreiben. Hintergrund dieses Beschlusses sind die 20 durch Ruhestand wiederzubesetzenden Pfarrstellen innerhalb der nächsten vier Jahre sowie die Wiederbesetzung aufgrund von Ruhestand jeder dritten Pfarrstelle im Kirchenkreis innerhalb der kommenden neun Jahre. Durch die drei Vertretungspfarrstellen und durch die Gemeindepastorinnen und -pastoren des PEK könne die Vakanzvertretung dann kaum noch bewältigt werden, so die Einschätzung des Kirchenkreisrats. Mit Blick auf die Kasualien (Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung), auf Gottesdienste und Seelsorge in vakanten Gemeinden sei es daher unabdingbar, den Pfarrdienst in bestimmten Aufgabenbereichen neu zu ordnen.
Eine Möglichkeit der enormen Entlastung sieht der KKR im Verwaltungsbereich. Vorbild ist ein Modell der sächsischen Landeskirche, das jeder 100-Prozent-Pfarrstelle eine Pfarrassistenz mit 25 Prozent zuordnet, also eine Verwaltungskraft, die der Pastorin oder dem Pastor die pfarramtliche Verwaltung abnimmt und so Freiräume für die eigentliche pfarramtliche Tätigkeit schafft. Die Finanzierbarkeit des für den PEK vorgeschlagenen Modells mit einer 20-Prozent-Assistenz pro voller Pfarrstelle wurde von der Finanzabteilung des Kirchenkreisamts berechnet und vom Finanzausschuss bereits geprüft und befürwortet. Demnach ist es möglich, dieses Pfarrassistenzmodell in einem zunächst befristeten Projekt über sechs Jahre bei einer angenommenen Zahl von 20 vollen Stellen Pfarramtsassistenz über die Rücklage der Pfarrkasse zu finanzieren.
Bachwoche ist langgepflegte Tradition
Weiterhin beschloss der Kirchenkreisrat, der Greifswalder Bachwoche eine zusätzliche Zuwendung aus der Haushaltsstelle für „Initiativen und Projekte“ zu bewilligen. Das überregional bedeutende Konzertereignis erhält zu den alljährlichen 2.000 Euro einen weiteren Zuschuss in Höhe von 3.000 Euro. Die große Zahl internationaler Gastmusiker habe die Bachwoche in diesem Jahr vor besondere finanzielle und organisatorische Herausforderungen gestellt, zudem befinde sich die Bachwoche zwar in Trägerschaft der Nordkirche, sie ist und bleibt jedoch für den PEK ein außergewöhnliches und wertvolles Festival geistlicher Musik, das mit 11.000 Besuchenden in diesem Jahr einen der Höhepunkte im kulturellen und geistlichen Leben im Kirchenkreis und in der Region darstelle, so der KKR, der den Organisatoren seinen herzlichen Dank aussprach. „Die Bachwoche ist eine langgepflegte Tradition und bei uns tief verwurzelt. Sie ist für die Kirchengemeinden in Greifswald, für die Menschen in der Stadt und in der Region und für den Kirchenkreis von allergrößter Bedeutung“, hieß es seitens des Kirchenkreisrats.
Großer Einsatz für zentrales Erntedankfest
Ebenfalls Unterstützung vom Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis erhält die Kirchengemeinde Siedenbollentin, die in diesem Jahr den Gottesdienst zum Landeserntedankfest in Mecklenburg-Vorpommern ausrichtet. Der KKR beschloss, der Kirchengemeinde eine Zuwendung in Höhe von 3.000 Euro aus der Haushaltsstelle für „Initiativen und Projekte“ zu bewilligen. Die Unterstützung erfolge angesichts des beträchtlichen Einsatzes für das zentrale Festereignis, der stets weit über die Möglichkeiten der Kirchengemeinde des jeweilig gastgebenden Ortes hinausgehe, hieß es zu dem Beschluss. Im vergangenen Jahr fand das Landeserntedankfest in Mecklenburg statt. Nun wird es wieder, wie 2015, in Pommern gefeiert. Als das Fest vor zwei Jahren in Semlow ausgerichtet wurde, hatte die Kirchengemeinde Semlow-Eixen ebenso wie jetzt Siedenbollentin 3.000 Euro vom Pommerschen Kirchenkreis erhalten.
Ansgarkreuz für Ingrid Müller Und Gerhard Ottensmeier
Der KKR beschloss, einer verdienten Ehrenamtlichen aus einer Kirchengemeinde des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises das Ansgarkreuz, die höchste Auszeichnung der Nordkirche, zu verleihen. Gemäß der Richtlinien der Nordkirche für die Verleihung dieses Dankeszeichens soll es Gemeindegliedern verliehen werden, „die durch großen persönlichen Einsatz in der kirchlichen Arbeit, vorbildliche Förderung der Kirche, ihrer Werke und Einrichtungen sowie durch beispielhaftes Eintreten für einen tätigen christlichen Glauben in der Öffentlichkeit hervorgetreten sind“. Die Bekanntgabe der ausgezeichneten Person erfolgt nach Prüfung durch das Landeskirchenamt (LKA). In der zurückliegenden Sitzung des KKR im Juli hatte das Gremium zwei Vergaben der Auszeichnung beschlossen. Diese sind inzwischen vom LKA geprüft und bestätigt worden. Demnach erhalten Ingrid Müller aus der Kirchengemeinde Gristow-Neuenkirchen und Gerhard Ottensmeier aus der Kirchengemeinde Pütte-Niepars das Ansgarkreuz.
