Bischof von Maltzahn stimmt mit Andacht auf MV-Tag ein "Vielfalt im ,Land zum Leben‘ als Reichtum verstehen“
19.05.2018 · Rostock. „Ein Land zum Leben, wo Himmel der Erde nah ist – nicht nur in der Schönheit unterschiedlicher Landschaften, sondern auch in der großen Vielfalt seiner Prägungen.“ Mit diesen Worten begrüßte Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn am heutigen Sonnabend die Besucher des Mecklenburg-Vorpommern-Tages auf dem Neuen Markt der Hansestadt Rostock. Gemeinsam mit der Rostocker Pastorin Elisabeth Lange nahm er in der Andacht direkten Bezug zum Motto des Landesfestes: „800 Jahre Rostock - Vielfalt entdecken im Land zum Leben!“.
Beispielhaft für die unterschiedlichen Prägungen sind laut Bischof v. Maltzahn die vielen Ortsnamen mit slawischen Wurzeln. Genauso präge das Platt Jochen Slüters, des Reformators Rostocks bis heute das Empfinden und Denken von Menschen im Norden. Das Hochdeutsche norddeutscher Zunge gehöre ebenso dazu – „alles andere als hastig, verlässlich, kein Wort zu viel“, so der Bischof und spannte den Bogen bis zum Englischen etc., das an der Alma Mater und der Hochschule für Musik und Theater der Hansestadt zu hören sei.
Ebenso vielfältig sind auch die geschichtlichen Prägungen am Beispiel Rostocks auszumachen. So erinnerte der Schweriner Bischof an die 600 Jahre universitären Lebens, mit ihrem Ringen um die Freiheit des Geistes, an die Erweiterung des Horizontes in der Zeit der Hanse oder die Aufbrüche durch Aufklärung und Reformation. Genauso gehören die Werte der jüdisch-christlichen Tradition dazu, „die vor die Hunde gingen in der Nazizeit und sich heute neu zu bewähren haben – in einer Zeit, in der Ökonomie und Markt zum Maß aller Dinge zu werden drohen und nicht der Mensch in seiner gottgeschenkten Würde“.
"Wurzeln sind vielfältig und bunt“
Verständlich, dass sich Menschen nach Identität sehnen, so der Theologe und erinnerte daran, dass jedoch „schon unsere geschichtlichen Wurzeln alles andere als reinrassig, sondern vielfältig und bunt“ sind. Verständlich auch, dass sich Menschen nach Vergewisserung sehnen. „Doch Verunsicherung überwindet man nicht durch Abgrenzung, sondern im Miteinander!“, ergänzte der evangelische Bischof. Verständlich sei ebenso, dass sich Menschen nach Zugehörigkeit sehnen. „Doch um sich heimisch zu fühlen, braucht es mehr an Verbundenheit als nur die mit einer Scholle“, so Andreas v. Maltzahn.
Es stelle sich auch die Frage, in welchem Geist wir miteinander leben und arbeiten“, so der Bischof und rief die biblische Pfingstgeschichte in Erinnerung. Damals sei Gottes Geist über die Freundinnen und Freude des zuvor gekreuzigten Jesu gekommen. Wortkarge Fischer hätten glühende Reden gehalten – und das in fremden Sprachen, die sie nie erlernt hatten. Menschen aller Herrn Länder konnten sie verstehen. „Das Wunder des Verstehens – über Barrieren von Sprache und Nationalität hinweg – dieses Wunder feiern Christinnen und Christen zu Pfingsten. Um das Wunder des Verstehens – hinweg über Grenzen von Weltbildern, sozialer Herkunft, politischer Überzeug – muss es uns in unserem Land gehen!“, so Bischof v. Maltzahn wörtlich. Gottes Geist ermutige dazu und schenke „Träume – Visionen, wie das Miteinander Verschiedener gelingen kann“.
"Niemand bleibt außen vor“
Als ein Beispiel dafür nannte der Bischof die Michaelsschule Rostock, in der Inklusion einmal andersherum geschehe: Eine Schule für Menschen mit Förderbedarfen öffnet sich für die anderen – und Heranwachsende lernten gemeinsam, ihre Gaben zu entwickeln. Ein anderes Beispiel seien Dorfgemeinschaften, die aufeinander achten. „Nicht der Mangel lässt sie zusammenhalten, sondern die Kraft der Hoffnung, die Zukunft ihres Ortes schöpferisch zu gestalten. Und niemand bleibt außen vor“, berichtete der Bischof
Vor diesem Hintergrund plädierte der Schweriner Bischof für „ein Land zum Leben, das seine Vielfalt nicht argwöhnisch beäugt, sondern als Reichtum versteht. Ein Land, das seine Schätze freimütig teilt, weil es weiß: Das Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt“. Zugleich träume er „von einem Land, in dem seine Bewohnerinnen und Bewohner bewegt sind von den wichtigen Fragen: nach Gott und letzten Wahrheiten; was sie tun können, damit Mitmenschlichkeit gelingt und wie Gerechtigkeit Wirklichkeit wird – für alle“.
In solch einem Land, so Bischof v. Maltzahn, „berühren sich Himmel und Erde.“ Die Menschen, die in Mecklenburg-Vorpommern leben, hätten „Grund zum Vertrauen – in ihre Fähigkeiten, ihre Kraft, vor allem aber auch in Gott. Er stärkt uns den Rücken, wo wir in seinem Sinne leben. Sein Geist wird uns dabei inspirieren“.
Das Trio Thomas Braun (Violine), Karl Scharnweber (Klavier) und Enrique Gonzalez Marcano (Kontrabass) begleiteten die Einstimmung musikalisch und gaben anschließend noch ein kleines Konzert auf der Landesbühne.
Quelle: Bischofskanzlei Schwerin (cme)