Ingrid Müller ist langjähriges Mitglied des Kirchengemeinderats. Seit 20 Jahren leitet sie den von ihr gegründeten Frauenkreis. Mit dem vielfältigen Engagement dieses Kreises werden Veranstaltungen der Kirchengemeinde und der kommunalen Gemeinde unterstützt. Dazu zählen unter anderem das Sommerfest, das Erntedankfest oder das Gemeindefest. Zudem ist Ingrid Müller ehrenamtliche Küsterin, im Besuchsdienst tätig und ehrenamtlich in der Friedhofsverwaltung mitverantwortlich. Darüber hinaus ist sie aktives Mitglied im Neuenkirchener Glockenverein und im Verein zum Erhalt der Gristower Kirche.
Gerhard Ottensmeier spielte mehr als 20 Jahre lang die Orgel in den Gottesdiensten seiner Gemeinde. Als Mitglied und Vorsitzender des Kirchengemeinderats trug er viel Verantwortung, besonders in Zeiten der Vakanz. Gerhard Ottensmeier ist Mitglied des Kirchenchors, den er viele Jahre leitete, und Mitglied des Posaunenchors. Ferner war Gerhard Ottensmeier langjährig Synodaler. Ingrid Müller und Gerhard Ottensmeier tragen in außergewöhnlicher Weise die Gemeindearbeit in ihren Kirchengemeinden mit.
Stärkung der Schulstiftung
Mit einem Beschluss zur Ermäßigung des Erbbauzinses im Rahmen des Abschlusses eines Erbbaurechtsvertrags zwischen der Kirchengemeinde Benz und der Schulstiftung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland bezüglich der in Benz befindlichen Evangelischen Schule stellt sich der Kirchenkreisrat hinter die Arbeit der Schulstiftung. Gemäß den Grundstücksrichtlinien der Nordkirche sollte der Erbbauzins üblicherweise mindestens vier Prozent jährlich des Grundstückswertes betragen. Die Schulstiftung machte jedoch deutlich, dass unter diesen Umständen der Schulstandort wirtschaftlich nicht tragbar und somit gefährdet sei.
Der Kirchenkreisrat beschloss daher, einer Ermäßigung des Erbbauzinses auf zwei Prozent für die ersten zehn Jahre zuzustimmen. Der Kirchenkreisrat begründete diese Entscheidung mit der großen Bedeutung der Evangelischen Schule in Benz für die gesamte Insel Usedom. Bereits die Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises hatte mit einem Beschluss im Frühjahr, bei dem es um eine komplementäre Finanzierung der Schulstiftung mit bis zu 300.000 Euro für anstehende Investitionen ging, die zukunftsweisende Arbeit der Schulstiftung im Kirchenkreis und im Sprengel Mecklenburg und Pommern gestärkt und sich damit zu den Evangelischen Schulen bekannt.
Planungen für die Herbstsynode
Elke König, Präses der Synode des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, nahm an der Sitzung des KKR teil und informierte das Gremium über die Pläne für die Tagesordnung der Herbstsynode, die am 13. und 14. Oktober in Züssow stattfindet. Im Mittelpunkt der Synode wird die Haushaltsdebatte stehen. Darüber hinaus wird aber ein Teil der Synode dem festlichen Abschied der ersten Synode des PEK gewidmet sein, deren sechsjährige Amtszeit mit der Herbstsynode endet. Derzeit sind die Kirchengemeinderäte des Kirchenkreises zur Stimmabgabe für die Kirchenkreissynoden-Wahl aufgefordert. Die neue Synode tritt dann erstmals im Frühjahr 2018 zusammen. Dann konstituiert sich auch ein neuer Kirchenkreisrat.
Kirchenkreisrat dankt den Kreisdiakonischen Werken
Der Kirchenkreisrat hat beschlossen, der Empfehlung des Diakonieausschusses zu folgen und der Synode vorzuschlagen, den im Haushalt 2017 für die diakonische Arbeit im PEK zur Verfügung gestellten Betrag in Höhe von 150.000 Euro auch für das Haushaltsjahr 2018 vorzusehen. Für die Verwendung der Mittel folgte der KKR ebenfalls den Vorschlägen des Diakonieausschusses. Demnach sollen die Schwerpunkte auf Beratungsarbeit, auf der Arbeit mit Geflüchteten sowie auf der offenen Arbeit mit Behinderten liegen. Der KKR nahm diese Beschlussfassung zum Anlass, um den beiden Kreisdiakonischen Werken im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis, in Stralsund und Greifswald, für ihre unersetzliche Arbeit zu danken.
Außerdem befasste sich der KKR während der Sitzung mit zahlreichen weiteren Themen, unter anderem mit der Beteiligung von Kirchengemeinden an Pfarrlanderträgnissen, mit Personalfragen, mit Investitionsvorhaben, mit der Genehmigung einer Photovoltaikanlage, mit der Finanzsituation mehrerer Kirchengemeinden, mit der Unterstützung der Abschlussveranstaltungen zum Reformationsjubiläum in Pasewalk und Stralsund, mit weiteren Erbbaurechtsfragen, mit der Förderrichtlinie „Energieberatungen“, mit der Mietpreishöhe in Gebäuden des PEK sowie mit der Mittelvergabe für Baumaßnahmen. Die nächste Sitzung des Kirchenkreisrats findet am 19. September 2017 statt.
Quelle: PEK (sk/dav)